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Abbazia San Galgano

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L'eremo di Montesiepi
Ruine San Galgano

Die Abbazia San Galgano ist die Ruine einer ehemaligen Abtei ca. 35 km südwestlich von Siena in der Toskana in Italien.

Gegründet wurde das Kloster im 12. Jahrhundert von Galgano Guidotti auf dem Hügel Montesiepi. Nachdem Guidotti im Alter von 33 Jahren verstorben war, kamen Zisterzienser-Mönche auf den Montesiepi. Die ursprüngliche Einsiedelei auf dem Hügel, welches heute noch gut erhalten ist, wurde bald zu eng, und so wurde 1224 mit dem Bau der Abbazia di San Galgano im wenige hundert Meter entfernten Tal begonnen. Die Abtei von San Galgano war die erste (und einzige) Neugründung der Zisterzienser im Gebiet der Toskana, da sie hier sonst üblicherweise bereits bestehende Klosteranlagen der Benediktiner bezogen.

Die Mönche von San Galgano gelangten sehr bald zu großem Landbesitz. Sie wurden mit Notariats- und Verwaltungsarbeiten betraut und spielten eine führende Rolle beim Dombau in Siena. Sie legten Sümpfe trocken und schafften neue landwirtschaftliche Nutzflächen. Außerdem bauten sie Mühlen und Walkereien, in denen Wolle veredelt wurde.

Der wirtschaftliche Abstieg begann aber bereits im 14. Jahrhundert, als durch Hungersnöte und Pestepidemien viele Mönche und Laienbrüder starben und marodierende Söldnerheere aus Florenz die Gegend unsicher machten.

Der Niedergang beschleunigte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Einer der Äbte verkaufte sogar das Bleidach der Abtei, was zum Verfall des Gewölbes führte. Ende des 18. Jahrhunderts stürzten die Gewölbe und der Glockenturm ein, und die letzten Mönche verließen das Kloster. Nach und nach trugen die Bauern der Umgebung Steine vom Mauerwerk ab, um sich damit ihre Häuser zu bauen. Vom Konventsgebäude blieb nur wenig erhalten: der Kapitelsaal, dessen Rippengewölbe auf niederen Säulen ruht, das Refektorium und wenige Teile des Kreuzgangs.

1961 bekam ein Zisterziensermönch aus Rom die Erlaubnis, nach San Galgano überzusiedeln und die Abteiruine wieder zum Leben zu erwecken. Er baute ein paar Zellen aus und begann damit die Wiederbelebung des Klosters für den Nonnenorden der Olivetaner, der San Galgano zu einem Ort der klösterlichen Abgeschiedenheit erklärte. Eine kleine Werkstatt (u.a. Ikonenmalerei und Stickerei) wurde eingerichtet, und ab und zu werden hier kleine Konzerte gegeben.

Abtei von Fontenay in Burgund
Ruine San Galgano

Die Kirche stellt in Mittelitalien einen einzigartigen Fremdkörper dar. Mit diesem Bau wurden zum ersten Mal gotische Stilelemente in der Toskana eingeführt; jedoch konnte sich die reine französische Gotik in der Toskana nie durchsetzen. Der Bau der Kirche orientierte sich an dem Vorbild der Mutterkirche von Casamari in Latium. Diese lehnte sich ihrerseits eng an die burgundische Bauweise an. So ist die Kirche von San Galgano nach dem klassischen Schema der Zisterzienserkirchen angelegt und wirkt sehr französisch. Sie besteht aus drei Schiffen, einem Querschiff und einem flach abschließenden Chor auf der Form eines lateinischen Kreuzes. Auch die Nebenkapellen haben - ganz in der Tradition des Ordens nach den Vorgaben von Bernhard von Clairvaux - einen fast quadratischen Grundriss.

Der Wandaufbau des Mittelschiffs ist nicht einheitlich. Der ältere Ostteil ist viergeschossig: Auf die Arkadenzone folgt eine Reihe kleiner Fenster, darüber spitzbogige Fenster und zuoberst Rundfenster. Im Westen hingegen ist der Wandaufbau nur dreigeschossig. Eine weitere Eigenart zeigt sich in der Verwendung von zwei Baumaterialien : Travertin für die tragenden und gliedernden Teile, Ziegelsteine dagegen für den Maueraufbau und die Gewölbe.

Heute ist der knapp 70 Meter lange Sakralbau trotz eingestürztem Dach eine der Hauptsehenswürdigkeiten in der Toskana. Bei Nacht wird die Ruine aufwändig beleuchtet. Zeitweise finden Theater- und Tanzaufführungen statt. Die Abtei San Galgano wird von vielen als das bedeutendste gotische Bauwerk Italiens angesehen.

Galerie San Galgano

Commons: San Galgano – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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