Zum Inhalt springen

Studentenverbindung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Oktober 2003 um 12:56 Uhr durch 217.1.205.198 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Eine Studentenverbindung (auch Studentenkorporation) ist ein relativ enger Zusammenschluss einer Gruppe von derzeitigen und ehemaligen Studierenden an einer Hochschule. Es gibt Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Turnerschaften, sowie musische, religiöse und zahllose Arten sonstiger Verbindungen. Die meisten Verbindungen tragen ihre Farben als Bänder, viele fechten Mensuren. Traditionell können nur Männer Mitglied einer Verbindung werden, einige wenige nehmen insbesondere seit den 1970er Jahren auch Frauen auf. Seit Ende des 19. Jahrhunderts existieren auch Verbindungen, die ausschließlich Frauen vorbehalten sind.

Unterscheidungsmerkmale

Die Studentenverbindungen entstanden aus den unterschiedlichsten Motiven. Vor allem die im 19. Jahrhundert entstandenen Verbindungen haben in vielen Fällen eine Entsprechung in den bürgerlichen Vereinen. Als Beispiele seien genannt:

  • Turnverein - Turnerschaft / Turnverbindung
  • Gesangsverein / Chor - Sängerschaft / Akademischer Gesangsverein

Aus der gegenseitigen Beeinflussung mit den älteren Traditionen der Landsmannschaften, Corps und Burschenschaften ergab sich ein buntes Bild akademischer Vereinigungen mit jeweils eigenen, zum Teil über sehr alten Traditionen. Auch wenn die Anzahl der Studentenverbindungen heute weitaus niedriger als zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist, existieren an nahezu allen deutschsprachigen Universitäten weiterhin Verbindungen mit sehr unterschiedlichem Charakter.

Die folgenden Punkte sollen ein Überblick über die vierschiedenen Ausprägungen geben, sind jedoch keinesfalls umfassend.

Mensuren

Das Schlagen von Mensuren war ein traditioneller Bestandteil des Verbindungswesens. Früher vorherrschend war der Gedanke der Ehre und des Einstehens für die einzelne Studentenverbindung. Heute ist der Gedanke der so genannten Ehrenhändel unüblich. Je nach Ausprägung werden heute folgende Formen unterschieden:

  • pflichtschlagende Verbindungen fordern von Ihren Mitgliedern das Schlagen von Mensuren in einer meist in der Satzung der Verbindung festgelegten Anzahl.
  • fakultativ schlagende Verbindungen ermöglichen ihren Mitgliedern auf deren Wunsch hin das Schlagen einer Mensur.
  • nicht schlagende Verbindungen lehnen das Schlagen von Mensuren grundsätzlich ab.

Es gibt in Deutschland drei pflichtschlagende Korporationsverbände: den Coburger Convent, den Weinheimer Senioren-Convent und den Kösener Senioren-Convents-Verband. Die Deutsche Burschenschaft ist nur fakultativ schlagend.

Farben

Als farbentragend werden Studentenverbindungen bezeichnet, deren Mitglieder (zumindest bei offiziellen Veranstaltungen) ein Band mit den Farben ihrer Verbindung tragen.

Daneben existieren sog. farbenführende Verbindungen, deren Mitglieder keine Bänder tragen, aber einen so genannten Zipfel mit den Farben der Verbindung.

Einige Studentenverbindungen tragen weder Farben, noch führen sie Farben.

Konfessionalität

Bei vielen Studentenverbindungen spielt die Konfessionalität als Eintrittskriterium keine Rolle. Daneben gibt es Studentenverbindungen, die ein allgemein christliches, katholisches oder evangelisches Bekenntnis von ihren Mitgliedern fordern.

Bis in die 30iger Jahre bestanden an vielen Hochschulen auch jüdische Studentenverbindungen.

Grundgedanken

Obwohl viele Studentenverbindungen ihre Mitglieder zum bewussten und verantwortlichen politischen Denken ermutigen, werden sie selbst nicht politisch aktiv. Bekannte Ausnahmen sind die in der Deutschen Burschenschaft organisierten Verbindungen.

Kennzeichnend für alle Verbindungen ist das Lebensbundprinzip, nach dem man sich auch nach dem Studium - als alter Herr (oder Philister) oder hohe Dame seinem Bund und den Bundesbrüdern bzw. Bundesschwestern verbunden fühlt. Kritiker bezeichnen dies als System von "Seilschaften", bei dem nicht Leistung, sondern das "Vitamin B" die wesentliche Rolle der Karriereplanung des einzelnen spielt.

Historisch sind die Studentenverbindungen als Selbstschutzorganisation der fahrenden Scholaren im ausgehenden Mittelalter entstanden. In der Regel waren sie landsmannschaftlich organisiert, daher der Name der Landsmannschaften. Aus dem Quartier der Studenten, der Burse, entstand der Name Burschenschaft. Während der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon bildeten Landsmannschaften und Burschenschaften einen erheblichen Teil des Widerstands. In der Folge wurden sie sowohl zum Träger des nationalen Gedankens als auch zu Vorkämpfern für mehr Demokratie in Deutschland. Vor allem die Burschenschaften wurden daher ab 1819 aufgrund der Karlsbader Beschlüsse verfolgt. Viele Verbindungsstudenten waren an den Revolutionen von 1848 beteiligt.

Mit der Zunahme der Studentenzahl Ende des 19. Jahrhunderts wurden immer mehr Studentenverbindungen gegründet, dies war die Blütezeit der Studentenverbindungen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus waren die meisten Studentenverbindungen verboten, einige wenige versuchten als gleichgeschaltete Studentenbünde (sog. Kameradschaften) zu überleben.

Liste von Dachverbänden

(mit Abkürzung, ggf. mit Gründungsjahr, Anzahl der Mitgliedskorporationen)

Studentenverbindungen in anderen Ländern

Spanien

Die spanischen Studentenverbindungen sind Sängerschaften und heißen tunas.

USA und Kanada

Die Bruderschaft (engl.: fraternity) ist die amerikanische Form der Studentenverbindung.

Die Namen der Bruderschaften setzen sich zusammen aus gewöhnlich drei griechischen Buchstaben. Diese Form des Verbindungswesens wird daher auch als greek system bezeichnet.

Eine einzelne Bruderschaft unterhält meist Vertretungen an mehreren, teilweise sogar sehr vielen Hochschulorten.

Die Mitgliedsbeiträge werden im Unterschied zu europäischen Verbindungen von den studierenden Mitgliedern erbracht.

Es ist unklar, ob die amerikanischen Bruderschaften gemeinsame Wurzeln mit den europäischen Studentenverbindungen haben.

Chile

Die chilenischen Studentenverbindungen sind in ähnlicher Weise organisiert und auch bewußt angelehnt an die Studentenverbindungen der Deutschen Burschenschaft. Oft wird eine besondere Verbindung zur deutschen Kultur, beispielsweise das Beherrschen der deutschen Sprache, als Mitgliedsvoraussetzung verlangt.

Österreich

Die Studendenverbindung in Österreich sind im Großen und Ganzen mit den Verbindungen in Deutschland vergleichbar. Sie sind zum Teil sogar in den gleichen Dachverbänden wie die deutschen Verbindungen. Teilweise kann eine besondere Verbundenheit mit Deutschland festgestellt werden.