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Rothenburg ob der Tauber

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Rothenburg von der Tauber aus gesehen
Rothenburg ob der Tauber um 1900
Tina Blau: Detwang.

Rothenburg ob der Tauber ist eine Große Kreisstadt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach.

Geografie

Rothenburg ob der Tauber liegt am Fluss Tauber und am Rande des Naturparks Frankenhöhe.

Geschichte

Die Wurzeln von Rothenburg liegen in Detwang, einem heutigen Stadtteil von Rothenburg. Diese Pfarrei wird um 970 von einem ostfränkischen Adligen namens Reiniger errichtet. Es folgen die Errichtung der Comburg (bei Schwäbisch-Hall), sowie die der Grafenburg oberhalb der Tauber, aus deren Standort sich der Namenszusatz ob der Tauber ableitet.

Bis zu deren Aussterben im Jahr 1108 befindet sich die Kaiserburg, die durch Erdbeben 1356 zerstört werden wird, im Besitz der Grafen von Comburg-Rothenburg. Graf Heinrich von Rotenburg, das letzte Familienmitglied, vermacht die Burg dem Kloster Comburg.

Heinrich V., der diese Schenkung nicht bestätigt, gibt den Besitz an seinen Neffen Konrad III. als Lehen. Dieser erlangt 1137 die Königswürde, hält Hof in Rothenburg und errichtet die Reichsburg. Sein Sohn, Friedrich von Rothenburg, wird vorerst von seinem Vetter Friedrich I. bevormundet (er war noch minderjährig, als sein Vater starb) und erhält mit seinem Ritterschlag von 1157 den Titel „Herzog von Rothenburg“. Durch Friedrich I. wird Friedrich von Rothenburg auch das Egerland übergeben.

Die Erhebung von Rothenburg zur Freien Reichsstadt erfolgt zwischen 1170 und 1240. Prominenteste Figur des Mittelalters ist Heinrich Toppler (ca. 1340–1408), der mit seiner energischen Politik und seinen Landkäufen das Schicksal der Stadt weit über seinen umstrittenen Tod hinaus beeinflusst.

Im Dreißigjährigen Krieg wird die Stadt 1631 von General Graf von Tilly eingenommen; aus diesem Anlass findet noch heute jährlich das Festspiel „Der Meistertrunk“ statt (siehe unten).

Nachdem 1650 die letzten Soldaten die Stadt verlassen haben, versinkt die Stadt in eine Art Dornröschenschlaf. Die Entwicklung steht praktisch still und die Stadt wird bedeutungslos. Dies ist der Grund, warum sich die Stadt bzw. ihre Bausubstanz in einem dermaßen gut erhaltenen Zustand befindet.

Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 ist die Stadt ein Teil Bayerns. Bereits um die Jahrhundertwende ist Rothenburg dann ein beliebtes Tourismusziel für Engländer und Franzosen. Noch vor dem ersten Weltkrieg treffen Ausflugsbusse mit gehobener Gesellschaft ein, die im Hotel Eisenhut residiert, das heute noch existiert.

In der Weimarer Republik entwickeln sich Stadt und Wahlbezirk Rothenburg zu einer Hochburg der NSDAP, die 1929 dort 83 % der Stimmen auf sich vereinigen kann.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, am 31. März 1945 wurden etwa 40 % der original erhaltenen Bausubstanz Rothenburgs durch den Angriff einer Staffel der 386. Bombardement Group der US-Luftwaffe beschädigt oder zerstört[1]. Der Bombenangriff galt eigentlich einem Öllager im oberfränkischen Ebrach, das aber wegen Vernebelung nicht angegriffen werden konnte, so dass Rothenburg – obwohl ohne militärische Bedeutung – als Ersatzziel angegriffen wurde. Die Zerstörung betraf hauptsächlich den neueren Ostteil der Altstadt, so dass die bedeutendsten Baudenkmäler erhalten bleiben. Nach dem Krieg wurden die Gebäude originalgetreu aufgebaut bzw. saniert. Die später befragten Piloten sagten aus, sie hätten nicht geahnt, welche Kulturstadt sie bombardieren würden. Nach Kriegsende beteiligten sich die Amerikaner mit großzügigen Spenden am Wiederaufbau, wie noch heute die Spendertafeln am Wehrgang belegen.

Am 17. April 1945 ging der Krieg für die Rothenburger zu Ende, während andernorts drei Wochen lang weitergekämpft wurde. Der damalige US-Hochkommissar für Deutschland, John J. McCloy, erklärte 1950 schriftlich, er habe einen auf Rothenburg geplanten Artillerieangriff durch seine Intervention beim zuständigen General Devers verhindert. McCloy kannte Rothenburg nur aus Erzählungen seiner Mutter, die die Stadt vor dem Krieg besucht hatte und von dem mittelalterlichen Ort schwärmte.

Bis ins Jahr 1972 war die Stadt Sitz des Landkreises Rothenburg und führte deshalb ein eigenes Kfz-Kennzeichen: ROT (nur Gruppe Ia, also z. B. ROT-H 123). Mit der bayerischen Gebietsreform wurde die Stadt und der bisherige Landkreis dem Landkreis Ansbach zugeordnet. Die Stadt behielt allerdings den Status einer großen Kreisstadt.

Siehe auch:

Politik

Rathaus am Marktplatz
Galgengasse Richtung Galgentor
Galgengasse Richtung Innenstadt

Aufgrund des Status als Große Kreisstadt ist Rothenburg auch nach der Auflösung des Landkreises Rothenburg ob der Tauber berechtigt, einen Oberbürgermeister zu wählen. Bei der letzten Wahl gewann Walter Hartl, der für die parteiunabhängige Gruppierung „Für Rothenburg“ angetreten war und im zweiten Wahlgang auch von der SPD unterstützt wurde. Hartl ist seit 2. Mai 2006 im Amt. Er folgt auf den langjährigen Oberbürgermeister Herbert Hachtel (SPD), der nicht wieder zur Wahl angetreten war.

Der Stadtrat hat 24 Mitglieder und wählt aus seinen Mitgliedern einen weiteren Bürgermeister. Wahlen finden alle 6 Jahre statt. Die letzte Wahl war im Jahr 2002 und hatte dieses Ergebnis:

Die parteiunabhängige Gruppierung „Für Rothenburg“, die mit Walter Hartl den Oberbürgermeister stellt, ist nicht im Stadtrat vertreten, da sie erst zum Oberbürgermeisterwahlkampf 2006 gegründet wurde. Hartl war im Wahlkampf von Bündnis90/Die Grünen unterstützt worden. Nach Hartls Erfolg trat der Vorsitzende der unterlegenen Rothenburger CSU aus seiner Partei und seiner Stadtratsfraktion aus, um sich wenig später der FRV-Fraktion anzuschließen. Damit verfügt die CSU seit April 2006 nur noch über 8 Sitze im Rothenburger Stadtrat, die FRV dafür über 5.

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Silber eine schwebende rote Burg mit zwei Zinnentürmen, dazwischen ein spitzbedachtes rotes Häuschen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Rothenburg ist stark touristisch geprägt, beheimatet darüber hinaus aber ein Werk eines großen Hausgeräteherstellers, ein Werk eines großen Baumaschinenherstellers, mittelständische Maschinenbaubetriebe sowie Europas zweitgrößten Produzenten für Küchenarbeitsplatten.

Verkehr

Rothenburg o.d.T. liegt an der Autobahn A7 mit der Anschlussstelle Rothenburg ob der Tauber in geringer Entfernung zur Stadt.

Die ehemalige Bundesstraße 25 durchquert Rothenburg von Nord nach Süd, west-östlich wird die Stadt von der Burgenstraße gekreuzt.

Die Stadt ist Endpunkt der am 1. November 1873 eröffneten Bahnstrecke nach Steinach an der Hauptbahn Würzburg–Ansbach. Heute verkehrt hier die Regionalbahnlinie R82 innerhalb des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg.

Von 1905 bis 1971 bestand auch eine Bahnverbindung über Schillingsfürst nach Dombühl an der Hauptstrecke Ansbach–Crailsheim.

Rothenburg o.d.T. wird zudem von zahlreichen Radwanderwegen berührt.

Ca. 1 km östlich der Stadt befindet sich der Sportflughafen (Kl.II, 5700kg, 600m Landebahn) von Rothenburg ob der Tauber. Dort testet gelegentlich das Mercedes-Benz/AMG-DTM-Team seine Rennwagen.

Tourismus

Rothenburg ist bekannt für seine gut erhaltene Altstadt aus dem Mittelalter mit vielen verschachtelten Gässchen und kleinen Plätzen, umstanden von Fachwerkhäusern. Aus diesem Grund wurde die Stadt zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt und gilt im Ausland als Prototyp für eine deutsche Stadt. Insbesondere Besucher aus Japan machen bei organisierten Reisen durch Europa hier Halt. Die Stadt bietet neben Hotels und Gasthöfen auch einen nahe gelegenen Campingplatz und zwei Reisemobil-Stellplätze sowie eine Jugendherberge, die in der ehemaligen Rossmühle der Stadt untergebracht ist.

Wegen der gut erhaltenen Altstadt diente Rothenburg auch als Kulisse für zahlreiche Filmproduktionen (z. B. Kaspar Hauser).

Ansässige Unternehmen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rothenburg von oben
Marktplatz Rothenburg ob der Tauber
Stadtmauer mit Rundgang

Musikgruppen, Orchester, Chöre und Bands

  • Jugendblasorchester der Stadt Rothenburg ob der Tauber
  • Kirchenchor St. Johannes
  • ProChor
  • 2 for a Kind
  • Spielmannszug
  • Stadtpfeiferei
  • Frankenjaeger-Express

Museen

  • Reichsstadtmuseum
  • Mittelalterliches Kriminalmuseum mit der Darstellung vorwiegend mittelalterlicher Folter- und Hinrichtungsgeräte, aber auch einer sehr bedeutenden Sammlung historischer juristischer Dokumente
  • Puppen- und Spielzeugmuseum
  • Schäfertanzmuseum
  • Weihnachtsmuseum
  • Handwerkerhaus

Bauwerke

  • St.-Jakobs-Kirche mit Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider, ein weiterer Riemenschneideraltar (Hl.-Kreuz-Altar) ist in der Detwanger Kirche
  • Stadtmauer (Rundgang)
  • Plönlein
  • Spitalbastei
  • Wolfgangskirche am Klingentor (Wehrkirche)
  • Burgpalas (Blasiuskapelle)
  • Topplerschlösschen im Taubertal
  • Doppelbrücke
  • Das Wildbad Rothenburg wurde zwischen 1898 und 1903 von Friedrich Hessing als Kurhotel erbaut. Seit 1982 findet es Verwendung als evangelische Tagungsstätte.
  • Historisches Rathaus mit Glockenturm und Meistertrunk-Uhr

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Der Meistertrunk: Glaubt man dem Stück von Adam Hörber, dann soll sich die Geschichte folgendermaßen zugetragen haben (tatsächlich gibt es allerdings keine historischen Belege dafür, dass Tilly die eroberte Stadt überhaupt betreten hat): Tilly hatte die Ratsherren zum Tode verurteilt und wollte die Stadt brandschatzen lassen. In ihrer Not boten die Ratsherren Tilly als Willkommenstrunk Wein in einem prachtvollen bunten Glasbecher dar, der 3 1/4 Liter fasste. Tilly wurde dadurch milde gestimmt und sagte, wenn jemand diesen Becher voll Wein in einem Zuge austrinken könnte, würde er die Stadt verschonen. Altbürgermeister Nusch meldete sich freiwillig und zu jedermanns Erstaunen gelang es ihm, den Becher in einem Zuge zu leeren. Tilly war dadurch so beeindruckt, dass er die Stadt verschonte.
  • Die Münzer von Rothenburg o.d. T.
  • Reichsstadttage
  • Taubertal-Festival
  • Weihnachtsmarkt „Reiterlesmarkt“
  • Schäfertanz

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Rezeption

Als Sinnbild einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadt wird der Name Rothenburg gerne auf Städte außerhalb Frankens übertragen, deren historische Ortsbilder sich ebenfalls (zumindest im regionalen Vergleich) überdurchschnittlich gut erhalten haben. Als „Bayerisches Rothenburg“ bezeichnet man die oberbayerische Kreisstadt Landsberg am Lech aufgrund ihrer mit Rothenburg ob der Tauber vergleichbar gut erhaltenen, mittelalterlichen Bausubstanz. Beilstein an der Mosel nennt sich Miniatur-Rothenburg. Bis zu ihrer schweren Zerstörung 1945 und dem Verlust der Zugehörigkeit zu Deutschland wurden die Städte Pyritz und Preußisch Holland als pommersches bzw. ostpreußisches Rothenburg bezeichnet.

Auf dem Cover des Albums Winter Carrols der Band Blackmore’s Night ist das Plönlein zu sehen.

Quellen

  1. Siehe http://www.rothenburg.de/d/ISY/index.php?get=2351&exec=webprintable1
Commons: Rothenburg ob der Tauber – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien