Jindřichův Hradec
Jindřichův Hradec (deutsch Neuhaus) ist eine Kreisstadt in der Südböhmischen Region.
Anschrift
Městský úřad Jindřichův Hradec, Klášterská 135, 37722 JINDŘICHÚV HRADEC II
Ortssteile
- Buk (Buchen)
- Děbolín (Diebling)
- Dolní Radouň (Wenkerschlag)
- Dolní Skrýchov (Untergrieschau)
- Horní Žďár (Obermühl)
- Jindřichův Hradec (Neuhaus)
- Jindřichův Hradec I
- Jindřichův Hradec II
- Jindřichův Hradec III
- Jindřichův Hradec IV
- Jindřichův Hradec V
- Matná (Motten)
- Otín (Ottenschlag)
- Políkno (Poliken)
- Radouňka (Radeinles)
Demographische Daten
23.000 Einwohner (2000)
Geschichte
Jindřichův Hradec war bereits im 10. Jahrhundert Verwaltungszentrum der Umgebung und strategischer Mittelpunkt im Süden des Přemyslidenstaates, bedingt durch günstigen Lage auf der Landzunge des Flusses Nežárka und Hamerský Bach. 1185 bekam Vítek von Prříce Südböhmen, die er zunächst kolonialisierte und sie später unter seine Söhne aufteilte. Diese gründeten bedeutende südböhmische Adelsgeschlechter von Landštejn, von Stráž und Rožumberger sowie der Herren von Hradec. 1220-1237 Jindřich Vítkovec erteilt deutschen Rittern (Domus hospitalis S.Marie Teutonicorum), das Patronatrecht für die Pfarrkirche und verpflichtet diese zum Bau eines Spitals bei der Kirche. 1255 Vítek z Hradce, Sohn des Gründers bestätigt das Patronat und übergibt ihnen weiteres Eigentum und Freiheiten. In der Liste findet sich der Name des bekannten Burgrichter Jindřich, genannt Kameník, vermutlich der erste Verwaltungsbeamte der Gemeinde. 1277 Die Burg wird von Přemysl Otakar II besetzt, der hier Zeitlang auch wohnt. 1294 Oldřich II. z Hradce beruft mit Erlaubnis des Königs acht jüdische Familien und lässt sich gleichzeitig das alte Wegerecht durch Hradec bestätigen. 1297 In Hradec werden das erstemal Bürger erwähnt (civis). 1312-1349 Während der Herrschaft des Oldřicha III. z Hradce nimmt die Stadtmitte die noch heute bestehende Gestalt an. 1335-1342 Der päpstliche Inquisitor der dominikanische Mönch Havel z Hradce befiehlt dem Bürgern die sich gegen die Kirche stellen, sich selbst zu melden. 1340-1341 Papst Benedikt II. bgefiehlt den ersten Krteuzzug gegen Ketzer und Heretiker in Hradec. 1341 wird die Burg und einige Dörfer in der Umgebung beschädigt. 1349-1389 Nach dem Tod Oldřich III. wurde sein Besitz an seine Söhne aufgeteilt. Der Zustrom von Kaufleuten und vermögenden Handwerkern wächst. 1389 Die Stadt erhält von Jindřich III. z Hradce das erste schriftlich festgehaltene Privilegium nach dem allen Bürgern freie Entscheidung und Bewegungsfreiheit erteilt wird. Sie dürfen ebenfalls selbständig mit Immobilien und Waren handeln. Festgeschrieben wird auch die Höhe der örtlichen Steuern. 1399 gründet Heřman a Jan der Jüngere z Hradce ein Stadtspital mit der Kapelle der Alžběta. 1410 In den Urkunden wird das erste Mal der heutigen Name der Stadt erwähnt: Jindřichův Hradec. 1415-1434 Die Husittenkriege trafen die Stadt kaum. Es kam lediglich zu sozialen Auseinandersetzungen und Machtstreitigkeiten. Symphatisant der Husitten war lediglich Oldřich Vavák, der zum Verwalter berufen wurde. Sein Nachfolger Menhart z Hradce war zwar anfangs Anhänger des Kelchs (Husitten), änderte dann aber seine Meinung und beteiligte sich auf der Seite des Gegners 1434 an der Schlacht bei Lipany. 1434-1448 Menhart steigt in die hohe Politik ein. Die Stadt wird neben Prag der wichtigste Ort für diplomatische Begegnungen zwischen verfeindeten Parteien. 1453-1463 Die Oldřichs sterben aus. Zdeňek z Šternberka, Führer der Gegner von Jiří z Poděbrad übernimmt die Herrschaft. 1457 Die Franziskaner (sogenannten Bosáks) siedeln sich in der Vorstadt an. Weiter in der Stadt blieben die Minoriten, die auch seelische Betreuung nach den deutschen Rittern übernahmen, die die Stadt 1450 verließen. 1463 Jindřich IV, Anhänger der orthodoxen katholischen Lehre, Gegner von Jiří z Poděbrad, bis 1479 Anhänger von Matyáš Korvín, danach von Vladislava II. 1467 belagern die Königstruppen die Stadt, müssen jedoch ohne Erfolg wieder abziehen. 1511 Adam I übernimmt die Herrschaft. 1523 wird er zum höchsten Kanzler berufen. Er gehört zu den acht reichsten Personen des Königsreichs. 1531-1546 Nach dem plötzlichen Tod Adam I. verwaltet bis zur Volljährigkeit seiner Söhne Volf st. Krajíč z Krajku na Landštejnì das Erbe. 1550 Das Erbe wird aufgeteilt. Jáchymov erhielt das Gut Jindřichův Hradec und Zachariáš das mährische Gut Telč. Während der Herrschaft Jachýms kommt es zu einem Aufblühen der Stadt Jindřichův Hradec. 1562-1564 Der Herrenbesitz Hluboká und weitere Güter werden angeschlossen. 1568 Adama II. übernimmt das Erbe. Damit beginnt der Abschied von der hohen Politik. Die Schulden wachsen und die finanzielle Lage wird prekär. Auf Drängen seiner streng katholischen Frau Kateřina z Montfortu wird das Jesuitenschule mit der neuen Kapelle sv. Mařie Magdalena erbaut. Die Jesuiten erhalten das Patronatsrecht über alle Kirchen und die Aufsicht über alle Schulen. 1595 wird der Unterricht auf der ältesten böhmischen Jesuitenschule begonnen. 1604 Nach dem Tod des einzigen Sohnes Jáchym Oldřich stirbt der Ast der Herren von Hradce aus. Das Erb übernimmt Jáchymovs Tochter Lucie Otýlie z Hradce, die 1602 Vilém Slavat z Chlumu a Košumberka heiratete. 1618-1620 Während des böhmischen Aufstandes verhindert die Stadt dreimal die Angriffe der kaiserlichen Armeen geführt von den Generälen Dampiera und Buquoye. Die Stadt kapituiert erst nach der Schlach an der Bilá Hora. Nach dem Sieg der Habsburger kehrt Vilém Slavata und die Jesuiten aus der Emigration zurück. Im Prozeß gegen die Bürgerlichen werden 24 Todesurteile gefällt. Später die späer aufgehoben wurden, nachdem sich die Verurteilten zur katholischen Lehre bekannten. Vilém Slavata wird zum Kanzler des Reiches. 1622-1625 Der Stadt werden alle Privilegien genommen. Die Selbstverwaltung wird eingeschränkt. 1625 Durch die Bulle des Papstes Urbana VIII erhält die Pfarrei weitreichende Privilegien, die von den Jesuiten durchgesetzt werden. 1637 Die Jesuiten besorgen die Überreste des Heiligen Hippolyt, der zum Patron der Stadt wurde. Es folgten die Franziskaner mit den Überresten des Heiligen Theodor 1682. 1654 Jindřichův Hradec ist mit 405 Häusern die zweitgrößte Stadt Böhmens. 1693 Das Slavat Geschlecht stirbt aus. Erbe übernimmt Marie Josefa Slavatová, verheiratet mit Heřman Jakub Černín, die vor allem in ihren Palästen in Prag und Wien leben, bauen das Rokoko Schloss Jemřin 1741 Unter dem Ausbruch der Erbstreitigkeiten um die Macht in Österreich, leidet auch die Stadt. Sie wird von Franzosen und Bayern besetzt. 1744 die Preußen und nach dem Ausbruch des „Siebenjährigen Krieges“ musste die Stadt ein Soldatenlazaret einrichten. 1757 Die erfolgreiche Textilindustrie, zweitgrößte nach Liberec, sorgt für die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt. 1773 Feuer vernichtet viele Häuser der Vorstadt und Teile des Schlosses. Nach der Auflösung des Jesuitenrechtes werden auch deren Schulen geschlossen. 1801 Ein erneuter Feuerausbruch vernichtet fast die gesamte Stadt. Die Stadttore und große Teile der Mauern werden abgerissen. An deren Stelle entstehen große Parks und neue Gebäude. 1871-1887 Die Stadt verliert nach und nach wirtschaftliche und politische Bedeutung. Erst 1887 wird die Stadt an die Eisenbahnstrecke angeschlossen. 1914 Nach den Entwürfen von H. Watcher wurde die Rekonstruktion des Schlosses beendet. 1938-1945 Der Münchner Vertrag schnitt die Stadt vom tschechischen Innland ab. 1939 bekam die Stadt einen deutschen Regierungskommissar. Ab 1940 verwaltet Jihlava die Region. Aus der Stadt werden tschechische Schulen und Ämter entfernt. Die Stadt wird 1945 durch Marschall Malinovský befreit. Weitere Informationen zur Geschichte der Stadt
Sehenswürdigkeiten
- Staatsburg und Schloss ist nach der Prager Burg und dem Schloss in Český Krumlov das drittgrößte Denkmalobjekt in der Tschechischen Republik. Es erstreckt sich auf mehr als 3 ha. Im Objekt befinden sich 320 Räume. Im Innern sind an 10.000 Kunstgegenstände und die gleiche Bücherzahl aufbewahrt.
- Bezirksmuseum, das im Renaissancegebäude des ehemaligen Jesuitenseminars seinen Sitz hat, entstand in Jindřichův Hradec bereits im Jahre 1882 und gehört zu den ältesten Regionalmuseen in Böhmen. Zum bekanntesten Exponat des Museums in Jindřichùv Hradec gehört die Krýza - Krippe, die größte mechanische Weihnachtskrippe auf der Welt, eingetragen im Guiness Buch der Rekorde.
- Kirche Nanebevzetí Panny Marie (Himmelfahrt der Jungfrau Maria)
- Kapelle sv. Maří Magdaleny (Heilige Maria Magdalena)
- Kirche sv. Jana Křtitele (Heiliger Johann der Täufer) mit anliegenden Gebäuden des ehemaligen Minoritenklosters und dem später zugebauten Spital.
- Kirche Nejsvětější Trojice (Heilige Dreisamkeit)
- Kirche sv.Kateřiny (Heilige Katharina
- Kirche sv.Jakuba s Černínskou hrobkou (Heiliger Jab´kob)
- Kirche sv.Václava (Heiliger Wenzel)
- Städtisches Erinnerungsreservat
- Bürgerhäuser am Marktplatz „Friedensplatz“ mit dem ursprünglich gotischen Rathaus
- Schmalspureisenbahn von J.Hradec nach Nová Bystřice (33 km) und nach Obratan (56 km)
Persönlichkeiten
Adam Michna z Otradovic (1600-1676 in Jindřichův Hradec), böhmischer Organist, Komponist, Sänger und Dichter
Weblinks
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siehe auch Portal Tschechien - Liste deutscher Bezeichnungen tschechischer Orte