Gabber
Gabber (im Niederländischen [Hardcore Techno mit ca. 180 bis 250 bpm. Charakteristisch für Gabber sind verzerrte, lang ausklingende Bassdrums, oft von der TR-909. Begleitend kommen grobe, harte und synthetische Klänge und Samples hinzu. Weiterhin ist Gabber aber auch für manche Leute eine Bezeichnung für niederländischen Hardcore Techno.
]) ist eine schnelle und harte Variante desGeschichte
Als Mentor wird meist der für Rotterdam stilprägende Paul Elstak genannt, dessen Klang jedoch verglichen mit dem späteren Gabber noch „zahm“ war. Prägend für den Gabber-Stil waren unter anderem die Produzenten und DJs Stickhead, E-De Cologne, Lenny Dee und The Speed Freak. Vor allem die Sampler der Reihe Thunderdome, welche auch in TV-Spots beworben wurden, trugen viel zu der Verbreitung von Gabber (im Sinne von Gabber = niederländischer Hardcore Techno) bei. Im Internet findet man viele Heim-Produzenten, die ihre produzierten Gabber-Tracks kostenlos zum Download anbieten. Die Qualität solcher Produktionen spielt oft eine eher untergeordnete Rolle, gerade der „trashige“ und experimentelle Klang ist bei Gabber sogar erwünscht.
Gabber ist heutzutage in mehreren Ländern verbreitet. Am meisten wahrscheinlich in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien. In Deutschland finden besonders im Ruhrgebiet viele Gabberpartys statt. Aber auch in Berlin, Hamburg oder Frankfurt finden Veranstaltungen dieser Art statt.
Schon viel früher brachte die Punkband Ramones den Schlachtruf und Musikitel "Gabba Gabba Hey" in Umlauf. Das hatte allerdings nichts mit Gabber/Hardcore Techno o.ä. gemein.
Wortherkunft, -bedeutung und Schreibweise
Der Ausdruck Gabber leitet sich von dem jiddischen und hebräischen Wort „Khaver“ ab, bedeutet „Freund“ und ist in der niederländischen Umgangssprache gebräuchlich. Neben „Gabber“ hat sich auch die Bezeichnung „Hakke“, „Hakkûh“ (welches beide eigentlich Bezeichnungen für den Tanzstil zum Hardcore Techno sind und ursprünglich vom Den Haager DJ und Produzenten The Darkraver mit in die Gabberszene gebracht wurden) sowie Gabba (mit „a“) etabliert. Insbesondere im Großraum Berlin und im Osten Deutschlands ist Gabba die vorwiegende Schreibweise – auch bei Produzenten und Veranstaltern.
Gelegentlich findet sich auch die Unterscheidung zwischen Gabba/Gabber als Bezeichnung der Musikrichtung und Gabba/Gabber als Bezeichnung einer Person, die der Gabber-Szene angehört.
Somit ist Gabber für manche Leute keine eigene Musikrichtung, sondern lediglich ein Modewort für niederländischen Hardcore Techno oder dem Subgenre Terror, einem weiteren „härteren“ Subgenre des Hardcore Technos. Die Meinung, dass Gabber keine eigene Musikrichtung ist, vertritt auch Marc Acardipane, welcher allgemein als Erfinder des Hardcore Technos gilt: „Gabber hat keinen Sound und ist auch kein Musikstil, auch wenn das viele denken. [...]“[1]
Gabber - Definition eines Musikstils
Gabber, als Musikstil 1992 entstanden, ging aus dem 1989 in Frankfurt am Main erfundenen Hardcore-Techno hervor und gilt aus niederländische Abwandlung einer der härtesten Techno-Spielarten. Akustisch bildete Gabber, zu seiner Gründungszeit, als populärste Form des Hardcore-Techno, das Gegenstück zu House und Trance. Einst war Gabber extrem schnell, eher unmelodisch und klanglich wüst. Im Laufe der Jahre mischten sich Melodien unter die charakteristisch verzerrte Bassdrum, so dass im Endresultat mit Happy Hardcore eine fröhliche Form des Gabber entstand. Gleichzeitig bildete sich dazu eine Gegenbewegung namens Darkcore, die eher den dunklen Seiten des Hardcore zugetan war, dem klassischen Klangmuster aber treu blieb. Dieses immer neue Spiel aus Bewegung und Gegenbewegung hält bis heute an, so dass Hardcore, und Gabber im Speziellen, etliche Abwandlungen erfuhren. Charakteristisch ist die verzerrte Bassdrum, die im 4/4-Takt das Muster für Melodien, aggressive Samples und Sounds aller Art vorgibt. Gabber beginnt in etwa ab einer Geschwindigkeit von 180 BPM.
Heute unterscheidet man in der Hardcoreszene zwischen "Mainstyle", der eigentlich als der aktuelle Gabber definiert wird; dem "Darkcore", der akustisch jegliche Happy-Elemente, wie gepitchte Stimmen oder Samples ausschließt; dem "Terror", der maßgeblich über Geschwindigkeit (mehr als 220 BPM) definiert wird, dem "Industrial", der sich dem klassischen "Hardtechno" annährt und sehr maschinell klingt und letztlich dem "Speedcore", der sich mehr und mehr in astronomisch hohe BPM-Zahlen ergießt.
Mitte der 90er Jahre erlebte der Hardcore, mit seiner Gabber-Speerspitze, durch die Thunderdome-Musiksampler des niederlänischen Labels, und der dazugehörigen Partyreihe, die Hochzeit des Genres. Gabberpartys mit mehr als 20.000 Besuchern fanden in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Italien und Spanien statt. Durch die relative Kommerzialisierung spaltete sich die eigentlich kleine Szene schnell auf. Mitläufer sprangen ab und außerhalb der Niederlande schrumpfte die Anhängerschaft massiv zusammen. Durch das Aufkommen der Hardcore/Trance-Fusion Hardstyle, die zeitgleich mit dem aus Belgien stammenden Jumpstyle in den Clubs einzug hielt, wurde eine neue Welle der härteren Clubmusik aus Benelux nach Resteuropa gespühlt.
Im neuen Jahrtausend existiert noch eine große Szene in den Niederlanden. Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, Österreich und Belgien haben nationale Szenen, sind aber noch immer stark von den Niederlanden beeinflusst. Mini-Szenen existieren in Nordamerika, Australien und Japan.
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Hakke
Als "Hakke" (niederländisch für "hacken", im gleichklingenden Slang auch "Hakkûh") wird der Tanzstil zum Gabber/Hardcore Techno bezeichnet. Die ruckartigen Bewegungen bei dem ein Fuß im Takt der Bassline hinter den anderen bewegt wird sehen aus, als würde man rückwärts auf der Stelle stampfen. Charakteristisch wird meist ausschließlich auf der Hacke des Fußes getanzt. Die Geschwindigkeit hängt von der Beatanzahl pro Minute ab (bpm), generell vollzieht man einen Tritt pro Bassschlag. Hakken wird auch als gabbern, feiern, jumpen oder abspacken bezeichnet.
Gabber und Politik
In einigen Gegenden entwickelte sich die Gabberszene von Anfang an in Milieus mit einem Publikum, von dem sich die Gabbers ausdrücklich distanzieren. Insbesondere in den Niederlanden und im Ruhrgebiet wurden und werden öffentliche Gabber-Veranstaltungen teilweise von auffällig vielen Hooligans, Rechtsradikalen und Neonazis besucht.
Verwechselungen von Gabbers mit Rechtsradikalen/-extremisten, Neonazis und vor allem Skinheads bzw. Oi!-Skins (welche zwar nicht rassistisch sind, aber in der Öffentlichkeit ein solches Image haben) fallen aufgrund modischer Ähnlichkeiten leicht: Kurzgeschorene Haare oder Glatze, Bomber- und Harringtonjacken sowie Kleidung von Umbro, Kappa, Pit Bull und vor allem Lonsdale und Fred Perry (früher hingegen oft bunte Trainingsanzüge der Marken Cavello und Australian) sind oft bei Gabbers anzutreffen. Weit verbreitet sind des Weiteren Air Max-Schuhe der Marke Nike und Jeans, die an den unteren Seiten aufgeschnitten sind. Gelegentlich werden auch Sicherheitsschuhe (Boots) getragen.
Durch die Unterwanderung seitens rassistisch gesinnter Personen, bekamen die Gabbers – bei denen seit dem Entstehen der Szene 1991 in Rotterdam Rassismus und linker oder rechter Radikalismus keine Rolle gespielt hat – ein rassistisches Image, ähnlich wie die Skinheads. Bereits 1993 erteilten das Amsterdamer Label Mokum Records mit dem Logo „United Gabbers Against Racism And Fascism“ [1] (Vereinigte Gabbers gegen Rassismus und Faschismus) und der Platte Chosen Anthem (Against Racism) von Chosen Few Rassisten eine klare Absage. Später folgten antirassistische Lieder wie z. B. Die Nazi Scum (Party Animals & Rob Gee), Ku Klux Cunts (Nasenbluten), Anti Nazi Vendetta Part 1 & 2 (Micropoint) oder auch Time To Make A Stand (Hardcore United). Letzterer Track ist die Hymne der antirassistischen Hardcore United-Party [2], die am 25. Juni 2005 im niederländischen Eindhoven stattfand.
Auch in Deutschland wurde mittlerweile das Problem des Rassismus in der Gabberszene von verschiedenen Partyveranstaltern aufgegriffen. Für deutsche Gabberwebseiten wurde außerdem ein neues „We Are United Gabbers Against Racism & Fascism“ (anfangs mit dem Fehler "Facism") Schwarz-Weiß-Logo entwickelt. Auf den Flyern der meisten größeren Partys ist zudem ein deutlicher Hinweis zu lesen, dass bestimmte Kleidungsstücke wie beispielsweise „Boots“ (Sicherheitsschuhe, im deutschen Sprachgebrauch oft auch fälschlicherweis als „Springerstiefel“ bezeichnet) oder rassistische Kleidung (mit White Power-Emblemen z. B.) nicht erwünscht sind und zur Einlassverweigerung führen.
Bekannte Interpreten
- 3 Steps Ahead
- Euromasters
- Bass-D & King Matthew
- DJ Skinhead
- Lenny Dee
- E-De-Cologne
- Paul Elstak
- Gabba Front Berlin
- Neophyte
- Promo
- Rotterdam Terror Corps
- Stunned Guys
- Angerfist
- The Dreamteam (Gizmo, The Prophet, Buzz Fuzz & Dano)
Trivia
Berühmtheit erlangte Gabber in der Internetszene durch die Lord of the Rings-Neusynchronisierung Lord of the Weed. Darin hört der Gabber-süchtige „Gabber-Gandalf“ den als klassisches Beispiel für Gabber-Musik geltenden Titel „Extreme Terror (The Pain Mix)“ von DJ Skinhead.
Quellen
- ↑ Raveline Ausgabe 1/02, Interview mit Marc Acardipane
- ↑ Hardcore United // Gabbers against racism & facism bei Google Video