Zum Inhalt springen

Römerbrücke (Gerbrunn)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Mai 2007 um 19:13 Uhr durch Zacke (Diskussion | Beiträge) (Kat., sonstige Kleinigkeiten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Römerbrücke Gerbrunn

Erbaut 1766 bis 1769
Nutzung keine
Spannweite 19 Meter

Die Römerbrücke von Gerbrunn ist eine Brücke in ruinösem Zustand im Dorf Gerbrunn bei Würzburg mit einer Spannweite von etwa 19 Metern, die im 18. Jahrhundert fertig gestellt und inzwischen in die Denkmalliste aufgenommen wurde. Sie sollte den steilen Weg der sogenannten Roßsteige für Händler entschärfen und wurde im Haslachtal errichtet.

Geschichte

Vorgeschichte

Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim war in der Mitte des 18. Jahrhunderts bemüht, Handel und Industrie seines Bistums zu fördern. Dazu wurden zahlreiche Straßen ausgebaut oder neu angelegt. Eine der wichtigsten Handelsstraßen stellte dabei die sehr alte Handelsroute von Wien, über Nürnberg und Würzburg schließlich nach Frankfurt am Main dar. Sie führte nördlich an Gerbrunn vorbei, zog sich durch das sumpfige Haslachtal und verlief dann steil über die Roßsteige in Richtung Biebelried. Der letzte, extrem ansteigende Teil war gerade für Händler mit Karren sehr schwer zu bewältigen, weshalb der Fürstbischof eine Abhilfe in Auftrag gab.

Bau

Quer über das Haslachtal wurde ein bis zu acht Meter hoher Damm aufgeschüttet und mit Bruchsteinen befestigt, auf dem danach eine Straße von West nach Ost gebaut wurde. Selbige sollte die genannte Roßsteige entschärfen. Die Haslach wurde durch zwei Brückenbauwerke, von denen das größere die heutige Römerbrücke darstellt, überbaut. Das Projekt wurde 1769 schließlich abgeschlossen.

Bereits drei Jahre später musste der Weg allerdings wieder gesperrt werden, da sich deutliche Risse abzeichneten. Sie waren durch das Absinken der Fundamente im Sumpf entstanden. So wurde die Handelsstraße neu verlegt und führte nun im Tal nach Rottendorf-Biebelried, was den Verfall der Brücke zur Folge hatte, die erst im 20. Jahrhundert wieder ungefährdet überquert werden konnte.

19. Jahrhundert bis heute

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Straßen durch die Erfindung und Verbreitung der Eisenbahn deutlich unwichtiger. Am 1. Juli 1854 wurde so die Eisenbahnstrecke Würzburg–Bamberg eröffnet, 1865 folgten Schienen nach Nürnberg. Somit war die Zeit der Postkutschen vorbei, die Straßen wurden erst wieder zunehmend zu einem entscheidenen Faktor, als die Motorisierung einsetzte.

Erst im 20. Jahrhundert wurde die Brücke wieder fußgängertauglich gemacht. Sie gilt heute als das größte Gerbrunner Wahrzeichen.

Sanierung, Wahrzeichen und Denkmal

Die Römerbrücke war stets ein ungeliebtes Kind der Gemeinde, das mehrmals abgerissen oder abgestoßen werden sollte.

„Die Gemeindeverwaltung Gerbrunn erkennt das Eigentum der beiden Brücken auf Pl. Nr. 1479 nur dann an, wenn der Nachweis mittels amtlicher Urkunde erlangt werden kann, seit wann und auf welche Art und Weise die Brücken, die doch früher sicher vom Staate errichtet wurden und Staatseigentum waren, in den Besitz der Gemeinde Gerbrunn gekommen sind. Der Vertrag im Grundsteuerkataster sowie die im kgl. Straßen- und Flussbauamt bezeichneten Akten aus den Jahren 1859 und 1862 werden nicht als Beweis hierfür anerkannt. Da die Übernahme der Brücken nur eine Last für die ohnehin arme Gemeinde Gerbrunn bilden würde, so ist die Gemeindeverwaltung verpflichtet, äußerst vorsichtig in dieser Angelegenheit vorzugehen. Es kann darum die Gemeindeverwaltung weder eine Reparatur noch eine Absperrung der Brücke vornehmen lassen.“

Gemeinde am 22.07.1906 an die Kreisbehörde: Gerbrunner Chronik

Der schlechte Zustand veranlasste die Aufsichtsbehörde, den Weg unter und über die Brücken zu sperren. Am 5. Oktober 1960 wurde der Weg über den Damm und die Brücke auch für Fußgänger gesperrt. 1978 erhielt die Gemeinde die Aufgabe, eine Sanierung vorzunehmen. Einen Abriss verbot die Aufnahme der Bauwerke in die Denkmalliste, sodass die Gemeinde ihrer Pflicht nachzukommen hatte.

Name und Architektur

Woher der Name der Römerbrücke kommt, ist heute nicht mehr sicher nachzuweisen. Im Allgemeinen werden zwei Theorien vertreten. Die erste davon besagt, der Name komme von dem früheren ruinösen Zustand, während die zweite These das Ziel der Reise zur Kaiserkrönung auf dem „Römer“ in Frankfurt als Namensgeber nennt.

Das Bauwerk ist keinesfalls als Kunstwerk zu bezeichnen. Als ein solches war es allerdings auch nie gedacht. Die schlichte Architektur vermittelt den in den Vordergrund gerückten Nutzwert der Brücke.

Literatur

  • Georg Palitza; Gerbrunn. Chronik Heimatbuch. Gerbrunn: Gemeinde Eigenverlag, 1991