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Sklaverei

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Ein Sklave ist ein Mensch, der seiner persönlichen Freiheit beraubt ist, als Sache behandelt wird und als solche im Eigentum eines anderen steht. Wichtiges Merkmal ist das Festhalten der Person gegen ihren Willen, mittels (physischer, psychischer oder institutioneller) Gewalt, zum Zweck der wirtschaftlichen Ausbeutung. Offiziell ist die Sklaverei heute in allen Staaten der Welt abgeschafft. Dennoch befinden sich immer noch viele Menschen in einer derartigen Abhängigkeit. Früher wurden dunkelhäutige Sklaven als Schwarzes Gold bezeichnet.

In verschiedenen Kulturen hatten Sklaven einen je unterschiedlichen Status.

Auch heute noch, selbst in Demokratien mit sozialem Ausgleich, können Menschen in Situationen gelangen, die mit dem Zustand der Versklavung zu vergleichen sind. Ein derartiger Mangel an individueller Freiheit kann zum einen durch Überschuldung und ihre Folgen, zum anderen durch das Fehlen einer Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung entstehen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der kriminelle Menschenhandel und das Festhalten von Frauen zur sexuellen Ausbeutung.

Geschichte der Sklaverei

Seit der Antike war vielerorts ein System der Schuldsklaverei rechtlich verankert - der Gläubiger konnte den Schuldner als Sklaven seine Schuld abarbeiten lassen. In Athen führten Revolten der einfachen Leute gegen diese Praktiken zu der Verfassung des Solon, der in seiner Verfassungsreform einen Schuldenerlass (Seisachteia "Lastenabschüttelung") verfügte und diese Form der Schuldsklaverei verbot. Viele Sklaven gerieten durch Kriegsgefangenschaft in die Unfreiheit (siehe auch: Sklaverei bei Homer).

Aristoteles sah in seinen Schriften die Sklaverei als von Natur aus gerechtfertigt; Sklave sei, wer "mit den Kräften seines Leibes das so Vorgesehene auszuführen imstande" sei. Ohne diese, aus heutiger Sicht, menschenverachtende Denkweise wäre seine Theorie der Polis undenkbar, da sie auf die Muße der Herrschenden, sich mit "höheren" Dingen zu beschäftigen, aufbaut.

Das Judentum (Volk Israel) definierte seinen eigenen Status in einzigartiger Weise, nämlich als den eines von Gott aus der Sklaverei Ägyptens befreiten Volkes. Eben darum sollte es in diesem Volk keine Angehörigen geben, die einen uneingeschränkten und dauerhaften Sklavenstatus innehatten. Demgemäß wurde die Sklaverei im Alten Testament gegenüber der heidnischen Umwelt wesentlich relativiert: Volksfremde Sklaven wurden vor allem durch Gefangennahme im Krieg erworben; sie konnten gekauft und verkauft sowie für Arbeitsdienste verwendet werden. Für hebräische Sklaven galten besondere Schutzvorschriften; sie konnten im Fall des Selbstverkaufs bei äußerster Not erworben werden. Nach spätestens sechs Jahren waren sie freizulassen, in Erinnerung an die Befreiung Israels aus der Sklaverei der Ägypter. Der Sklave ist in Israel nicht völlig rechtlos, da er ebenso wie sein Herr von Gott geschaffen ist und diesem als Menschen gleichsteht. Mit dieser neuen Wertung war ein Zeichen gesetzt auch für die Nachbarvölker Israels. Dem widerspricht es nicht, dass auch im jüdischen Volk gewisse Rückfälle in inhumane Verhaltensweisen vorgekommen sind.

Sklaverei im antiken Rom

Auch in der Römischen Republik war ursprünglich ein System der Schuldsklaverei üblich, nebenher wurden in geringem Maße auch Kriegsgefangene versklavt. Die Schuldsklaverei wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. verboten, offiziell auf Druck der Bevölkerung. Tatsächlich kamen zu dieser Zeit wegen der Eroberungsfeldzüge der Römer immer mehr Kriegsgefangene als Sklaven nach Rom, wodurch die Schuldsklaverei uninteressant wurde.

Der Sklave (homo servus) hatte nach römischem Recht keine Persönlichkeit und somit auch keine Rechtsfähigkeit. Er war als bloße Sache Gegenstand des Handels, Sklavenkinder waren von Geburt an Sklaven, dem Herrn stand das Recht über Leben und Tod des Sklaven zu. Was der Sklave verdiente, gehörte dem Herrn. Erst nach und nach entwickelte sich das Pekulienwesen, welches dem Sklaven aus seinem Nebenverdienst den Erwerb eigenen Vermögens (peculium) in beschränkter Weise gestattete und ihm dadurch die Möglichkeit eröffnete, sich loszukaufen. Es gab verschiedene Arten der Freilassung (manumissio) von Sklaven. Möglich waren unter anderem:

In Rom hatten freigelassene Sklaven (libertini) zwar, im Gegensatz zu vielen griechischen Staaten, die Bürgerrechte, standen aber als Klienten immer noch zu dem Patron, der sie freigelassen hatte, in einem Abhängigkeitsverhältnis.

In der frühen Kaiserzeit nahm die Zahl der Freilassungen so stark zu, dass Kaiser Augustus Gesetze erließ, die die Freilassung einschränkten (der Sklave musste zum Beispiel mindestens 30 sein, um freigelassen zu werden). Trotzdem stieg die Zahl der Freigelassenen weiter an.

Die Behandlung der Sklaven gab durch Willkür und Grausamkeit wiederholt Anlass zu blutigen Sklavenaufständen und drei Sklavenkriegen. Insbesondere war es der Spartacus-Aufstand (73 bis 71. v. Chr), der für Rom gefährliche Ausmaße annahm.

Sklaverei im Mittelalter

Einen Aufschwung erlebte die Sklaverei noch mal zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert mit dem Eindringen der Skandinavier, auch Waräger oder Rus genannt, im hauptsächlich von Slawen besiedelten Osteuropa. Diese wikingischen Kriegerkaufleute betrieben anfangs einen regen und menschenverachtenden Handel mit kriegsgefangenen oder geraubten Slawen, die sie als Sklaven in den Orient verkauften. In den islamischen Ländern, wo die hellhäutigen und meist blonden slawischen Frauen heiß begehrt waren, verschmolz schon früh die Bezeichnung "Slawe" und "Sklave" im arabischen Wort Saqaliba.

Mit der Erhebung des Christentums zur römischen Staatsreligion traten gewisse Milderungen der Sklaverei ein. Da es Christen nicht erlaubt war, andere Christen zu versklaven, ging die Sklaverei in Mitteleuropa immer mehr zurück. Dafür entwickelte sich ein System der Leibeigenschaft. Leibeigenen Bauern, die von einem Adligen abhingen, war es verboten, ihr Land zu verlassen. Sie waren zu zahlreichen Arbeitsleistungen und hohen Abgaben gegenüber ihrem Herrn verpflichtet.

Im Spätmittelalter schließlich ging auch dieser Sklavenhandel wieder zurück, da die Transportwege immer länger wurden und die Sklaverei so unrentabel wurde. Im Mittelmeerraum, wo es keine Nachschubprobleme an schwarzafrikanischen Sklaven gab, blühte der Menschenhandel jedoch weiterhin prächtig. Einen erneuten Aufschwung nahm die Sklaverei mit der Besiedlung der Neuen Welt.

Sklaverei im Islam

Während seiner ganzen Geschichte und bis heute kennen die Gebiete islamischer Kultur den Sklavenhandel und die Sklaverei, sowohl mit schwarzafrikanischen als auch mit europäischen Sklaven. Erst in der jüngsten Zeit (Saudi-Arabien 1972) wurde die Sklaverei offiziell abgeschafft, lebt im verborgenen sogar bis heute in nicht unerheblichem Maße weiter. Der Charakter der Sklaverei war aber ein anderer als etwa in der Antike oder in der neuen Welt, abgesehen von den Zandsch genannten schwarzen Sklaven im Südirak. Es handelte sich im wesentlichen um eine "Luxus"-Sklaverei, bei der entweder Sklavinnen den Harem erweiterten oder Sklaven, meist Eunuchen, als persönliche Diener fungierten. Das ist auch der Grund warum z.B. heute nur an wenigen Stellen (meist in einsamen Oasen) eine Nachkommenschaft schwarzer Sklaven existiert. Männlichen Sklaven wurde die Fortpflanzung meist aufs brutalste verwehrt (Kastration) und Sklavinnen hatten nur Kinder mit ihren mehr oder minder weißen Herren. Da in der islamischen Kultur fast nur die Abstammung über die männliche Linie zählt, konnten die Kinder von Sklavinnen höchste Positionen erlangen. So waren fast alle späteren Kalifen Söhne von Sklavinnen. Selbst der Gründer der Dynastie der Saudis, 'Abd ul-'Aziz Ibn Sa'ud, der Vater des heutigen saudischen Königs, wusste deshalb nicht, wer die Mutter seiner Mutter war (nämlich eine unbekannte Sklavin). Besonders blonde kaukasische Sklavinnen waren sehr geschätzt und wurden bis zum ersten Weltkrieg gehandelt. So kam es, dass reiche einflussreiche Muslime oft fünfzig Söhne von vielen Frauen verschiedenster Herkunft hatten. Der so genannte "Lawrence von Arabien" berichtet von einem Bad in einem Oasenteich nach einem langen Wüstenritt, wo junge eng verwandte Männer aller erdenklichen Hautschattierungen nackt und munter und gleichberechtigt im Wasser planschten. Auch konnten Sklaven im Islam hohe politische und militärische Ämter erlangen, blieben aber persönliches Eigentum ihrer Besitzer. Manchmal gelang es diesen Sklavenkriegern aber, die Macht zu erobern, wie den so genannten "Mamluken" von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1517 in Ägypten.

Sklaverei in den Kolonien

Mit der Kolonisierung Amerikas bestand ein erneuter Bedarf an billigen Arbeitskräften. Die einheimische Bevölkerung erwies sich dazu nicht geeignet, da sie zu anfällig gegen eingeschleppte europäische Krankheiten wie Masern oder Pocken waren. 1512 wurde die Indianersklaverei durch den spanischen König verboten. 1526 erreichten die ersten Sklavenlieferungen aus Afrika die Insel Kuba. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts gelangten mehr als 600000 afrikanische Sklaven in die spanischen Kolonien Amerikas. Die Aufgaben der Sklaven waren vielseitig, doch vor allem arbeiteten sie auf den Tabakplantagen. Die Frauen hatten sich vorwiegend um Haus und Hof zu kümmern. Wenn sie ihre Aufgaben nicht gut erfüllten, wurden sie misshandelt.

Sklavenaufstand auf Haiti

Die Französische Revolution im Jahr 1789 brachte die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hervor, diese verbreiteten sich auch in den Kolonien. Dies löste 1791 den Aufstand der schwarzen Sklaven auf Haiti aus. Anführer der Aufständischen war François Dominique Toussaint Louverture. Schließlich wurde 1794 die Sklaverei auf Haiti verboten und die Kolonie erhielt Autonomie. Allerdings führte Napoleon I. 1802 die Sklaverei wieder ein, worauf der Aufstand erneut ausbrach. 1804 erreichte Haiti schließlich die Unabhängigkeit. Damit war die Sklaverei dort besiegt. Der Sklavenaufstand auf Haiti war der einzige, der zur Gründung eines unabhängigen Staates führte.

Sklaverei in den Vereinigten Staaten

Misshandelter Sklave aus den Südstaaten

Allgemein bekannt ist die Sklaverei aus den Südstaaten der USA, die in großer Zahl Menschen aus Afrika als Arbeitskräfte für die Landwirtschaft importierten. Mit der Sklaverei entwickelte sich auch der Rassismus der Weißen gegenüber der einheitlich schwarzen Sklavenbevölkerung. Ein weiterer wichtiger Grund war der Aufschwung des Handels mit Baumwolle in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die Einwanderer in die USA gingen vor allem in die Nordstaaten, für die Südstaaten war ihr Bedeutungsverlust in den demokratischen Institutionen abzusehen. Die Sklavereifrage führte maßgeblich zum Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges in denen sich die abolutionistischen, Sklavenhaltung ablehnenden, Nordstaaten durchsetzten.

Am 18. Dezember 1865 wurde mit der Ratifizierung des 13. Zusatzes ("amendment") zur amerikanischen Verfassung durch die Bundesstaaten die Sklaverei in den Vereinigten Staaten verboten.

Moderne Sklaverei

Der derzeitige Menschenhandel hat weltweit viele Frauen in eine Situation gebracht, die durchaus mit der Sklaverei vergleichbar ist. Auch in Deutschland bleibt die Tatsache, dass der dortigen Prostitution eine erhebliche Zahl abhängiger und entrechteter Frauen zugeführt wurde, ohne nennenswerte gesellschaftliche oder staatliche Reaktion. (Nach Schätzungen der UN gibt es in Deutschland etwa 200.000 Zwangsprostituierte.) Heutzutage gibt laut Menschenrechtsorganisationen obendrein die Verwendung tausender Schwarzafrikaner als Sklaven im Sudan, was die Regierung jedoch vehement bestreitet. Dies geschieht durch mit der Regierung des Sudans verbündete arabische Milizen, wobei dies auch Ausdruck des Ansehens von Schwarzafrikanern und deren Kultur in der rassistischen arabisch-muslimischen Bevölkerung ist. Obwohl deren Kultur zumindest auf eine vergleichbar lange Vergangenheit zurückblicken kann und sie zum Teil länger als die Araber im Sudan ansässig sind, gelten sie für das Gros der sudanischen Bevölkerung als minderwertig.

Siehe auch

Literatur

  • Segal, Ronald: Islam's Black Slaves. Atlantic Books, London 2003 ISBN 1-903809-81-9
  • Brown, Louise: Sex Slaves. The trafficking of women in Asia. Virago Press 2002 ISBN 1-86049-903-1