Walldorf
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Walldorf (Baden) ist eine Stadt im Süden des Rhein-Neckar-Kreises in Baden-Württemberg. Überregional bekannt ist sie durch das gleichnamige Autobahnkreuz und den Firmensitz der Firma SAP. Mit der Nachbarstadt Wiesloch bildet sie ein Mittelzentrum mit einem Einzugsbereich von etwa 60.000 Menschen. Walldorf gilt als eine der reichsten Städte Europas und wurde schon häufig als wirtschaftlich attraktivste Gemeinde Deutschlands ausgezeichnet.
Sie ist indirekter Namensgeber für die Waldorfschulen und über den Walldorfer Auswanderer Johann Jakob Astor für die Hotels Waldorf-Astoria und den dort erfundenen Waldorfsalat.
Geschichte
Walldorf wurde am 20. Oktober 770 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch als Waltdorf erstmals urkundlich erwähnt. Funde aus früher Zeit belegen allerdings, dass schon seit langem Menschen an dem Platz siedelten, an dem das spätere Dorf im Wald entstand.
Im Jahr 1230 erhielten die Pfalzgrafen Walldorf als Reichslehen. In den deutschen Bauernkriegen und im 30-jährigen Krieg wurde Walldorf Schauplatz von Kämpfen und Plünderungen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1689 wurde es sogar vollständig zerstört und erst einige Jahre später wieder besiedelt. Wie in der ganzen damaligen Kurpfalz kamen vor allem Neusiedler bzw. Glaubensflüchtlinge aus der Schweiz, unter ihnen auch die Familie Astor.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangte Walldorf zu Baden. Durch den Bau der Rheintalbahn von Mannheim nach Karlsruhe 1843 erlebte der Ort im 19. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1901 verlieh Großherzog Friedrich I. Walldorf die Stadtrechte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Ansiedlung der Heidelberger Druckmaschinen und in den 70er Jahren der Controlling-Softwarefirma SAP, die Walldorf zu einer der attraktivsten und wohlhabendsten Gemeinden der Region machten.
Walldorf war während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Gastgeber der Nationalmannschaft Costa Ricas (9. Juni bis 21. Juni).
Politik
Gemeinderat
Gemeinderat 2004 | |||||
Partei | Stimmen | Sitze | |||
CDU | 35,6 % | 8 | |||
SPD | 23,2 % | 5 | |||
GRÜNE | 20,7 % | 5 | |||
FDP | 20,5 % | 4 | |||
Wahlbeteiligung: 58,0 % |
Bürgermeister
Heinz Merklinger (CDU) ist seit 1998 Bürgermeister.
Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: In Rot auf grünem Boden ein silberner Eichbaum mit Eicheln. Es geht zurück auf ein Siegel, das erstmals in der Mitte des 16. Jahrhunderts auftauchte. Es zeigt eine Eiche, die wahrscheinlich wegen des Ortsnamens Wald-Dorf gewählt wurde. Das Wappen, das Walldorf seit 1900 führte, zeigte eine Eichenstaude. Nach langen Bemühungen um eine Änderung, wurde schließlich 1967 wieder ein Wappen mit Eichbaum verliehen. Die Flagge Walldorfs ist Weiß-Rot.
Städtepartnerschaften
Die Stadt Walldorf unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu:
Astoria in Oregon seit 1963
Kirklareli in der Türkei seit 1970
Saint-Max bei Nancy in Frankreich, seit 1985
Waldorf in Maryland seit 2002
Freeport in New York seit 2003
Walldorf in Thüringen
Wirtschaft

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Walldorf ein Bauerndorf. Hopfen, Tabak und auch Spargel wurden angebaut. Dann wandelte sich der Charakter des Ortes langsam zu einem Handelsplatz für Agrarprodukte. Spargel wird allerdings noch heute angebaut und von vielen Spargelbauern auch direkt vermarktet.
Heute gibt es in Walldorf etwa so viele Arbeitsplätze wie Einwohner, nämlich mehr als 14.500. Damit ist die Stadt ein Magnet für das gesamte Umland. Die wichtigsten Branchen sind Informationstechnologie (SAP), Druckindustrie (HDM), Einrichtungsartikel (Ikea), Umwelttechnologie, Farben und Lacke, Schmierstofftechnik, Baugewerbe, Dienstleister und Musikbedarf.
Ansässige Firmen
Größter Arbeitgeber der Stadt ist das international tätige Softwareunternehmen SAP, das hier seinen Hauptsitz hat. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Heidelberger Druckmaschinen, die mit ihrem Werk Wiesloch und über 5.600 Mitarbeitern im Industriegebiet Walldorf/Wiesloch ansässig ist. Direkt an der Autobahn A 5 befindet sich eine Ikea-Filiale. Weiter hat die Firma Realtech ihren Hauptsitz in Walldorf. Auch der internationale eHealth Spezialist InterComponentWare (ICW) hat in Walldorf seinen Hauptsitz. Die Walldorfer Firmenumgebung ist geprägt von Software-, Hardware- und Maschinenbau.
Verkehr

Straßenverkehr
Walldorf liegt an der Autobahn A 5 (Anschlussstelle Walldorf/Wiesloch) und unweit der A 6 (Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg) und hat somit direkten Anschluss an die europäischen Fernstraßen E35 und E60.
Die Bundesstraßen B 39 und B 291 verlaufen durch die Stadt. Die Entfernung nach Heidelberg beträgt 15 km und nach Mannheim 30 km.
Öffentlicher Verkehr
Walldorf verfügt über ein umfangreiches ÖPNV-Angebot.
Der Bahnhof Wiesloch/Walldorf liegt am Ostrand des Walldorfer Industriegebiets an der Baden-Kurpfalz-Bahn Heidelberg–Karlsruhe. Es halten Züge des IC- und Regionalverkehrs. Der Bahnhof ist außerdem in das S-Bahn-Netz der S-Bahn RheinNeckar integriert, die Linien S3 und S4 stellen halbstündliche Verbindungen in Richtung Heidelberg/Mannheim und Bruchsal/Karlsruhe her.
Innerörtliche Anschlüsse bietet das gemeinsam mit der Nachbarstadt Wiesloch betriebene Stadtbusnetz mit dreizehn Stadt- und Regionalbuslinien. Von 1902 bis 1907 stellte eine Pferdebahn die Verbindung zur Stadt her. Später elektrifiziert, war die Städtische Straßenbahn Walldorf bis 1. August 1954 in Betrieb.
Der Nahverkehr im Stadtgebiet und der näheren Umgebung ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) eingebunden, südlich von Bad Schönborn gelten hingegen die Tarifbestimmungen des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).
Bildung
- Gymnasium Walldorf
- Theodor-Heuss-Realschule
- Waldschule (Grund,- Haupt- und Werkrealschule)
- Schillerschule (Grundschule)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Astorhaus


Johann Jakob Astor hinterließ mit seinem Tod im Jahre 1848 für seine Heimatstadt Walldorf 50.000 Mark als Spende für die Armen. Damit wurde das Astorhaus errichtet, welches von 1854 bis 1937 als Armenhaus diente. Seit 1970 wird das Gebäude als Heimatmuseum genutzt mit einer 400 m² großen Ausstellungsfläche. Das Gebäude dient außerdem als Standesamt und Schülerhort.
Evangelische Kirche
Das im wörtlichen Sinne „überragende“ Baudenkmal der Stadt ist die Evangelische Kirche. Sie wurde in den Jahren 1858/61 in neugotischem Stil als dreischiffige, sechsjochige Hallenkirche erbaut. Im Inneren sind noch Teile der originalen, zeitgenössischen Ausstattung zu sehen. Besonders bemerkenswert ist ein Altarbild mit Christus am Kreuz von Joseph Anton Settegast.
Katholische Kirche
Noch älter ist die Katholische Kirche. Der heutige, spätbarocke Bau wurde in den Jahren 1787/91 unter der Verwendung alter Mauerteile erbaut. Sehenswert sind die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fresken im alten Glockenturm, die die vier Apostel Lukas, Markus, Matthäus und Johannes darstellen, außerdem das prunkvolle Wappen des 1716 bis 1742 regierenden Kurfürsten Carl Philipp.
Laurentiuskapelle
Ein historisches Kleinod ist auch die Laurentiuskapelle aus dem Jahr 1783. Sie ist wohl der Nachfolgebau einer 1764 abgerissenen gotischen Schloßkapelle und gehört zu den wenigen noch vorhandenen Resten der ehemaligen Hofanlage der Herren von Sickingen. Die daneben stehende Börse, ein Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts, ist der Hauptbau der Sickingeschen Besitzungen. Möglicherweise rühren die großen Kelleranlagen noch von der mittelalterlichen Burg her.
Alte Synagoge
Nur wenige Meter entfernt im Oberdorf findet man die Synagoge, die 1716 als reformierte Kirche erstellt wurde. Nach der Fertigstellung der Evangelischen Kirche diente das Gebäude 1861 bis zur Verwüstung durch die Nationalsozialisten 1938 als jüdische Synagoge. Seit 1954 nutzt die neuapostolische Gemeinde den Bau.
Sport
SG Walldorf Astoria
Abteilung Handball: Die erste Handballabteilung gab es bereits im Jahre 1924. Nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg wurde die heute noch existierende Abteilung innerhalb der Astoria im Jahre 1946 aus der Taufe gehoben. Jahrelang spielte man im Feldhandball eine dominierende Rolle innerhalb der Bezirksklasse. Die größten Erfolge aber gab es im Hallenhandball der 1960er und 1970er Jahre.
Die A-Jugend wurde in der Spielrunde 1969/70 Deutscher Meister, die Herrenmannschaft spielte ab 1972 in der Badischen Oberliga und errang 1975/76 den Titel des Badischen Meisters im Handball. In der Mitte der 1980er Jahre war der sportliche Höhepunkt das Erreichen der Landesliga. Erst in den 1990er Jahren waren dann wieder sportliche Erfolgsmeldungen zu verkünden. Die B-Jugend erreichte 1990/91 die Badenliga, gleiches galt für die A-Jugend in der Spielrunde 1997/98.
Die erste Herrenmannschaft erreichte nach soliden Leistungen in der spielstarken 1. Division ihre größten Erfolge im Kreispokal. Gleich dreimal (1991, 1997 und 1998) gewann das Team diese Trophäe. In den zurückliegenden Spielrunden konnte man fast immer um die Meisterschaft mitspielen. Des öfteren wurde der Aufstieg knapp verpasst. Die Heimspiele werden seit 1961 in der vereinseigenen Astoria-Halle ausgetragen. Die altehrwürdige Spielstätte bietet nach mehreren Renovierungen merklich verbesserte Spielbedingungen und ist für das Heimteam immer eine feste Bank.
Derzeit allerdings wird an der Stelle der alten Astoria-Halle die neue Walldorfer Sport- und Mehrzweckhalle gebaut, welche im November 2007 fertig gestellt werden soll. Aufgrund des Neubaus finden die Spiele der Walldorfer Handballer jetzt in der benachbarten Gymnasiumhalle statt.
FC Astoria Walldorf
Der 1995 durch den Zusammenschluß des 1. FC 08 Walldorf und der Fußballabteilung der SG Walldorf Astoria 02 entstandene reine Fußballverein FC Astoria Walldorf gewann 2007 die Meisterschaft der Verbandsliga Nordbaden und stieg damit in die Oberliga Baden-Württemberg auf.
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Jakob Astor – emigrierte nach Amerika und wurde durch Fellhandel und Immobilien zum reichsten Mann seiner Zeit.
- Georg Peter Astor – wanderte nach England aus und gründete dort eine Musikinstrumentenmanufaktur, u. a. für Holzblasinstrumente und Klaviere.
Informationen
- Wasserhärte: 22,6 Grad dH, Härtebereich IV
Vereine
- kjg-walldorf.de - Offizielle Webseite der Katholischen Jugend Walldorf
Literatur
- Ludwig H. Hildebrandt (Bearb.): Mittelalterliche Urkunden über Wiesloch und Walldorf und die Ortsteile Alt-Wiesloch, Baiertal, Frauenweiler, Hohenhardt und Schatthausen sowie der Herren von Hohenhart, von Schadehusen, von Walldorf und von Wissenloch. Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2001, ISBN 978-3-89735-164-6 (Hrsg. von der Stadt Wiesloch und der Stadt Walldorf).
- Stadt Walldorf, Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde e. V. 1965 (Hrsg.): Walldorf 21 – 100 Jahre Stadtrechte. Von der Hopfenbörse zum virtuellen Marktplatz. Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2003, ISBN 978-3-89735-179-0.
- Alles über uns! Walldorf, Wiesloch, Rauenberg entdecken – genießen – leben. Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1999, ISBN 978-3-929366-99-0.
Weblinks
- walldorf.de – Offizielle Webseite der Stadt Walldorf