Zum Inhalt springen

Perfekt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2007 um 12:50 Uhr durch 217.232.28.246 (Diskussion) (Mehrteilige Verbform). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Perfekt ist im gesprochenen Deutsch die herrschende Verbform für die Beschreibung von Vergangenem z. B. im Satz „Ich habe gegessen“. Das Präteritum dagegen, welches die gleiche Zeitstufe ausdrückt wie das Perfekt, ist die Erzählzeit vor allem in schriftlichen Texten: „Ich aß“.

Auch vom Medium – gesprochene Sprache oder Schrift – abgesehen, lassen sich Unterschiede zwischen dem Perfekt und dem Präteritum ausmachen. Das Perfekt hat den Aspekt der punktuellen, vollendeten Handlung, die in der Vergangenheit abgeschlossen wurde und die Auswirkungen auf die Gegenwart hat. Beispiel: „Er hat gegessen.“ → „Er ist fertig mit dem Essen“. Das Präteritum (oft Imperfekt genannt) dagegen drückt häufig aus, dass eine Handlung zum Erzählzeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist: „Er aß.“ → „Er war gerade dabei, zu essen.“

Beispiele für die Konjugation

„arbeiten“

  • ich habe gearbeitet = vor 5 min habe ich gearbeitet
  • du hast gearbeitet = vor 5 min hast du gearbeitet
  • er/sie/es hat gearbeitet = vor 5 min hat er gearbeitet
  • wir haben gearbeitet = vor 5 min haben wir gearbeitet
  • ihr habt gearbeitet = vor 5 min habt ihr gearbeitet
  • sie haben gearbeitet = vor 5 min haben sie gearbeitet
  • Infinitiv: gearbeitet haben

„gesucht werden“ (Passiv)

  • ich bin gesucht worden
  • du bist gesucht worden
  • er/sie/es ist gesucht worden
  • wir sind gesucht worden
  • ihr seid gesucht worden
  • sie sind gesucht worden

„gehen“ (Aktiv)

  • ich bin gegangen = vor 5 min bin ich gegangen
  • du bist gegangen = vor 5 min bist du gegangen
  • er/sie/es ist gegangen = vor 5 min ist sie gegangen
  • wir sind gegangen = vor 5 min sind wir gegangen
  • ihr seid gegangen = vor 5 min seid ihr gegangen
  • sie sind gegangen = vor 5 min sind sie gegangen

Mehrteilige Verbform

Das deutsche Perfekt setzt sich aus der Personalform der temporalen Hilfsverben „haben“ und „sein“ und dem aussagenden Verb zusammen; im Passiv kommt noch die Form „worden“ hinzu. Die Personalform wird im Präsens konjugiert. Das aussagende Verb steht stets im Partizip II und ist daher in jeder Person gleich. Das Partizip II findet auch in anderen Zusammenhängen Verwendung, beispielsweise als attributives Adjektiv, wo es dekliniert wird (Beispiel: „Geschnittenes Brot schimmelt leicht“).

Vergleich mit anderen Sprachen

Sehr ähnlich wie das deutsche Perfekt Passiv wird das lateinische Perfekt Passiv gebildet: Mit Partizip Perfekt Passiv und einer Präsensform von esse („sein“). Nur für das deutsche „worden“, das im Grunde aber auch überflüssig ist, gibt es im Lateinischen keine Entsprechung.

Bsp.: Laudatus est. – Er ist gelobt worden.

Im Aktiv geht das lateinische Perfekt andere Wege als das Deutsche. Die Verben haben einen speziellen Perfektstamm und Personalendungen, die dem Perfekt vorbehalten sind.

Perfekt mit „haben“ oder „sein“?

Das Perfekt der meisten Verben wird mit „haben“ gebildet, im übrigen auch bei allen reflexiven bzw. reflexiv gebrauchten Verben.

Mit „sein“ wird das Perfekt von Verben gebildet, die eine Ortsänderung („von A nach B“: kommen, gehen, fahren, springen …) ausdrücken. Diese Verben werden manchmal auch als Bewegungsverben bezeichnet.

Verben, die eine Zustandsänderung (Übergang von einem Zustand in einen anderen) ausdrücken (aufwachen, sterben, verwelken), bilden das Perfekt ebenfalls mit „sein“.

Regionale Unterschiede gibt es bei der Bildung des Perfekts von Verben der Position (stehen, sitzen, liegen etc.) – im nördlichen Teil Deutschlands mit „haben“ gebildet, in Österreich, der Schweiz und weiten Teilen Süddeutschlands jedoch mit „sein“ (ich bin gestanden, er ist gesessen). Beides gilt als korrekt. Für übertragene Wortbedeutungen („er hat gesessen“ = „er war im Gefängnis“, „er hat gestanden“ = „er hat ein Geständnis abgelegt“) werden die Formen mit „haben“ im süddeutschen Sprachraum jedoch ebenfalls benutzt.

Ersatz des Präteritums durch das Perfekt

In der gesprochenen Sprache Umgangssprache und in Dialekten ist das Perfekt die dominierende Erzählform.

Diese Entwicklung ist im Süden des deutschen Sprachraums bereits im 16./17. Jahrhundert eingetreten und wird auf den Ausfall des „e“ am Ende der Präteritumformen regulärer Verben zurückgeführt. Eindeutiger als „er sagt“ und „er sagte“ erschien die Form „er hat gesagt“.

Im Norden des deutschen Sprachraums lässt sich ein allmählicher Rückgang des Präteritums beobachten. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass die Präteritum-Formen in der Umgangssprache zunehmend als gekünstelt und kalt empfunden werden.

Wiktionary: Perfekt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Vorlage:Navigationsleiste Tempus