Burg (bei Magdeburg)
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Burg ist die Kreisstadt des Landkreises Jerichower Land in Sachsen-Anhalt.
Geografie
Geografische Lage
Burg liegt etwa 25 km nordöstlich der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt Magdeburg. Wichtige Gewässer in Burg sind der Fluss Ihle und der Elbe-Havel-Kanal. Das Gebiet um die Stadt wurde durch die Eiszeiten geprägt, auf die auch die Landschaftsformung des Flämings zurück geht, an dessen Ausläufer Burg liegt.
Stadtgliederung
Zur Stadt Burg gehören folgende Ortschaften und Ortsteile:
- Ortschaft Detershagen (seit 1.12.2002*)
- Ortschaft Ihleburg (seit 25.5.2002)
- Ortschaft Niegripp *)
- Ortschaft Parchau *)
- Ortschaft Schartau *)
- Ortsteil Blumenthal
- Ortsteil Gütter
- Ortsteil Madel
Geschichte
Die Stadt Burg wird am 1. Oktober 948 erstmalig erwähnt. Begünstigt wurde die Ansiedlung, weil der Höhenrand des nordwestlichen Fläming über der wasserführenden Ihle- und Elbniederung mit seinem teilweise fruchtbaren und wildreichen Gelände günstige Daseinsbedingungen bot. Greifbar setzt die Vorgeschichte Burgs mit dem Neolithikum (jüngere Steinzeit) ein, etwa mit dem Beginn des 3. Jahrtausends vor Christus. Bodenfunde aus der Bronzezeit und dann der Eisenzeit dokumentieren die weitere Frühgeschichte Burgs.
Nach Abwanderung der germanischen Bevölkerung in der Zeit der Völkerwanderung ließen sich in der Nähe des Ihleübergangs Slawen nieder. Die ottonischen Könige begannen im 10. Jahrhundert ihre Eroberungspolitik: Im Jahre 928 eroberte Heinrich 1. Brandenburg. Sein Sohn Otto gründete 948 das Bistum Brandenburg. In der Stiftungsurkunde wird die Stadt Burg erstmals urkundlich erwähnt. Um ihren Einfluss zu sichern, zogen vor allem Albrecht der Bär und Erzbischof Wichmann flämische Siedler in das Burger Land. Sie gründeten in Burg die Unterstadt, erbauten die Nicolaikirche und führten die Tuchmacherei ein. Die flämischen Einwanderer brachten aus ihrer Heimat fortschrittliche Wirtschaftsformen und wichtige Handelsbeziehungen mit. Durch Deichbauten an der Elbe und Entwässerungen der weitläufigen Niederungen vergrößerten sie die landwirtschaftlichen Nutzflächen rings um die Stadt. Ihre Viehzucht, das Bierbrauen und die Herstellung von Wolltuchen wurden eine Grundlage zur florierenden Entwicklung der Stadt Burg.
Beiderseits des Ihleufers entwickelte sich eine Ober- und Unterstadt unter getrennter Verwaltung. Im frühen 13. Jahrhundert erhielten beide Siedlungen eine gemeinsame Befestigung (neue Wehrmauern mit Türmen). Zu dieser Zeit gehörte Burg bereits zu den wirtschaftlich bedeutendsten und wehrhaftesten Städten im mitteldeutschen Raum und war im 15. Jahrhundert nach Magdeburg und Halle die drittgrößte Stadt im Erzstift Magdeburg. Der Dreißigjährige Krieg brachte viel Leid über die in Burg ansässige Bevölkerung. Zahlreiche Einquartierungen und Durchzüge, die wiederholt zu Feuersbrünsten führten, eine Artilleriebeschießung und eine Generalplünderung 1644 brachte die Stadt an den Rand des Verderbens, vor dem sie auch der Schutzbrief des Generals Pappenheim nicht bewahrte. Der General zog Ende Januar 1631 durch Burg, um zu helfen, Magdeburg zu erobern. Eine entsprechende Veränderung erwirkte der Übergang Burgs an das Kurfürstentum Brandenburg im Jahre 1687. Die Einwanderung von Pfälzern, Wallonen und Hugenotten, d.h. von solchen Menschen, die wegen ihres reformierten Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben wurden und hier Zuflucht fanden, unterstützten diese Aufwärtsentwicklung. Die Hugenotten brachten beispielsweise neue, innovative Handwerksformen in diese Region.
Mit dem Ausbau des Verkehrswesens - 1820 wurde eine Landstraße von Burg nach Magdeburg gebaut - und der beginnenden Industrialisierung ging es mit der Stadt wirtschaftlich immer weiter voran. 1836 arbeiten die ersten Dampfmaschinen in Burg, 1846 konnte die Einweihung des Burger Bahnhofs der neuen Eisenbahnlinie Magdeburg - Berlin gefeiert werden. Schließlich schuf der Bau des Ihle-Kanals 1871 weitere Voraussetzungen für eine umfassende industrielle Entwicklung.
Einige bedeutende Menschen weilten in der Stadt Burg. Theodor Fontane war in Burg als Apothekenhelfer tätig und der Militärtheoretiker Carl von Clausewitz, dessen Lehren vom Krieg in fast allen Militärhochschulen weltweit gelehrt werden, wurde hier geboren. Eine Gedenkstätte für von Clausewitz, die auch internationale Beachtung findet, befindet sich auf dem Ostfriedhof. Den Namen der Schriftstellerin Brigitte Reimann - sie wurde 1933 in Burg geboren - trägt die Stadtbibliothek. Auch der bekannte Organist und Komponist Joachim a Burck ist 1546 in Burg geboren. Die Kreismusikschule des Landkreises und eine Straße tragen seinen Namen. Zahlreiche Kirchen, Mauerreste und Tortürme sind Zeuge der großen Vergangenheit dieser Stadt.
Einwohnerentwicklung
- 1880 - 15.877
- 1910 - 24.074
- 1939 - 27.082
- 1950 - 30.314
- 1964 - 29.843
- 1988 - 28.056
am 3. Oktober 1990:
- 1990 - 29.419
jeweils zum 31. Dezember:
- 1995 - 28.975
- 2000 - 26.519
- 2005 - 24.747
Politik
Bürgermeister
- Bürgermeister: Oberbürgermeister Bernhard Sterz (geb. 26. September 1962 in Münster/Westf.) (SPD) seit 22. Oktober 1998 (Wiederwahl am 18. September 2005)
Städtepartnerschaften
- Gummersbach in Nordrhein-Westfalen (seit 1. November 1990)
- La Roche-sur-Yon in Frankreich
- Tira in Israel
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Durch Burg führt die Ferienstraße "Straße der Romanik".
Bauwerke
Durch die frühe Entstehung und die gute Lage wurde die Stadt Burg früh mit Befestigungsanlagen ausgestattet. Einige dieser Anlagen sind erhalten und insbesondere die Türme prägen das Stadtbild bis heute.
Sehenswürdigkeiten:
- Wasserturm (1902 )
- Hexenturm (12. Jhdt.)
- Berliner Torturm (14. Jhdt.)
- Kirche "Unser Lieben Frauen" (1186 erstmalig erwähnt)
- Rathaus (1224 erstmalig erwähnt)
- Bismarck-Turm, im Volksmund Fläming-Turm (1907 eingeweiht)
- Burger Roland de Ries
- Kirche Sankt Petri
- Kirche Sankt Nicolai
- Kirche Sankt Johannes
-
Sankt Nicolaikirche Haupteingang
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Stadt liegt an der Bahnlinie von Berlin-Potsdam-Magdeburg nach Hannover. Wichtige Verkehrsachsen sind die Bundesstraße B1, B246a und die Bundesautobahn A2, sowie der Elbe-Havel-Kanal. Am südlichen Stadtrand ist ein Sonderlandeplatz für Flugzeuge vorhanden.
Ansässige Unternehmen
Burger Knäcke Werke
Seit 1931 existieren in Burg die Knäcke-Werke, welche die ersten ihrer Art in Deutschland waren. Diese wurden von ihrem Gründer, dem Ernährungswissenschaftler Dr. Wilhelm Kraft von Berlin-Lichterfelde (dort 1927 gegründet) nach Burg verlegt. Seit 2001 ist die Burger Knäcke GmbH & Co. KG ein Unternehmen der Brandt-Gruppe. Die Burger Knäcke-Werke produzieren größtenteils Knäckebrot und Zwieback. Zur Zeit sind dort etwa 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Walzwerk Burg
Das Walzwerk Burg ist seit über 40 Jahren auf die Fertigung von Edelstahlprodukten spezialisiert. Das Walzwerk Burg gehört seit 1997 zur Unternehmensgruppe der Georgsmarienhütte Holding GmbH.
- 1908 gegründet als „Berlin-Burger Eisenwerke“ (BBE)
- Seit 1937 Blechwalzwerk
- Seit 1954 Blechwalzwerk für Edel- und Werkzeugstähle
- 1990 Gründung der Walzwerk Burg GmbH
- 1994 Beginn des Aufbaus der Service-Center
Sendeanlage für Lang- und Mittelwelle der Deutschen Telekom AG
Im Ortsteil Brehm befindet sich eine große Sendeanlage der Deutschen Telekom AG für Rundfunk im Lang- und Mittelwellenbereich, das Funkamt Brehm. Die markantesten Bauwerke dieser Anlage sind ein 324 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast, der eine Rhombus-Sendeantenne für Mittelwelle trägt, ein 210 Meter hoher abgespannter Rohrmast, eine 60 m hohe HP (Horizontal-Polarisiert)- Antenne auf sechs freitragenden Stahlgittermasten, sowie die 55 m hohe Dreieckantenne (K 1) auf drei abgespannten Stahlgittermasten. Ein zweiter 210 Meter hoher Rohrmast wurde am 22. Juni 2006 gesprengt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1546, Joachim a Burck, † 24. Mai 1610 in Mühlhausen
- 1780, 1. Juli , Carl von Clausewitz, † 16. November 1831 in Breslau, deutscher Militärtheoretiker
- 1851, 24. Februar Hermann Paasche, † 11. April 1925 in Detroit, deutscher Politiker (DVP)
- 1893, 17. Juni, Hermann Matern, † 24. Januar 1971 in Berlin, deutscher Politiker (KPD, SED), MdL (Preußen), Vizepräsident der Volkskammer.
- 1933, 21. Juli , Brigitte Reimann, † 20. Februar 1973 in Neubrandenburg
Zitate
"Im Herbste 1840 verließ ich Berlin und ging zunächst nach Burg, einer ansehnlichen Stadt, von der trotzdem »niemand nichts weiß«. Oder doch nicht viel. Die Nähe Magdeburgs hat es von Anfang an in den Schatten gestellt." - Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig