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Deutsche Deklination

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Die Deklination im Deutschen bezeichnet das "Beugen" von Substantiven, Artikeln, Pronomen und Adjektiven nach dem grammatischen Fall.

Substantiv

Singular
Kasus
 
Maskulinum
(stark)
Maskulinum
(gemischt)
Maskulinum
(schwach)
Femininum
 
Neutrum
(stark)
Neutrum
(gemischt)
Beispiel
 
Nominativ
(1. Fall)
der Mann

ein Mann

der Glaube

ein Glaube

der Graf

ein Graf

die Frau

eine Frau

das Kind

ein Kind

das Herz

ein Herz

Wer oder was hat den Apfel gegessen?
Genitiv
(2. Fall)
des Mannes

eines Mannes

des Glaubens

eines Glaubens

des Grafen

eines Grafen

der Frau

einer Frau

des Kindes

eines Kindes

des Herzens

eines Herzens

Auf wessen Baum wuchs der Apfel?
Dativ
(3. Fall)
dem Mann(e)

einem Mann(e)

dem Glauben

einem Glauben

dem Grafen

einem Grafen

der Frau

einer Frau

dem Kind(e)

einem Kind(e)

dem Herzen

einem Herzen

Wem oder was gebe ich den Apfel?
Akkusativ
(4. Fall)
den Mann

einen Mann

den Glauben

einen Glauben

den Grafen

einen Grafen

die Frau

eine Frau

das Kind

ein Kind

das Herz

ein Herz

Wen oder was habe ich nach dem Apfel gefragt?
Plural
Kasus ohne n am Ende mit n am Ende mit s oder anderen fremden Endungen
Nominativ (1. Fall) die Männer die Frauen die Autos
Genitiv (2. Fall) der Männer der Frauen der Autos
Dativ (3. Fall) den Männern den Frauen den Autos
Akkusativ (4. Fall) die Männer die Frauen die Autos

Starke Deklinationsklassen

Starke Deklinationsklassen beruhen, historisch betrachtet, auf den urgermanischen Klassen mit stammbildendem Themavokal (der mittlerweile geschwunden ist). Ihre gemeinsamen Kennzeichen sind die Genitivendung -s im Singular der Maskulina und Neutra, die Endungslosigkeit der Feminina im Singular sowie die häufige Umlautung der Stammvokale im Plural, die bei den schwachen Substantiven fehlt.

S1: Umlaut + -e (m, n)

In der Deklinationsklasse S1 sind alle starken Maskulina und Neutra versammelt, die Umlaut (a > ä, au > äu, o > ö, u > ü) sowie Endungsmorphem -e im Plural aufweisen; Doppelvokale werden im Plural zu einfach umgelautetem Vokal gekürzt (z.B. Saal - Säle).

S1 Singular Plural
nom: der Baum die Bäume
gen: des Baum(e)s der Bäume
dat: dem Baum(e) den Bäumen
akk: den Baum die Bäume

Beispiele für Maskulina: Bach, Napf, Zahn, Hof

Beispiel für neutra: Floß

S2: Umlaut + -er (m, n)

In der Deklinationsklasse S2 sind alle Maskulina und Neutra vertreten, die im Plural Umlaut (siehe S1) sowie Endungsmorphem -er aufweisen.

S2 Singular Plural
nom: der Wald die Wälder
gen: des Wald(e)s der Wälder
dat: dem Wald(e) den Wäldern
akk: den Wald die Wälder

Beispiele für Maskulina: Balg, Rand, Mund, Wurm

Beispiele für Neutra: Amt, Maul, Loch, Wort

Beispiele für Neutra ohne Umlaut: Brett, Feld, Geld, Kind, Rind, Schwert

S3: Umlaut + -e (f)

In der Deklinationsklasse S3 sind alle Feminina versammelt, die im Plural Umlaut (siehe S1) sowie Endungsmorphem -e aufweisen; es handelt sich um eine relativ kleine Klasse mit 30 bis 40 Substantiven.

S3 Singular Plural
nom: die Frucht die Früchte
gen: der Frucht der Früchte
dat: der Frucht den Früchten
akk: die Frucht die Früchte

Beispiele: Angst, Kraft, Faust, Nuss, Kuh, Kunst, Macht, Maus, Stadt, Wand, Hand, Laus

S4: -e (m, n) ohne Umlaut

In der Deklinationsklasse S4 finden sich alle Maskulina und Neutra, die im Unterschied zu S1 im Plural keinen Umlaut zeigen, ansonsten aber wie S1 flektieren. Hierher gehören auch alle Substantive mit hellem Stammvokal -e-, -i-, -ei-, die ohnehin nicht umgelautet werden können.

S4 Singular Plural
nom: das Schaf die Schafe
gen: des Schaf(e)s der Schafe
dat: dem Schaf(e) den Schafen
akk: das Schaf die Schafe

Beispiele für Maskulina: Berg, Docht, Fisch, Gurt

Beispiele für Neutra: Bein, Brot, Kamel, Pferd,

sowie alle Wörter auf -ment: z.B. Pergament, Testament

S5: Umlaut ohne Endung

Zu dieser Klasse gehören vor allem Maskulina auf -er,-el und -en sowie zwei Feminina auf -er:

S5 Singular Plural Singular Plural
nom: der Boden die Böden die Mutter die Mütter
gen: des Bodens der Böden der Mutter der Mütter
dat: dem Boden den Böden der Mutter den Müttern
akk: den Boden die Böden die Mutter die Mütter

Beispiele für Maskulina: Boden, Bogen, Bruder, Faden, Hafen

Beispiele für Feminina: Mutter, Tochter

Beispiel für ein Neutrum: Kloster.

S6: umlautlos ohne Endung

Zu dieser Klasse gehören vor allem Maskulina und Neutra auf -er und -el; sie zeigen im Genitiv Singular die Endung -s und der Dativ Plural erhält das obligatorische -n.

S6 Singular Plural Singular Plural
nom: der Jäger die Jäger das Opfer die Opfer
gen: des Jägers der Jäger des Opfers der Opfer
dat: dem Jäger den Jägern dem Opfer den Opfern
akk: den Jäger die Jäger das Opfer die Opfer

Beispiele für Maskulina: Bürger, Gegner, Meister, Artikel, Bengel

Hierher gehören fast alle Täterbezeichnungen sowie viele Volksnamen: Bäcker, Jäger, Afrikaner, Ukrainer

Beispiele für Neutra: Alter, Feuer, Becken, Fenster, Rudel, Segel

Schwache Deklinationsklassen

Die schwachen Klassen haben sich aus den urgermanischen n-Stämmen entwickelt, also Substantiven, deren stammbildendes Suffix ursprünglich -n- gewesen ist. Dieses -n- ist teilweise bis heute in der Deklination zu erkennen und die vollständige Form gilt oft als besser. Umlaut findet bei schwachen Substantiven nicht statt - wie man an dem folgenden Beispiel "Bär" sehen kann.

W1: -(e)n (m)

W1 Singular Plural Singular Plural
nom: der Bär die Bären der Bauer die Bauern
gen: des Bären der Bären des Bauern der Bauern
dat: dem Bären den Bären dem Bauer(n) den Bauern
akk: den Bären die Bären den Bauer(n) die Bauern

Beispiele für Maskulina: Bär, Mensch, Bube

Hierher gehören alle Zugehörigkeitsbezeichnungen mit den folgenden Suffixen:

  • -ade: Nomade
  • -ale: Kannibale, Rivale, Wandale
  • -and: Proband
  • -ant: Demonstrant, Gigant, Informant, Mandant, Musikant, Mutant, Passant, Protestant, Sextant, Trabant
  • -arch: Anarch, Monarch, Oligarch
  • -at: Autokrat, Demokrat, Kastrat, Magnat, Pirat, Prälat, Primat, Soldat
  • -ent: Abiturient, Dozent, Klient, Konkurrent, Kontrahent, Präsident, Student
  • -et: Exeget, Magnet, Prophet
  • -ist: Anarchist, Artist, Buddhist
  • -ik: Katholik
  • -it: Alewit, Eremit, Jemenit, Schiit, Sunnit, Wahabit
  • -one: Klingone, Mormone, Ottone
  • -und: Vagabund

Weiter alle Bezeichnungen auf -loge, -nom und -soph:

  • Astrologe, Biologe, Geologe, Neurologe, Philologe, Psychologe
  • Astronom, Ökonom, Taxonom
  • Philosoph, Theosoph

Hierher gehört auch ein Großteil der Bezeichnungen für Volksangehörige:

  • Afghane, Apache, Brite, Chinese, Burmese, Däne, Este, Finne etc.

W2: -(e)n (f)

Dies ist eine der größten und produktivsten Gruppen. Auch hier muss zwischen Substantiven, die auf -e enden und daher keinen Endungsvokal benötigen, und solchen, die auf Konsonant enden und daher -e vor der Endung einfügen, unterschieden werden - jeweils ein Beispiel:

W2 Singular Plural Singular Plural
nom: die Stirn die Stirnen die Birne die Birnen
gen: der Stirn der Stirnen der Birne der Birnen
dat: der Stirn den Stirnen der Birne den Birnen
akk: die Stirn die Stirnen die Birne die Birnen

Beispiele für Feminina: Achse, Akazie, Alge, Allee, Ameise

Hierher gehören die meisten Baumnamen, Fruchtnamen, viele Tier- und Blumennamen sowie Bezeichnungen für Musikinstrumente.

Mit von -e verschiedenem Auslaut: Art, Bucht, Fahrt, Flur, Frau, Furt, Geburt, Gruft, Kluft, Kost, Mast, Mur(e), Schau, Schicht, Schlacht, Schlucht, Stirn, Tat, Uhr, Werft

Beispiele für Feminina auf -er und -el: Ammer, Aster, Blatter, Elster, Flunder

Auch ein einziges Maskulinum, Muskel, gehört hierher.

Außerdem alle Wörter mit den folgenden Suffixen:

  • -ade: Karbonade, Limonade, Marmelade, Maskerade, Parade, Rochade, Schokolade
  • -äne: Fontäne, Moräne, Muräne
  • -ete: Machete, Rakete
  • -ette: Kassette, Klarinette, Manschette, Marionette, Pinzette, Pipette, Rosette, Silhouette
  • -euse: Chauffeuse, Friseuse
  • -ie: Allergie, Embolie
  • -ine: Doline, Gardine, Kantine, Kusine, Lawine, Maschine, Praline, Rosine, Saline, Slawine, Turbine
  • -ode: Mode, Periode
  • -ole: Konsole, Parole
  • -ose: Diagnose, Neurose, Psychose, Thrombose, Tuberkulose, Zirrhose
  • -üre: Allüre, Broschüre, Lektüre, Maniküre

Weiters gehören alle Abstrakta hierher, die auf -heit, -keit, -ion oder -ung enden.

W3: -n (n)

Diese Kleinklasse zeigt im Genitiv Singular die eigentlich den starken Substantiven vorbehalte Endung -s; bei konsonantischem Stammauslaut wird vor die Endung ein -e- eingefügt.

W3 Singular Plural Singular Plural
nom: das Auge die Augen das Ohr die Ohren
gen: des Auges der Augen des Ohrs der Ohren
dat: dem Auge den Augen dem Ohr den Ohren
akk: das Auge die Augen das Ohr die Ohren

Beispiel für Maskulina: Schmerz

Beispiele für Neutra: Auge, Pfau, Ohr, Staat

Ebenfalls hierher gehört das Wort Bau mit dem Pluralstamm Baut- > Bauten.

W4: -(e)n(s) (n)

Auch diese Kleinklasse zeigt -s im Genitiv Singular, jedoch kombiniert mit der eigentlichen schwachen Endung -(e)n, die in allen anderen Fällen vorherrscht.

W4 Singular Plural Singular Plural
nom: der Name die Namen das Herz die Herzen
gen: des Namens der Namen des Herzens der Herzen
dat: dem Namen den Namen dem Herz(en) den Herzen
akk: den Namen die Namen das Herz die Herzen

Beispiele für Maskulina: Buchstabe, Name, Same, Friede, Glaube, Wille, Gedanke

Beispiel für Neutra: Herz