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Deflation

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Deflation ist der Zustand einer Volkswirtschaft, in dem der allgemeine Preisstand fällt, also Waren und Dienstleistungen gemessen im jeweiligen Geld billiger werden.

Deflation hat in einem konventionellen Geldsystem die Folge, dass Geld zurückgehalten wird, da Waren und Dienstleistungen später günstiger zu sein scheinen, es wird nur das nötigste gekauft. Dies wiederum führt dazu, dass Unternehmen keine Einnahmen mehr haben und deswegen Mitarbeiter entlassen oder selbst zahlungsunfähig werden. Dies führt zu steigender Arbeitslosigkeit. Dies führt dazu, dass, um sich für die unsichere Zukunft abzusichern, noch mehr Geld gespart wird, also noch weniger Geld umläuft. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes fällt.

Nach den Ideen von Silvio Gesell sollte in einer Freiwirtschaft Deflation diese negativen Folgen kaum haben, da das Geld dort nicht so zurückgehalten würde. Außerdem könnte in einer Freiwirtschaft Deflation durch entsprechende Geldmengenpolitik verhinderbar sein, ohne Inflationsgefahr zu erzeugen.

Deflation konnte man in der Geschichte unter anderem beobachten:

Verwandte Begriffe: Stagflation, Inflation

Anmerkung: Die Zurückhaltung des Geldes muss nicht notwendigerweise in Form von Hortung von Bargeld geschehen. Auch das Belassen von Geld auf dem Konto kann eine Zurückhaltung bewirken: Banken müssen immer damit rechnen, dass alle Einlagen durch die Kunden abgezogen werden. Ist dies der Fall, müssen alle ausgereichten Kredite durch eigene Schuldtitel gedeckt werden, womit effektiv die Bank für den Kreditnehmer bürgt. Dies wird eine Bank nur machen, wenn sie vom Kreditnehmer gute Bonität erwartet. Dies ist aber gerade in Deflations-Zeiten nicht der Fall. Folglich wird sie vom Kreditnehmer einen entsprechenden Risikoaufschlag fordern, den dieser aber in Deflations-Zeiten nicht bezahlen kann, wenn er kostendeckend arbeiten will. Wenn ein Kreditnehmer dennoch einen Kredit bekommt, dann bezahlt er oft damit nur vorausgegangene Schulden, statt mit dem Geld zu investieren. Aus diesem Grund wirkt das Geld, was auf Konten der Banken liegt, in der Deflation kaum bis nicht nachfragend, die Umlaufgeschwindigkeit sinkt, selbst wenn keine Bargeld-Hortung stattfindet.

Für dieses Szenario gibt es aber noch zwei weitere Möglichkeiten:

  • Die Banken geben trotzdem Kredite aus ohne Risikozuschlag. Damit gehen sie aber das Risiko der eigenen Überschuldung ein, sobald einige Leute ihre Einlagen abheben. Dies kann bis zur Zahlungsunfähigkeit führen. (Siehe auch: DaNat-Bank). Ist erst eine Bank zahlungsunfähig, so werden über eine Kettenreaktion schlagartig fast alle Einlagen abgehoben werden, was weitere Banken zahlungsunfähig machen würde, das gesamte Bankensystem würde zusammenbrechen, somit auch das Kreditsystem. Dies würde erst recht eine Deflation auslösen.
  • Die Banken geben trotzdem Kredite aus ohne Risikozuschlag und verbürgen diese über Schuldtitel gegenüber der Zentralbank über das hinaus, was die Bank selbst wert ist. Nimmt die Zentralbank solche Schuldtitel an, dann sind diese weniger Wert als ihr Nennwert, da sie nicht ausrechend durch die Bank gedeckt sind. Da diese Schuldtitel ihrerseits als Deckung für Zentralbankgeld dienen, ist somit das Zentralbankgeld nicht ausrechend gedeckt. Es entsteht akute Inflationsgefahr. Denn sobald der Markt bemerkt, dass das Geld nicht so viel wert ist, wie es aussieht, wird er es abstoßen wollen, so lange dies noch geht. (Siehe Japan, wo zwar der Yen im Jahr 2002 der Deflation wegen vom Markt sehr hoch bewertet war, die Bank of Japan und ihre Schuldtitel (einschließlich dem Yen) aber von verschiedenen Rating-Agenturen als "trash" bewertet wurden.)