José Ramos-Horta

Der Friedensnobelpreisträger José Manuel Ramos-Horta (* 26. Dezember 1949 in Dili) ist seit dem 20. Mai 2007 Präsident von Osttimor. Er wurde ausgezeichnet für seine Bemühungen, eine friedliche Lösung im Osttimorkonflikt zu finden. Ramos-Horta ist geschieden. Mit seiner Ex-Frau, der Staatsministerin von Osttimor Anna Pessoa Pinto hat er einen gemeinsamen Sohn, Loro. Der Vater von Ramos-Horta war Portugiese, seine Mutter stammt aus einer timoresischen Ethnie.
Biographie
Frühe Jahre
José Ramos-Horta wurde in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, als Sohn einer einheimischen Mutter und eines Portugiesen geboren. Sein Vater war wegen der Diktatur von António de Oliveira Salazar aus seiner Heimat ins Exil gegangen. Ramos-Horta ging in einer katholischen Mission in dem kleinen Dorf Soibada zur Schule, das später nach der indonesischen Besatzung zum Hauptquartier der FRETILIN ausgewählt wurde, die für die Befreiung Osttimors kämpfte. Von José Ramos-Hortas elf Geschwistern kamen während des Befreiungskrieges vier ums Leben.
Ramos-Horta studierte 1983 öffentliches internationales Recht an der Hague Academy of International Law und Menschenrechte am International Institute of Human Rights in Straßburg. An der Columbia University in New York belegte er im selben Jahr Kurse in American Foreign Policy. An der Antioch University schloss Ramos-Horta 1984 mit einem Master of Arts degree in Peace Studies ab. Er ist Senior Associate Member des University of Oxford’s St. Antony’s College (1987).
Seine aktive Beteiligung an der Entwicklung des politischen Bewusstseins von Osttimor veranlasste ihn, von 1970 bis 1971 ins Exil nach Portugiesisch-Ostafrika (das heutige Mosambik) zu gehen. Auch sein Großvater war auf den Azoren, später in Kap Verde, Portugiesisch-Guinea und zuletzt in Portugiesisch-Timor im Exil gewesen.
Unabhängigkeitskampf
Ramos-Horta gehörte 1974 zu den Mitbegründern der Associação Social Democrática Timorense (ASDT) (Timoresische Sozialdemokratische Assoziation, die heutige ASDT ist eine spätere Gründung), aus der später die FRETILIN hervorging, und als gemäßigter Politiker in der nationalistischen Führung war er als Außenminister der Regierung der Demokratischen Republik von Osttimor vorgesehen, die im November 1975 von der FRETILIN ausgerufen wurde. Ramos-Horta amtierte in dieser Funktion allerdings nur wenige Tage, bevor Indonesien Osttimor besetzte. Ramos-Horta hatte Osttimor drei Tage vor der Invasion verlassen um beim UN-Sicherheitsrat für die Anerkennung des Landes zu werben. Nun versuchte er ihn in New York zu Maßnahmen gegen die Besatzung und später gegen den Massenmord des indonesischen Militärs zu drängen. 1977 gab Ramos-Horta sein Amt als Außenminister offiziell an Marí Bin Amude Alkatiri ab, um als Sprecher der Exilregierung zu fungieren.
Von 1976 bis 1986 war José Ramos-Horta ständiger Vertreter der FRETILIN bei der UNO und kämpfte hier für die Unabhängigkeit Osttimors. Zudem war er der offizielle Sprecher von Xanana Gusmão, der den bewaffneten Kampf gegen die indonesischen Truppen anführte, und der nach der Unabhängigkeit des Landes zum ersten Präsidenten von Osttimor gewählt wurde. Durch seine Arbeit wurde José Ramos-Horta zum international bekanntesten Fürsprecher für die Freiheit Osttimors. In seiner Heimat verlor er während dieser Zeit eine Schwester, die bei einer Bombenexplosion getötet wurde, sowie drei Brüder, von denen einer während eines Polizeiverhörs starb und der andere im Alter von 14 Jahren spurlos verschwand. 1988 trat Ramos-Horta aus der FRETILIN aus, um im neugegründeten Dachverband des osttimoresischen Widerstands CNRT unparteiisch agieren zu können.
Ramos-Horta war zeitweise als Dozent an der University of New South Wales in Sydney tätig. Im Dezember 1996 teilte José Ramos-Horta den Friedensnobelpreis mit seinem Landsmann Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo. Das Komitee würdigte die beiden für ihre „ständigen Bemühungen die Unterdrückung der kleinen Leute aufzuhalten“ und hoffend, dass diese Auszeichnung „die Anstrengungen zur Findung einer diplomatischen Lösung des Osttimorkonflikt anspornen, basierend auf dem Recht der Selbstbestimmung“.
Politische Karriere im freien Osttimor
Als die Vereinten Nationen 1999 die Verwaltung in Osttimor übernahmen, kehrte Ramos-Horta am 1. Dezember in seine Heimat zurück. Nach der Unabhängigkeit wurde Ramos-Horta 2002 Außenminister. Nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers am 3. Juni 2006 im Laufe der Unruhen in Osttimor 2006 übernahm Ramos-Horta zusätzlich dessen Aufgaben, trat allerdings am 25. Juni 2006 in Folge von Konflikten mit dem umstrittenen Premierminister Marí Alkatiri von allen seinen Ämtern zurück, nachdem die FRETILIN eine Entlassung Alkatiris abgelehnt hatte. Alkatiri gab einen Tag später auf und trat ebenfalls zurück. José Ramos-Horta führte die Regierungsgeschäfte weiter. Er wurde als Wunschkandidat des Westens für die Nachfolge Alkatiris gehandelt. Teile der FRETILIN favorisierten aber Ramos-Hortas Ex-Frau und Staatsministerin Anna Pessoa Pinto, die eine enge Vertraute Alkatiris war. Schließlich erklärte Präsident Xanana Gusmão am 8. Juli 2006, er habe sich mit der FRETILIN darauf geeinigt, Ramos-Horta zum Premierminister zu machen. Am 10. Juli legte er seinen Amtseid als neuer Regierungschef ab. Ramos-Hortas Stellvertreter wurden Landwirtschaftsminister Estanislau da Silva und Gesundheitsminister Rui Maria de Araujo. Ramos-Horta hat auch das Amt des Verteidigungsministers inne.
Bereits im Februar 2006 wurde bekannt, dass Ramos-Horta vom UN-Sicherheitsrat für die Nachfolge von UN-Generalsekretär Kofi Annan in Betracht gezogen wird. „Ich bin noch kein Kandidat, aber ich werde darüber nachdenken. Ich habe beachtliche Unterstützung, meine mögliche Kandidatur würde der Erwartung von Millionen Menschen in aller Welt entsprechen”, sagte Ramos-Horta.
Nachdem Ramos-Horta am 10. Juli 2006 als Premierminister Osttimors vereidigt wurde, sagte er in seiner Antrittsrede, er wolle vorerst nicht UN-Generalsekretär werden:
„In conclusion, until some weeks ago friends and supporters made me believe and wanted me to believe that I could occupy the 38th floor of United Nations Head Quarters. Some friendly governments believed in my eligibility. I have got another mission here. I would never be a good United Nations Secretary General if I was not a good Timorese first and a good Timorese must be in this country with his people in their moments of crisis. Perhaps then in 2012. Now the world has to wait as I have more pressing needs to attend to in Timor-Leste.“
Statt Ramos-Horta wurde der Südkoreaner Ban Ki-moon neuer UN-Generalsekretär.
Bei den Präsidentschaftswahlen am 9. Mai 2007 wurde Ramos-Horta mit 69 % nach einer Stichwahl gegen den FRETILIN-Kandidaten Francisco Guterres zum Präsidenten gewählt. Sein Vorgänger Xanana Gusmão hatte bereits im Vorfeld erklärt, nicht mehr anzutreten, sondern bei den darauffolgenden Parlamentswahlen als neuer Regierungschef zu kandidieren. Ramos-Horta wurde während seiner Kandidatur von den neuen Parteien CNRT (der Partei Gusmãos), PMD, UNDERTIM und der Maubere Jugendorganisation unterstützt.
Am 19. Mai 2007 trat Ramos-Horta von seinen Ämtern als Premier- und Verteidigungsminister zurück und wurde am 20. Mai 2007 zum neuen Präsidenten von Osttimor vereidigt.
Siehe auch
- Geschichte Osttimors
- Unruhen in Osttimor 2006
- Rede von José Ramos-Horta zu seiner Vereidigung als Premierminister (englisch)
Literatur
- José Ramos-Horta: Funu. Osttimors Freiheitskampf ist nicht vorbei! ISBN 3-89484-556-2
- Jose Ramos-Horta: Funu: the Unfinished Saga of East Timor. ISBN 0932415156
Quellen und Weblinks
- Homepage von Dr. José Ramos-Horta (englisch)
- Biographie von Ramos-Horta auf der Webseite der Regierung (englisch)
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1996 an José Ramos-Horta (englisch) (englisch)
- The Age, 10. Juli 2006, Lindsay Murdoch, Horta vows to rebuild Timor (englisch)
- Reuters, 08. Mai 2007, Factbox-Fivefacts about East Timor’s Jose Ramos-Horta (englisch)
- WSWS, 15. Juli 2006, Australien setzt seinen Mann in Osttimor ein: Jose Ramos-Horta
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Ramos-Horta, José |
| ALTERNATIVNAMEN | Ramos Horta, José |
| KURZBESCHREIBUNG | Premierminister und Verteidigungsminister von Osttimor, ab 22. Mai 2007 Präsident Osttimors, sowie Nobelpreisträger |
| GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1949 |
| GEBURTSORT | Dili, Portugiesisch-Timor |