Going for the One (Album)
Going for the One | ||||
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MusikalbumYes | von||||
Veröffent- |
7. Juli 1977 | |||
Label(s) | Atlantic Records | |||
Format(e) |
LP, CD | |||
Titel (Anzahl) |
5 | |||
38:54 | ||||
Besetzung |
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Studio(s) |
Mountain Studios, Montreux, Schweiz | |||
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Going for the One ist das zehnte Album der englischen Progressive Rock-BandYes und zugleich ihr achtes Studioalbum.
Entstehung
Die ersten Ideen für das Nachfolgealbum zu Relayer (1974) entstanden während der Solo Album Tour von Yes (28. Mai 1976 - 22. August 1976 (53 Shows)). Bereits während dieser Tour wurde eine frühe, zweieinhalbminütige Version des Going for the One-Titels Awaken gespielt (unter dem Titel High Vibration). Es handelte sich dabei um den Anfang des Stückes. Der Keyboarder Patrick Moraz war also an der Entstehung von Going for the One beteiligt, da er jedoch im Laufe der Arbeiten durch seinen Vorgänger Rick Wakeman ersetzt wurde, wurde dies auf dem Album nicht vermerkt. Moraz erhielt für seine Beiträge zu Going for the One daher auch kein Geld, was einige Streitigkeiten zwischen ihm und der Band zur Folge hatte. Die Akkordfolge am Beginn von Awaken geht auf ihn zurück und ist auch im Song Out in the Sun von seinem gleichnamigen Soloalbum (1977) zu hören.
Die Aufnahmen für das neue Album begannen nach dem Ende der Solo Album Tour im September 1976 in Montreux am Genfer See. Die berühmten Mountain Studios dort waren der einzige Ort, zu dem keiner der Musiker keinesfalls wollte und damit der einzige, auf den man sich einigen konnte. Zudem lebten und arbeiteten viele englische Musiker damals aus steuerlichen Gründen in der Schweiz. Nach dem anspruchsvollen Tales from Topographic Oceans und dem sehr aggressiven Relayer wollten Yes mit ihrem neuen Album bewußt zu einer zugänglicheren Musik und einer positiveren Grundstimmung zurückkehren. Moraz dagegen bevorzugte den experimentellen, vom Jazz beeinflussten Stil Relayers. Dies sorgte für erste musikalische Probleme in der Band. Während die anderen vier direkt mit den Aufnahmen beginnen wollten, empfand Moraz die Notwendigkeit, viele Punkte in Frage zu stellen. Die daraus entstehenden Diskussionen verlangsamten die Arbeit am neuen Album. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich in der Zusammenarbeit mit Gitarrist Steve Howe, die nicht so reibungslos funktionierte wie dieser es mit Rick Wakeman gewohnt gewesen war. Dazu kamen sprachliche Probleme: Moraz sprach zwar englisch, aber mit schwerem Akzent und er selbst hatte Schwierigkeiten, der Kommunikation einer über Jahre hinweg eingespielten Band zu folgen.
Als sich im November 1976 die Chance bot, Rick Wakeman wieder in die Band zu holen, betrieb vor allem Bandmanager Brian Lane dessen Rückkehr in die Band. Moraz' Tage bei Yes waren damit gezählt. Wakeman hatte zu diesem Zeitpunkt mit Journey to the Centre of the Earth, The Myths and Legends of King Arthur and the Knights of the round Table und No earthly Connection drei höchst erfolgreiche Alben vorgelegt und war als populärer Künstler ein Garant für höhere Verkaufszahlen von Yes-Produkten, die seinen Namen trugen. Andererseits hatten die Tourneen zu Journey to the Centre of the Earth und King Arthur (z. T. mit Orchester) sehr viel Geld verschlungen. Auf eine erste Anfrage von Roadmanager Alex Scott im Oktober reagierte Wakeman jedoch zurückhaltend: Er hatte die Band 1974 aus musikalischen Gründen verlassen und zur Musik von Relayer keinen Zugang gefunden. Das Angebot von Yes war entsprechend vorsichtig: man schlug ihm vor, als gemieteter Session-Musiker mitzuarbeiten. Doch nachdem man Wakeman ein Band mit den ersten Skizzen von Wonderous Stories und Going for the One zugesandt hatte, erkannte er, dass die Band wieder zu dem alten Songformat zurückgekehrt war. Brian Lane bezahlte ihm einen Flug in die Schweiz und er begann als Sessionmusiker am neuen Album mitzuarbeiten.
Auf einer Party des Warner Bros.-Europe Chefs Claude Nobs sprach Chris Squire mit ihm über seinen Status als Sessionmusiker. Es werde für die Band problematisch werden, einen Keyboarder zu finden, der Wakemans Beiträge auf der bevorstehenden Tour spielen könne. Sei es nicht besser, wenn Wakeman als Vollmitglied zurückkehren würde? Wakeman sagte zu - und las zu seiner großen Überraschung am nächsten Morgen in der Musikzeitschrift Melody Maker den Aufmacher "Wakeman rejoins Yes" (Wakeman kehrt zu Yes zurück). Bandmanager Brian Lane hatte Wakemans Entscheidung vorausgeahnt und die Nachricht Tage vorher an die Presse gegeben.
Der Beitritt war jedoch kein Canossagang für Wakeman. Die anderen Bandmitglieder gestanden ihm einige Freiheiten in Bezug auf seine Soloaktivitäten zu. Auch die Tatsache, dass Wakeman der einzige Nichtvegetarier in der Band war, sollte von nun an keine Rolle mehr spielen. Die gemeinsamen Arbeiten an Going for the One in Montreux zogen sich bis Mai 1977 hin, auch wenn sie vergleichsweise reibungslos verliefen. Die Zusammenarbeit zwischen den Musikern war für Yes-Verhältnisse äußerst harmonisch. Rick Wakeman genoss die Zeit dort so sehr, dass er eine Weile in der Schweiz wohnen blieb. Nur Steve Howe litt unter dem zunehmenden Stress der vielen Konzerttourneen und Aufnahmesessions. Er wandte sich in dieser Zeit der Transzendentalen Meditation zu.
Trackliste
- Going for the One (Anderson) – 5:32
- Turn of the Century (Anderson/Howe/White) – 7:55
- Parallels (Squire) – 5:58
- Wonderous Stories (Anderson) – 3:50
- Awaken (Anderson/Howe) – 15:38
Going for the One wurde 2003 remastert und von Rhino Records mit den folgenden Bonustracks wiederveröffentlicht:
- Montreux's Theme (Howe/Squire/Anderson/White) – 2:38
- Vevey (Revisited) (Anderson/Wakeman) – 4:46
- Amazing Grace (Trad. Arr. Squire) – 2:36
- Going for the One (Rehearsal) (Anderson) – 5:10
- Parallels (Rehearsal) (Squire) – 6:21
- Turn of the Century (Rehearsal) (Anderson/Howe/White) – 6:58
- Eastern Number (Frühe Version von Awaken) (Anderson/Howe) – 12:16
Anmerkungen
- Die Kirchenorgel auf dem Album wurde aus St. Martin im Nachbarort Vevey über eine normale schweizer Telefonleitung aufgenommen, deren Qualität hoch genug war, um für die Aufnahme auszureichen. Dort entstanden auch die Aufnahmen für Vevey ein Orgel/Harfe-Duo Wakemans mit Anderson, das erstmals 1991 im Rahmen der Compilation YesYears erschien
- Der Text von Turn of the Century bezieht sich auf den antiken Pygmalionmythos und die Oper La Boheme
- Parallels war ein Chris Squire-Song, der er nicht auf sein Solo-Album Fish out of Water geschafft hatte und für Going for the One von der Band überarbeitet wurde
- Die Nahtstelle zwischen den mit Moraz erarbeiteten und den mit Wakeman erarbeiteten Teilen von Awaken ist bis heute zu hören: Während der Eingangsteil von verminderten Jazzakkorden geprägt ist, dominieren in den restlichen Teilen die Durakkorde der Quintenzirkels. Der Beginn des Gitarrensolos bei 2:50 war zunächst Teil eines SOlostückes von Steve Howe
- Ein Bonustrack auf der Rhino-Wiederveröffentlichung des Nachfolgealbums Tormato, Everybody's Song (eine frühe Version von Does It Really Happen?, das letztlich auf Drama (1980) zu hören war) stammt aus der Zeit zwischen Relayer und Going for the One, und wurde vermutlich mit Moraz aufgenommen
- Amazing Grace wurde von Chris Squire einige Zeit lang auf Konzerten als Bassolo gespielt
Singleauskopplungen
- Wonderous Stories (3.45)/Parallels (5.52) 1977 Atlantic ATL 10999 (UK), erreichte im September 1977 Platz 7 in den englischen Charts
- Going for the One (3.40)/Awaken pt. 1 (6.40) 1977 Atlantic K 11047 (UK)
- Going For the One/Turn of the Century 1977 (UK)
- Parallels/Wonderous Stories 1977 (UK)
- Awaken/Keine B-Seite 1977 (UK)
- Going For the One/Parallels Atlantic K 10985 (UK)
- Wonderous Stories (3.45)/Wonderous Stories 1977 Atlantic 3416 (US)
- Wonderous Stories (3.45)/Awaken pt. 1 (6.40) 1977 Atlantic 3416 (US)
- Turn of the Century/Wonderous Stories 1977 Atlantic K 10036 (B)
Cover
Das Cover ist sehr futuristisch, es zeigt einen nackten Mann, der mit dem Rücken zum Betrachter vor der Fotomontage einer modernen Skyline steht. Die Gebäude sind aus Century City in Los Angeles. Mann und Gebäude umgeben verschiedenfarbige gemusterte Linien. Das Bild steht vermutlich für den Gegensatz zwischen dem natürlichen Zustand des Menschen (repräsentiert durch die Nacktheit des Mannes) und seinen hochkultivierten, den ersteren einzwängenden Zustand, repräsentiert durch die abweisenden Fassaden der Hochhäuser.
Erstmals seit The Yes Album wurde mit Going for the One ein Yes-Cover nicht vom Fantasy-Künstler Roger Dean gestaltet. Das Design übernahm stattdessen Storm Thorgersons Firma Hipgnosis. Allerdings wurde das von Dean entworfene klassische Yes-Logo übernommen. Es wurde auf die Außenlinien reduziert und mit dem Albumtitel integriert.
Rückschau
Going for the One (Atlantic K 50379) erreichte Platz 1 in den englischen Charts und Platz 8 in den USA.
Das Album bedeutet in mehrerer Hinsicht einen Bruch in der musikalischen Entwicklung der Band: Fünf Jahre nach Fragile (1972) fanden sich erstmals wieder mehr als vier Songs auf einem Yes-Studioalbum, das Doppelalbum Tales from Topographic Oceans mitgerechnet. Die Songs sind deutlich straffer organisiert, abgesehen von dem Longtrack Awaken gibt es keine längeren Instrumentalpassagen mehr, die die beiden Vorgängeralben noch dominiert hatten. Die Stücke sind deutlich einfacher strukturiert, auch Awaken, das harmonisch letztlich weitgehend auf dem Quitenzirkel und melodisch auf einer Figur dreier Töne und ihrer Umkehrungen beruht. Going for the One steht deutlicher als jeder andere Yes-Song (mit Ausnahme von All good People vom The Yes Album (1971)) dem klassischen Rock'n'Roll nahe, Parallels (auch wenn es mit einem interessanten Arrangement aufwartet) und Wonderous Stories sind die einfachsten Stücke, die Yes seit Time and a Word (1970) zu bieten hatten. Wonderous Stories eignete sich gar zu einem kleinen Singleerfolg. Zudem stammte das Cover nicht von Roger Dean sondern von Hipgnosis.
Das Veröffentlichungsdatum, der 7.7.77, brachte der Band aber offensichtlich Glück: Die Musik wurde von Fans und Kritikern trotz der langen Veröffentlichungspause gleichermaßen sehr gut aufgenommen, sicherlich nicht zuletzt wegen des Fehlens ausgefallener Experimente, gleichzeitig aber sicher auch wegen Awaken, das viele Fans der Band für die allzu poppig geratenen anderen Beiträge entschädigte. Bis heute gilt es Vielen (darunter Yes-Sänger Jon Anderson) als gelungenstes Yes-Stück.

Konzerte
Viel entscheidender ist jedoch, dass Anderson, Howe, Squire, Wakeman & White in ihren Konzerten eine virtuose Spiellaune und -kunst wie noch nie zuvor zeigen. Die Konzerte werden auch in Deutschland wie anderorts gestürmt. Jeder in den Konzerten merkt wie sehr die Musik den Bandmitgliedern Spaß macht und das Publikum geht begeistert mit.