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Stern von Betlehem

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Über das Phänomen des Sterns von Betlehem wird in der Bibel im Matthäusevangelium Kapitel 2 berichtet:

Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen Herodes des Königs, siehe da kamen weise Männer aus dem Osten (griechisch: apo anatolon, απο ανατολων) nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern hervorkommen (griechisch: en te anatole, εν τη ανατολη) gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten!

Einige Verse später fährt der Bericht fort:

Und siehe, der Stern, den sie hervorkommen gesehen hatten, geleitete sie, bis er gerade über (dem Ort) stand, wo das kleine Kind war. Als sie nun den Stern sahen, wurden sie sehr hoch erfreut.

Erklärungsversuche

Es gibt verschiedene Theorien, die versuchen, dieses Phänomen zu erklären.

Der Stern von Bethlehem als Komet

Es gibt einige Belege dafür, das die Babylonier oder Chaldäer bereits Kometen beobachteten und ihre Wiederkehr berechnen konnten (Diodor von Sizilien). Nach Seneca waren sie recht enttäuscht, wenn die Kometen nicht zurückkehrten. Der Legende nach hat Pythagoras von Samos, der in seinen Lehren ja viel von den ägyptischen und persischen Wissenschaften übernommen hatte, von Kometen als Himmelskörpern gelehrt, die eine geschlossene Kreisbahn haben.

Origines (185 - 253?), der Vorsteher der Theologenschule von Cäsarea publizierte wohl als einer der ersten die Meinung, das der Stern von Bethlehem ein Komet gewesen sei. Vorlage:Lit

Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts wird der Stern von Bethlehem von Künstlern als Komet dargestellt. Einer der ersten, der dies tat war Giotto di Bondone aus Florenz. Er hatte im Jahr 1301 den Halleyschen Kometen beobachtet. Beeindruckt von dieser Erscheinung hat er ihn dann auf einem Fresco in Padua als Stern von Bethlehem wiedergegeben.

Es gibt mehrere Gründe, die gegen diese Theorie sprechen. Im Volksglauben auch der Zeit um Christi Geburt wurden Kometen vor allem mit Unheil in Zusammenhang gebracht. Origines versucht das zwar zu relativieren, wie konnten die Weisen aus dem Osten aber festlegen, das gerade dieser bestimmte Komet mit der Geburt eines Königs in Jerusalem in Zusammenhang stehen sollte? Warum ist der Komet, der die Geburt des Messias anzeigen sollte, in Jerusalem nicht aufgefallen? Am häufigsten wurde im Altertum über den Halleyschen Kometen berichtet. Der war vom August bis November 12 v. Chr. sichtbar. Einer chinesischen Quelle zufolge wurde ein weiterer Komet im Jahr 5 v. Chr. gesichtet. Jesus war nach der biblischen Überlieferung etwa 33 Jahre alt, als er gekreuzigt wurde. Im geschichtlichen Kontext kann die Kreuzigung nur in den Jahren 30 - 33 nach Christi Geburt stattgefunden haben. Es wird aber über keine Kometensichtung zwischen 3 vor Christus und dem Jahr 0 berichtet. Vorlage:Lit

Die große Konjunktion im Jahr 7 v. Chr.

Johannes Kepler und seine Stella nova in pede Serpentarii

Datei:Keplers Zeichnung der Supernova 1604.png
Illustration aus De Stella nova in pede Serpentarii, die die Position von Keplers Supernova angibt

Im 12. und im 15. Jahrhundert sagten jüdische Gelehrte die Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische als Zeichen der Geburt des Messias voraus. Johannes Kepler wußte um diese sich dann als fehlerhaft erweisenden Voraussagen. Im Dezember des Jahres 1603 findet eine Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn statt, die Keppler beobachten konnte. Am 9. Oktober 1604 erscheint in reichlich 9° Distanz vom Ort der Konjunktion von 1603 im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus, damals Serpentarius) das Aufleuchten einer Typ I Supernova, deren Überreste heute noch als Keplers Supernova, SN1604 oder 3C358 bekannt sind. Dies geschieht zur Zeit einer Konjunktion zwischen Mars und Jupiter und in einer Distanz von nur reichlich 2° von der damaligen Position des Jupiter. Kepler selbst kann den neuen Stern, der eine scheinbare Helligkeit von -2,5 erreicht und damit der hellste Stern am Abendhimmel wird ab 17. Oktober beobachten. Nun hat man im 17. Jahrhundert noch keine Erklärung für diese nova stella und keine Ahnung von der Distanz dieser Supernova (etwa 20.000 Lichtjahre). Keppler meinte, irrtümlich wie wir heute wissen, dass dieser neue Stern durch die Konjunktion von Jupiter und Saturn verursacht worden sei. Nun rechnet er zurück: Im Jahr 7 v.Chr. gab es eine dreifache Konjunktion zwischen Saturn und Jupiter im Sternbild Fische. Im Jahr 6 v.Chr. zog Mars an den beiden Planeten vorbei. Warum sollte damals nicht ebenfalls eine "nova stella" entstanden sein, analog zum Ereignis 1604. Dies musste der Stern von Bethlehem gewesen sein.

Inzwischen wissen wir, dass eine Planetenkonjunktion und eine Supernovaexplosion zwei völlig unabhängige Ereignisse sind. Insofern ist Keplers Theorie ein Irrtum gewesen.

Modernere Deutungen

Manche Astronomen der Gegenwart wie Ferrari d'Occhieppo Vorlage:Lit weisen in diesem Zusammenhang auf die sehr seltene ungewöhnlich enge, dreifache Jupiter - Saturn Konjunktion im Zeichen der Fische am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember 7 v. Chr. hin, die als Stern von Betlehem gut in den Bericht von Matthäus zu passen scheint und alle Jahre wieder um Weihnachten herum zum Programm der Volksplanetarien gehört:

  1. Der Ausdruck "Wir haben seinen Stern im Aufgang gesehen" ist astronomisches nach Auffassung der Vertreter dieser Erklärung Fachlatein, was dem Autor des Evangeliums, der als Christ kaum ein Anhänger von Astrologie war, nicht unbedingt bekannt war - und Bibelübersetzern die "im Osten gesehen" oder "im Morgenland gesehen" übersetzen ebenfalls nicht.
  2. Für einen babylonischen Astronomen ist der Symbolismus einer solchen Konjunktion ein neuer König in Juda in Verbindung mit der Endzeit. Der babylonische Gott Marduk suchte mit seinem Stern Jupiter den Planeten Saturn, den kosmischen Repräsentanten des Volkes der Juden, heim. Der "Aufgang" dieses Sterns kündigte die Geburt eines großen Königs im Westland an. Astrogeographisch betrachtet schien Jupiter anzudeuten, dass das durch seine Begegnung mit Saturn angekündigte irdische Ereignis nicht nur für Palästina, sondern auch für Babylonien bedeutungsvoll sein sollte.
  3. Der "Stern" ist am Hof von Herodes nicht aufgefallen, bevor die Sterndeuter kamen, und er ist auch nirgends in der zeitgenössischen Literatur erwähnt. Keplers Konstellation ist zwar für Astronomen ein Jahrtausendereignis, aber für Nicht-Fachleute jedoch kaum bemerkenswert.
  4. Die drei Ereignisse zogen sich über Monate hin, lang genug für eine solche Reise.
  5. Wenn die Sterndeuter kurz vor Sonnenuntergang am 12. November von Jerusalem abreisten und auf das nur ca. 10 Kilometer entfernte Betlehem zuritten, waren in der Abenddämmerung die Planeten Jupiter samt Saturn für sie im Süden (Richtung Betlehem) und befanden sich somit direkt vor ihren Augen (Matthäus 2 Vers 10: Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut).
  6. Planeten bewegen sich relativ zu den Fixsternen in einer vorwärts-rückwärts Bewegung. An einem Drehpunkt dieser Bewegung - welcher damals gerade stattfand - hat man den optischen Eindruck eines Stillstands im Verhältnis zu den Fixsternen. Dieser Stillstand (Matthäus 2,9) ereignete sich am 12. November 7 vor Chr. und ist somit als Geburtsdatum wahrscheinlicher, da sich den Winter über auch in Israel keine Hirten auf den Feldern befinden.

Diese Erklärung hört sich auf den ersten Blick plausibel an, ist aber aus mehreren Gründen unzutreffend, von denen nur einige Beispiele genannt werden sollen:

  1. Man konnte damals sehr wohl zwischen Fixsternen und Planeten unterscheiden. Matthäus gebraucht den Begriff "Stern" und nicht den Begriff "Planeten".
  2. Das Saturn für die babylonischen Astronomen der kosmische Repräsentant des Volkes der Juden sei, ist weit hergeholt. Ursprünglich betrachteten sie ihn als Stern des Kusch, des Vaters Nimrods bzw. Marduks. Wahrscheinlich geht dieser Irrtum auf die Historien des Tacitus zurück, der nicht einmal die Juden von den Philistern unterscheiden konnte.
  3. Wir kennen inzwischen mindestens 4 Kleilschrifttafeln (darunter auch die aus Borsippa, über die Paul Schnabel im Jahr 1925 berichtet hat), auf denen die Babylonier die Ephemeriden unter anderem von Saturn und Jupiter im Jahr 7 v. Chr. vorausberechnet haben. Die große Konjunktion spielte dort überhaupt keine besondere Rolle. Es ist zweifelhaft, ob die Babylonier ihr überhaupt eine Bedeutung beigemessen haben.
  4. Ein Stillstand eines Planeten über dem Geburtsort Jesu wäre nicht direkt zu beobachten gewesen. Selbst ein im Verhältnis zum Fixsternhimmel stillstehender Planet bewegt sich mit dem Fixsternhimmel. Bei den Planetariumsvorstellungen haben wir einen ganz anderen Eindruck, denn zur Darstellung der großen Konjunktion wird die Erdrotation abgeschaltet. Ein Stern kann aber für einen Moment im Zenit (genau über einem Ort) stehen. In Bethlehem wiederum kann aber nie ein Planet im Zenit stehen.

Die Konjunktion von Jupiter und Venus im Jahr 2 v. Chr.

Die dreimalige Konjunktion von Jupiter und Regulus 3 v. Chr. und 2 v. Chr.

Ein neuer Stern (Supernova?) im Schoß des babylonischen Sternbilds Jungfrau (ERUA) im Jahr 2 v. Chr.

Literatur

  • Origines Contra Celsum
  • Werner Papke Das Zeichen des Messias. 1. Aufl. CLV, Bielefeld 1995, ISBN 3-89397-369-9
  • Konradin Ferrari d'Occhieppo Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht. Brunnen-Verlag, 1999, ISBN 3-7655-9803-8

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