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Rationalismus

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Der Rationalismus (von lateinisch ratio, Vernunft) ist eine philosophische Strömung, die dem Empirismus, welcher als Mittel der Erkenntnis die sinnliche Wahrnehmung propagiert, entgegen wirkt. Diese Gegenüberstellung stammt aus dem 19. Jahrhundert und sollte nicht so verstanden werden, als ob Rationalisten die Erfahrung und Empiristen die Vernunft als Erkenntnismittel generell ablehnen würden. In den Texten aller rationalistischer Philosophen sind auch empiristische Elemente zu finden, und umgekehrt. Die Unterscheidung läßt sich sinnvollerweise so formulieren: Ein Rationalist legt seiner philosophischen Welterklärung vor allem die vernünftige Schlußfolgerung zu Grunde, während ein Empirist in seiner philosophischen Welterklärung nur solche Hypothesen akzeptiert, die sich auf sinnliche Wahrnehmung zurückführen lassen.

Der Rationalismus wurzelte in einem sich vor allem in Frankreich im 17. Jahrhundert ausbreitenden Unmut über die Scholastik mit ihren unfruchtbaren Spitzfindigkeiten, die nur dem Skeptizismus den Weg bereiten würden. Als Begründer des Rationalismus gilt vor allem René Descartes, der dabei wichtige Anregungen von seinem älteren Freund Marin Mersenne erhielt. Descartes veranschaulichte seine Auffassung von Wissenschaft und Philosophie anhand der Geometrie. Laut ihm lassen sich die universellen Grundsätze einzig mit Hilfe des Verstandes erschließen und dann alle übrigen Fragen der Philosophie und Naturwissenschaften durch Deduktion beantworten. Er behauptete, dass jene Grundsätze nicht mit Hilfe der Sinneswahrnehmung erschließbar wären.

Andere Denker, wie zum Beispiel der niederländische Philosoph Baruch Spinoza und der deutsche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, entwickelten den cartesianischen Rationalismus weiter. Er stand im Gegensatz zu den Konzepten der britischen Empiristen John Locke und David Hume, die der Meinung waren, dass die Sinne grundlegende Erkenntnis lieferten. Zudem standen sie den Skeptikern entgegen, die das Erlangen sicherer Erkenntnis für unmöglich hielten.

Der erkenntnistheoretische Rationalismus fand auch in anderen Bereichen der Philosophie Verwendung. Er war der Meinung, dass sich die elementaren Grundsätze menschlicher Moral aus der reinen Vernunft ergäben.

Der Deismus, der rationalistische Ansätze hat, beeinflusste die Religionsphilosophie und pochte auf der Existenz fundamentaler religiöser Prinzipien, welche eine Offenbarung sinnlos machen.

Siehe auch: Theologischer Rationalismus, Portal Philosophie