Großajatollah
Großajatollah oder Ajatollah al-Uzma oder Ajatollah al-Ozma (arabisch آيت الله العظمى), ist ein Titel des Klerus der Zwölfer-Schiiten, der über einem Ajatollah, aber unter dem Marja-e taqlid rangiert.
Anfänge
Im 19. Jahrhundert gab es immer nur ein- bis anderthalb Dutzend Ajatollahs, davon wenige "übergeordnete" Ajatollahs, die Mehrheit davon im Iran. Der Titel Groß-Ajatollah etablierte sich endgültig erst ab 1920.
Buchta (2004) beschreibt die Zahl der Großayatollahs weltweit mit 20, davon 14 im Iran. Der Aufstieg zu einem Großajatollah ist für einen schiitischen Geistlichen ein langer und beschwerlicher Weg, der mindestens 25 bis 30 Jahre intensiven Studiums erfordert.
Praxis
Jeder Gläubige sucht sich für gewöhnlich einen Großajatollah als „Quelle der Nachahmung“, lebt nach dessen Rechtsauslegung und führt eine Steuer an diesen Großajatollah ab, die dieser für wohltätige Zwecke und für die Ausbildung von Schülern verwendet. Die Anzahl seiner Anhänger bestimmt zu einem erheblichen Teil den Rang eines Großajatollahs. Nach dem Tode des Großayatollah verlieren, nach überwiegender Meinung der Rechtsgelehrten, dessen religiöse Anweisungen resp. Fatwas ihre Gültigkeit.
"Schiitischer Papst"
Zur Besetzung des Amtes eines Marja-e taqlid ("absolute Quelle der Nachahmung") kommt es nur, wenn alle Großajatollahs einem aus ihrer Mitte zumindest stillschweigend diesen Rang zuerkennen. Dies war in der Geschichte der Zwölfer-Schiiten erst wenige Male der Fall. Zuletzt besetzte Großajatollah Borujerdi († 1962) dieses Amt.
Großayatollahs
Bekannte und als diese auch allgemein anerkannte Großayatollahs, in der Reihenfolge ihres Auftretens:
- Muhammad Hasan Nadjafi ( ? ) Marja-e taqlid
- Mohammad Hasan Schirazi ( ? - 1895) Marja-e taqlid
- Mohammed Kazim Tabatabai Yazdi (? – 1919) Marja-e taqlid
- Abdolkarim Yazdi Haeri (1859-1937) Marja-e taqlid
- Husain Ali Borujerdi (1875-1962) Marja-e taqlid
- Mohammad Reza Golpayegani (1899-1993)
- Ruhollah Chomeini (1900-1989)
- Hussein Schariatmadari (1905-1986)
- Hussein Ali Montazeri (1922 - )
- Mousavi Ardebili (1926 - )
Irak:
- Mohammad Said al-Hakim (1889-1970) (Irak)
- Abul-Qasim al-Khoi (1899-1992) (Irak)
- Ali as-Sistani (1930 - ) (Irak)
Siehe auch
Literatur
- Wilfried Buchta: Schiiten. Diederichs Kompakt, Hugendubel. München 2004. - ISBN 3-7205-2491-4
- Heinz Halm: Die Schia. Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9