Jakub Bart-Ćišinski
Jakub Bart-Ćišinski (* 1856 in Kuckau, † 1909 in Panschwitz) gilt gemeinhin als der wichtigste und vollendetste sorbische Dichter.
Orientiert am tschechischen Parnassismus, bei dessen bedeutendem Vertreter Jaroslav Vrchlický er Anerkennung fand, führte er nach der Etablierung der sorbischen Nationalliteratur durch Handrij Zejler (1804-1872) als erster Elemente sekundärer literarischer Stilformationen ein. Als katholischer Geistlicher stand er beständig in Konflikt mit der kirchlichen Obrigkeit. Ihm war es auch infolge zahlreicher Versetzungen auf Pfarrstellen außerhalb der sorbischsprachigen Lausitz lange Jahre nicht vergönnt, als Geistlicher seinem eigenen Volk, den Sorben, zu dienen.
Bekannt ist Ćišinski (ein Pseudonym, das in etwa "der Stille" bedeutet) vor allem durch seine formvollendeten Sonette. Er schrieb außerdem Balladen, Dramen und einen ersten sorbischen Romanversuch "Narodowc a wotrodźenc" ("Patriot und Renegat"). Eines seiner bekanntesten Werke ist sein in jungen Jahren entstandenes Gedicht "Moje serbske wuznaće" ("Mein sorbisches Bekenntnis").
Seine Lyrik bewegt sich auf ausgesprochen hohem Niveau. Eine polnische Literatur-Enzyklopädie zählt ihn zu den besten 50 Dichtern der Welt. Ein Grund dafür, dass Bart-Ćišinski in Deutschland (und im Ausland) nicht intensiver rezipiert wird ist wohl, dass er ausschließlich in seiner Muttersprache schrieb. Damit ist seine Lyrik nur wenigen ohne weiteres zugänglich, da es kaum Übersetzungen gibt.