Schlacht bei den Thermopylen (Perserkriege)
Vorlage:Schlacht Die mehrtägige Erste Schlacht bei den Thermopylen fand am Beginn des Zweiten Perserkrieges, vermutlich um den 11. August 480 v. Chr. statt.
Die Thermopylen, der antike Engpass zwischen Kallidromos-Gebirge und dem Meer, waren von hoher strategischer Bedeutung. In der Antike maß der durchschnittlich 15 Meter breite Durchgang an den beiden engsten Stellen nur wenige Meter. Dieser hat sich jedoch bis heute infolge von Versandung auf mehrere Kilometer ausgedehnt.
480 v. Chr. stand ein großes persisches Heer unter König Xerxes I. genau vor diesem Durchgang. Letztlich wurde die Schlacht von den zahlenmäßig unterlegenen und vermutlich uneinigen Griechen gegenüber dem Persischen Heer verloren.
Hintergrund und Hergang der Schlacht
Innerhalb des griechischen Bündnisses war es zu schweren Meinungsverschiedenheiten über die notwendigen Verteidigungsstellungen gegen die Perser gekommen. Während Sparta und einige seiner Bündnispartner auf der Peloponnes offenbar Griechenland weitgehend preisgeben wollten und erst am Isthmus von Korinth den persischen Übergang auf die Peloponnes aufhalten wollten, waren die Bündnispartner aus Mittelgriechenland, vor allem aber Athen, anderer Meinung. Der fragile Hellenenbund konnte nur zusammengehalten werden, wenn eine erste Verteidigungslinie bereits an den Thermopylen aufgebaut wurde. Gleichzeitig sollte die persische Flotte bei Artemision aufgehalten werden.
Nach dem Bericht von Herodot, der einzigen Quelle aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., soll Xerxes' Armee wie folgt ausgesehen haben:
- Flotte: 517.610, Infanterie: 1.700.000 (VII, 60), Kavallerie: 80.000 (VII, 87), Araber und Libyer: 20.000 (VII, 184) und 324.000 griechische Alliierte.
Herodot geht noch von einer gleichgroßen Anzahl an Unterstützungstruppen aus und kommt damit auf über 5 Millionen (VII, 186). Auf Grund des Militärsystems und der logistischen Fähigkeiten der Perser, besonders der Versorgung, aber auch aufgrund der Tendenz vieler antiker Historiker, überzogene Zahlenangaben zu machen, werden diese Zahlen als weit übertrieben erachtet; moderne Historiker nehmen daher eine deutlich geringere Gesamtstärke von vielleicht 100.000 (gängigste Annahme in der modernen Forschung) bis höchstens 200.000 Mann an. Der Militärhistoriker Hans Delbrück berechnet die Zahl der in von Xerxes insgesamt in Griechenland eingesetzten Truppen auf 45.000 bis 55.000 Mann. Emil Daniels kommt sogar nur auf 20.000 Soldaten.
Auf Seiten des griechischen Bündnisses soll nach Herodot (VII, 176) ein Hoplitenheer mit folgenden Kontingenten am Pass in Stellung gegangen sein:
- 300 Spartanische Hopliten, 1.000 Tegeaten und Mantineer, 120 aus Orchomenos, 1.000 aus Arkadien, 400 aus Korinth, 200 aus Phleius, 80 aus Mykenai, 700 von Boiotern und Thespiern und 400 Thebaner.
Die Athener und Spartaner hatten also ein zahlenmäßig weit unterlegenes Heer von etwa 4.200 Mann (nach anderen Angaben können es insgesamt aber auch 6.000 Mann gewesen sein; vgl. auch die abweichenden Angaben bei Herodot zu den Peloponnesiern: VII 202f. zu VII 228; allerdings wäre auch in diesem Fall das griechische Heer den Persern weit unterlegen gewesen). Eine offene Feldschlacht stand nicht zur Diskussion, vielmehr war der Sinn der Positionierung der Truppen der, einen raschen Vormarsch Xerxes' aufzuhalten. Das Kommando über die Truppen hatte einer der beiden spartanischen Könige, Leonidas. Der Großteil der spartanischen Truppen war in derselben Zeit mit heiligen religiösen Feiern beschäftigt. Nach Herodot wichen die Griechen tagelang nicht von ihrer Stellung und fügten den Persern hohe Verluste zu.

Erst der Verrat durch einen gewissen Ephialtes von Trachis (griech. = Albtraum, Verräter) (Herodot VII, 213f.) erlaubte es den Persern, die griechischen Linien über das Gebirge, den Anopaiapfad südlich des Küstenkamms, zu umgehen, und die griechischen Truppen von zwei Seiten niederzukämpfen. Leonidas hatte dieses Manöver vorhergesehen und beauftragte einen Teil seiner Truppen mit der Bewachung des Umgehungspasses. Als diese die Perser herankommen sahen, zogen sie sich in eine nahgelegene Befestigungsanlage zurück. Dessen ungeachtet führten die Perser ihr Umgehungsmanöver weiter durch.
Am Morgen des dritten Tages erreichten erste Spähläufer das Lager Leonidas' und berichteten ihm von der Umgehung. Leonidas handelte von nun an in dem Bewusstsein, dass ein vollkommener Rückzug die Vernichtung durch die persische Reiterei nach sich ziehen würde. Er beschloss, mit seinen 300 Spartanern den Engpass bis zum Letzten zu verteidigen, um den Abzug des griechischen Hauptheers zu decken. Weitere Truppen, deren Heimatländer direkt hinter dem Pass lagen und daher unmittelbar der Plünderung der Perser ausgesetzt sein sollten, schlossen sich Leonidas an. Insgesamt scheinen um die 1000 Griechen geblieben zu sein, um den Rückzug zu decken – nach Herodot insbesondere auch Thespier und Thebaner. Erwartungsgemäß fanden alle den Tod, allerdings nicht ohne den Persern weitere schwere Verluste zugefügt zu haben: Unter den Toten waren zwei von Xerxes' Brüdern. Diese für die Perser kriegsentscheidende Niederlage begründete den späteren Ruhm Spartas.
Bezeichnend ist hier eine überlieferte Anekdote, derzufolge die Perser aus Wut den Leichnam Leonidas' entgegen den damaligen persischen Sitten schändeten. Noch überlebende Spartiaten in der immer noch wogenden Schlacht sahen dies und befreiten den Leichnam ihres Königs. Sie bargen ihn in den eigenen Reihen und schützten ihn bis zu ihrem eigenen Tod.
Xerxes I. konnte nun ungehindert nach Athen marschieren, das aber von dem umsichtigen Themistokles zwischenzeitlich evakuiert worden war. Mit den siegreichen Schlachten bei Salamis und Plataiai konnten die griechischen Staaten ihre Unabhängigkeit gegen das mächtige Perserreich erfolgreich verteidigen.
Zeitgenössische Bewertung
Während die Thermopylenschlacht von Sparta später als Beispiel singulären Heldenmutes dargestellt und gefeiert wurde, finden sich bei Autoren aus Athen, insbesondere in den jährlichen Gefallenenreden, deutlich andere Wertungen: Mit den Thermopylen habe Sparta eine der schlimmen Niederlagen gegen die Perser zu verantworten, während Athen in Marathon und Salamis glänzende Siege erfochten habe.
Historische Einordnung
Dieser Bericht ist umstritten: Während die Polis Theben mehr oder weniger offen propersische Politik betrieb, sollen Thebaner auf Seiten des griechischen Bündnisses mitgekämpft haben – es bleibt unklar, ob es sich um exilierte Regimegegner oder aber um ein vom Hellenenbund erzwungenes Kontingent handelte. Auch die Anzahl von 300 Spartanern ist sicherlich unvollständig – man kann nach vergleichbaren Schlachten davon ausgehen, dass jeder spartanische Hoplit von mindestens 5 Heloten begleitet wurde, so dass das griechische Kontingent insgesamt größer gewesen sein wird, als es die Angaben Herodots nahelegen. Das Oberkommando lag in den Händen des spartanischen Königs Leonidas, so wie dies auch in anderen Perserschlachten der Fall war und den Kommandostrukturen des Bündnissystems entsprach.
Die heutige Geschichtsforschung geht davon aus, dass Ephialtes von Trachis als historische Persönlichkeit nicht existiert hat. Er diente der zeitgenössischen griechischen Geschichtsschreibung dazu, einen taktischen Fehler von Leonidas zu verschleiern. Diesem war der Pass, über den die Perser den Griechen in den Rücken fielen, zwar bekannt, er hatte ihn jedoch nur unzureichend durch 1000 Mann Hilfstruppen sichern lassen und dadurch die Umfassung der griechischen Kräfte erst möglich gemacht.
Neuzeitliche Rezeption
Auch in der Neuzeit wurde die Thermopylenschlacht immer wieder als Beispiel für einen heroischen Opfertod in Anspruch genommen. So zog Hermann Göring Ende Januar 1943 einen Vergleich zur noch andauernden Schlacht von Stalingrad, um damit die Befehle Hitlers zum Kampf ohne Kapitulation ideologisch und historisch zu legitimieren.
Die Schlacht bei den Thermopylen fand u. a. in dem Film Last Samurai (USA, 2003) und dem Graphic Novel Sin City sowie 300 (beide von Frank Miller) Erwähnung.
Inschrift am Thermopylen-Denkmal
An diesem Ort steht ein oft als „Grab des Leonidas“ bezeichnetes Denkmal (Leonidas wurde allerdings in Sparta begraben). Es handelt sich vielmehr um eine Siegesstele. Es trug der Überlieferung nach als Inschrift ein Epigramm des Simonides:
- Altgriechisch: Vorlage:Polytonisch
(Ō xein', angellein Lakedaimoniois hoti tēde | keimetha tois keinōn rhēmasi peithomenoi.)
(Wörtlich: Fremder, melde den Lakedämoniern (den Spartanern), dass wir hier liegen, den Regeln/Gesetzen/Befehlen jener (der Lakedämonier) gehorchend.)
- Latein: Díc hospés Spartae nos té hic vidísse iacéntes, | dúm sanctís patriae légibus óbsequimúr (Cicero). (Wörtlich: In Sparta, Fremder, verkünde, du sahst uns hier liegen; wie wir die heiligen Gesetze des Vaterlandes befolgten.)
- Deutsch von Friedrich Schiller:
Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl. (Der Spaziergang, 1795)
(Siehe dazu auch: Wanderer, kommst du nach Spa....)
Eine neuere Übersetzung ins Deutsche ebenfalls in der Form eines Distichons von Alois Michner lautet: Spartas Männern und Frauen bringe, o Fremdling, die Nachricht, | dass unsre Pflicht wir getan, hier als Gefallene ruhn.
Populäre Interpretationen
- The 300 Spartans (Der Löwe von Sparta), Regie: Rudolph Maté, USA 1962
- Frank Miller, Lynn Varley: 300 (Comic), Cross Cult ISBN 3-936480-30-3
- Auf diesem Comic aufbauend entstand in den Warner Bros. Studios ein gleichnamiger Spielfilm unter der Regie von Zack Snyder. Er startete am 5. April 2007 in den deutschen, österreichischen und Schweizer Kinos.
Siehe auch
- Zweite Schlacht bei den Thermopylen
- Thermopylen
- Schlacht von Salamis
- Schlacht von Plataiai
- Liste der Kriege und Schlachten/Antike
Literatur
- Anuschka Albertz: Exemplarisches Heldentum. Die Rezeptionsgeschichte der Schlacht an den Thermopylen von der Antike bis zur Gegenwart. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57985-1.
- Ernle Bradford: Leonidas: Held der Thermopylen. Ullstein 1991, ISBN 3548347649
- Karl-Wilhelm Welwei: Sparta. Stuttgart 2004.