LGBT
LGBT (seltener auch GLBT) ist ein aus dem englischen Sprachraum kommendes Akronym für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender (dt: Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender).
Diese Abkürzung tauchte im Englischen erst Mitte der 1990er Jahre auf, war aber 2004 schon so weit verbreitet, dass sie von vielen Gruppen und deren Medien verwendet und dadurch zum Internationalismus wurde.
Geschichte
Bis nach dem 2. Weltkrieg wurde der Begriff Drittes Geschlecht als Sammelbegriff für Menschen, die von heteronormativen Regeln abweichen, verwendet. Beginnend mit Magnus Hirschfeld und vor allem ab Ende der 1940er wurde in der Wissenschaft immer mehr zwischen Homo- und Transsexualität unterschieden und der Begriff Drittes Geschlecht wurde aufgegeben. Besonders in den 1940ern bis Anfang der 1970er verwendeten einige statt des medizinisch klingenden, durch die Überbetonung des Sex leicht zu Missverständnissen führenden und stark negativ belasteten Wortes homosexuell den Begriff homophil als Selbstbeschreibung, welcher die Liebe hervorheben sollte. Es waren oft konservativere Personen, welche auch eine sehr starke Anpassung an die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft guthiesen. Besonders ab Stonewall 1969 verwendeten progressivere Personen die heute zu Reusenwörter gewordenen Begriffe Gay oder Schwul.
Durch die stärkere Zusammenarbeit der Schwulenbewegung mit der Lesbenbewegung, die auch stark mit der Frauenbewegung verknüpft ist, wurde die Forderung nach einer eigenen Identität laut und es wurden immer mehr die Wortfolgen „Schwule und Lesben“, „schwul-lesbisch“ oder „gay and lesbian“ verwendet um klarzustellen, dass auch lesbische Belange gemeint sind, oft wurde auch den Frauen im Namen der Vortritt gelassen. Im Alltagsgebrauch in der Szene wird auch oft „schwullesbisch“ oder „gaylesbian“ verwendet.
In den 1970ern begann sich die Bi-Bewegung zu emanziperen, forderte als eigenständige Gruppe betrachtet zu werden und wollte aber teilweise mit den schon etablierten Verbänden zusammenarbeiten. Durch die herrschende Heteronormativität wurden Bisexuelle oft als Schwule und Lesben angesehen. Andererseits gab es Differenzen, da sich einige Lesben und Schwule schwer taten Bisexuelle als solche zu akzeptieren und ihnen nicht Feigheit vor einem Coming-out und damit manchmal sogar den Verrat an der Bewegung vorzuwerfen. Zusätzlich war in den späten 1970ern und Anfang der 1980er die erste Euphorie nach Stonewall verflogen und AIDS betrat die Bühne der Zeitgeschichte. Auch durch letzteres angestossen kamen Ende der 1980er vermehrt die Bezeichnungen „gay, lesbian and bisexual“ beziehungweise „schwule, lesbische und bisexuelle“ auf. Wegen der Langatmigkeit alle Gruppen aufzuzählen benutzte man in der englischsprachigen Welt immer öfter das Akronym „GLB“ beziehungsweise „LGB“. Im deutssprachigen Raum konnte sich die Abkürzung „LSB“ nur in geringem Maße durchsetzen und noch weniger „SLB“. Hier ging man mehr dazu über mit den vorhandenen Worten zu spielen und oft durch Binnenmajuskel verdeutlichte Akronyme wie vor allem „LesBiSchwul“ oder auch „schwuLesBisch“ zu verwenden.
Zu Transgendern besteht keine direkte Verbindung, da es dabei um keine sexuelle Orientierung handelt. Die Verbindung ergibt sich historisch aus dem Dritten Geschlecht und aus dem sozial wirkenden Heterosexismus, der beide betrifft. Unter anderem die Verbreitung von Ideen aus der Queer-Theory und die Genderforschung in anderen Kulturen und Zeiten führten dazu, dass die Schicksalsgemeinschaften sich wieder näher kamen. Dies ging nicht ohne Reibereien vonstatten, da sich besonders einige Transsexuelle bis auf die Geschlechtsangleichung sehr nach heteronormativen Sterotypen verhalten. Erst in den 1990ern wurde es üblich von „gay, lesbian, bisexual and transgender people“ oder „Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern“ zu sprechen. Da die oftmalige Aufzählung aller Betroffenen der sexuellen Minderheiten immer sehr langatmig und platzraubend ist wurde Mitte der 1990er das erweiterete Akronym „LGBT“ oder etwas seltener auch „GLBT“ üblich und hat sich recht schnell bis zur heutigen oftmaligen Verwendung durch Vereine und Organisationen verbreitet. Vor allem in den englischsprachigen Ländern, aber auch im deutschsprachigen Raum und in vielen anderen Ländern. Sogar im sonst sehr auf Sprachtreue wert legenden Frankreich hat es sich diese Beziechnung durchgesetzt. Die deutschsprachigen Pendants „LSBT“ oder „SLBT“ sind nur sehr wenig verbreitet. Sprachenspezifische Akronyme gibt es dagegen in Esperanto (GLAT), Ungarisch (LMBT), Norwegisch (LHBT), Schwedisch (HBT) und Schottisch-Gälisch (LCDT). An die Schrift angepasste Varianten gibt es bei Zyrillisch (ЛГБТ) und Hebräisch (להט"ב).
Einige Transgender kritisieren, dass sie vereinnahmt werden durch die häufige Verwendung von LGBT als Synonym für Lesbisch-Schwul (was einen nicht bestehenden Zusammenhang herstellt), denn transgender Menschen können auch eine heterosexuelle Orientierung haben. Andere Transgender argumentieren allerdings gerade für LGBT, da sie sich als marginalisierter Teil einer gemeinsamen Bewegung/Szene begreifen. Auch wird der Begriff des öfteren einfach automatisch verwendet, auch wenn es nur um schwullesbische Anliegen geht.
Varianten
Je nach Bedarf und Schwerpunktsetzung gibt es weitere Varianten dieses Akronyms, welche aber meist nur im Englischen oder gar nur in den USA verwendet werden. Die Reihenfolge der Buchstaben ist nicht normiert und kann in vielen Varianten auftreten.
Akronym | Bedeutung 1 | Bedeutung 2 |
---|---|---|
LGBTI | „... and Intersex“ schliest explizit Intersexuelle mit ein, welche sonst oft auch unter dem Begriff Transgender eingeschlossen werden | |
LGBTT | „... and Transsexual“ spricht explizit Transsexuelle an, die sonst meist unter dem Begriff Transgender eingeschlossen sind | „... and Two-Spirit“ |
LGBTS | „... and Two-Spirit“ | |
LGBT2 | „... and Two-Spirit“ | |
GBLF | „... and Friends“ schließt freundlich gesinnte Heterosexuelle mit ein | |
LGBTA | „... and Allies“ schließt heterosexuelle Verbündete mit ein | „... and asexual“ schließt Asexuelle mit ein. |
LGBTQ | „... and Queer“ schließt unter anderem auch heterosexuelle Cisgender ein, die nicht heternormativ leben | „... and Questioning“ schließt auch Menschen ein, die vor allem ihre Sexuelle Orientierung, seltener ihre Sexuelle Identität, erstmals oder wieder hinterfragen. |
LGBTQ? | „... and Questioning“ | |
LGBTQQ | „..., Queer and Questioning“ | |
GLBTQ2 | „..., Queer and Questioning“ | |
LGBTQA | „..., Questioning and Allies“ wird oft von in den USA beheimateten „Gay-straight alliance“-Organisationen verwendet | |
LGBTU | „..., and Unsure“ schließt auch unsichere mit ein | |
LGBTTTIQQA | enthält alle Varianten, wird aber nur selten verwendet |
Ähnliche Akronyme
Das Magazin Anything That Moves prägte den Begriff „FABGLITTER“ (Fetish, Allies, Bisexual, Gay, Lesbian, Intersexed, Transgender, Transsexual Engendering Revolution dt: Fetisch, Verbündete, Bisexuelle, Schwule, Lesben, Intersexuelle, Transgender, Transsexuelle erzeugende Revolution), welcher aber darüberhinaus sehr wenig Verbreitung fand.
Afroamerikanische Homosexuelle favorisieren oft das Akronym „SGL“ (same gender loving) um sich von der als durch Weiße dominiert empfundenen LGBT-Community abzugrenzen.
Die Akronyme „LUG“ (lesbian until graduation), „GUG“ (gay until graduation) und „BUG“ (bisexual until graduation) sind in den USA verwendete scherzhafte Bezeichnungen für – meist weibliche – Jugendliche und junge Erwachsene, welche während ihrer Ausbildung am College oder an der Universität mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen temporär experimentieren.
Oft wird heute auch der einzelne Begriff „Queer“ verwendet – welcher alle nicht nach heteronormativen Regeln lebende Menschen umfasst – um die alle Bereiche abzudecken.