Rainer Barzel
Rainer Candidus Barzel (* 20. Juni 1924 in Braunsberg / Ostpreußen) ist ein deutscher Politiker (CDU).
Er war von 1962 bis 1963 Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, von 1964 bis 1973 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von 1971 bis 1973 Bundesvorsitzender der CDU, von 1982 bis 1983 Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen und von 1983 bis 1984 Präsident des Deutschen Bundestages.
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur 1941 in Berlin nahm er von 1941 bis 1945 als Soldat, letzter Dienstgrad Leutnant d.R., bei den Seefliegern am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg absolvierte er von 1945 bis 1948 ein Studium der Rechtswissenschaft und der Volkswirtschaftslehre. 1949 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. bei dem Rechtsphilosophen Ernst von Hippel. Er trat dann in den Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Er war zunächst noch beim Wirtschaftsrat der Trizone in Frankfurt am Main tätig und wechselte dann nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland an die Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund in Bonn. 1955 wurde er Berater und Redenschreiber des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Karl Arnold (CDU).
Partei
Seit 1954 ist er Mitglied der CDU. 1971 wurde er zum Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Sein unterliegender Gegenkandidat war der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Helmut Kohl. Am 9. Mai 1973 trat er von diesem Amt wieder zurück.
Abgeordneter
Von 1957 bis 1987 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit Herbst 1963 führte er hier die Geschäfte des schwer erkrankten Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Heinrich von Brentano, bis er im Dezember 1964 selbst zum Fraktionsvorsitzenden gewählt wurde. Da die Fraktion am 8. Mai 1973 sich Barzels Votum, der Regierungsvorlage zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu den Vereinten Nationen zuzustimmen, nicht anschloss, trat er am folgenden Tag von seinem Amt als Partei- und Fraktionsvorsitzender zurück.
Von 1976 bis 1979 war er Vorsitzender des Wirtschaftsauschusses und von 1980 bis 1982 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages.
Am 29. März 1983 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Bundestages gewählt. Wegen seiner Verwicklungen in die Flick-Affäre stellte er am 25. Oktober 1984 sein Amt zur Verfügung.
Öffentliche Ämter
Am 13. Dezember 1962 wurde er als Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Beim Wechsel zu Bundeskanzler Ludwig Erhard beanspruchte die FDP dieses Ministerium für ihren Parteivorsitzenden Erich Mende, so dass Barzel am 11. Oktober 1963 aus der Bundesregierung ausschied.
Während des Streits um die Ostpolitik scheiterte am 27. April 1972 der Versuch der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rainer Barzel durch ein konstruktives Misstrauensvotum anstelle von Willy Brandt zum Bundeskanzler zu wählen. Die Umstände dieses Scheiterns sind bis heute nicht restlos geklärt (Steiner-Wienand-Affäre). Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die DDR-Staatssicherheit zwei CDU-Abgeordnete bestach, die dann gegen Barzel stimmten. Bei der darauf folgenden vorgezogenen Bundestagswahl 1972 war Barzel Kanzlerkandidat von CDU und CSU, konnte sich aber gegen Willy Brandt nicht durchsetzen. Die SPD stellte erstmals die stärkste Bundestagsfraktion.
Nach der Wende in Bonn wurde er am 4. Oktober 1982 als Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geleitete Bundesregierung berufen. Schon nach der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 schied er am 29. März 1983 aus der Bundesregierung wieder aus.
Von 1979 bis 1980 war Barzel von Bundeskanzler Helmut Schmidt berufener Koordinator für die deutsch-französische Zusammenarbeit. In die selbe Funktion berief ihn im April 1986 Bundeskanzler Helmut Kohl.
Veröffentlichungen
- Die geistigen Grundlagen der politischen Parteien. 1947
- Ein gewagtes Leben. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3898500411 (Rezensionsübersicht, ZEIT-Rezension von Helmut Schmidt)
Links
Weblinks
- Veröffentlichungsliste, ausführliches Interview bei BR alpha