Funktionale Organisation
Einleitung:
„Die funktionale Organisation ist eine verrichtungsorientierte Einlinienorganisation, mit einer Tendenz zur Entscheidungsdezentralisation.“ (vgl. Krüger, W., 1994, S. 95) Die Organisation eines Unternehmens nach dem Funktions- oder Verrichtungsprinzip impliziert die Bildung von Teilbereichen, die alle notwendigen Kompetenzen beherbergen, die für die zu verrichtenden Handlungen nötigt sind. Sie stellt die älteste Organisationsform in der Entwicklungsgeschichte der Industriebetriebe dar. Bis in die 60er Jahre hatte sie sich in allen Unternehmensschichten bis hin zu den Großunternehmen als Paradeorganisationsform etabliert. Allerdings wurde sie danach fortan von alternativen divisionalen und matrixartigen Organisationsformen zurückgedrängt. In Klein- und Mittelbetrieben ist sie bis heute die vorherrschende Organisationsform.
Merkmale:
Die Aufteilung des Betriebes erfolgt in der zweiten Ebene nach den betrieblichen Kernsachfunktionen: Forschung & Entwicklung, Produktion, Materialwirtschaft, Verkauf, Rechnungswesen und Verwaltung, wobei die einzelnen Funktionen und nicht das Produkt vorrangig sind. Demnach kann man die simplifizierte Schlussfolgerung ziehen, dass ein Betrieb funktional organisiert ist, wenn die 2. Ebene funktional gegliedert ist. Die Aufgaben, die für die Geschäftsführung verbleiben, beschränken sich meist auf Koordination, Überwachung und Steuerung wobei vor allem Entscheidungen über das Produktionsprogramm von der Unternehmensführung getroffen werden und es zu einer Zentralisation von Entscheidungen in der funktionalen Organisation führt. Bei der in der Praxis oftmals zu beobachtenden Überlastung der Unternehmensspitze haben sich sogenannte Stäbe zur Beratung und Entlastung etabliert. Die LeiterInnen der Funktionen führen ihr jeweiliges Ressort nach Vorgabe von Budgets (cost center) und ihre Entscheidungsrechte beschränken sich auf jene Variablen, die ihren Abteilungserfolg beeinflussen.
Vorteile:
- Ganz nach dem System des Taylorismus kann die Nutzung von Zeitvorteilen durch Arbeitsteilung ein wesentlicher Vorteil gegenüber bspw. der divisionalen Organisation sein. - Die Unterteilung in Funktionen führt zu Lerneffekten und ist die ideale Umgebung zur Entwickelung von Spezialwissen. - Sachliche und personelle Ressourcen können exakter dimensioniert werden. - Leerkapazitäten und Doppelspurigkeiten können vermieden werden.
Nachteile:
- Bei steigender Diversifizierung kommen Spezialisierungsvorteile immer weniger zum Tragen. Denn je größer die Produktkette, umso höher der Koordinationsaufwand zwischen den Funktionen. Das kann zur Ineffizienz führen, da jede Funktion für alle Produkte gleichzeitig verantwortlich ist. - Die Produkt- und Marktorientierung ist niedrig. - Es kann zu konfliktträchtigem Ressortdenken kommen. Funktionsbereiche denken nicht mehr übergreifend und das Unternehmenspotenzial kann nicht ausgeschöpft werden. Hier ist vor allem die Koordinationstätigkeit der Unternehmensleitung gefragt, die damit schnell überfordert sein kann.
Anwendungsgebiete:
Die Funktionalorganisation kommt hauptsächlich bei Unternehmen vor, die ein stabiles und homogenes Produktprogramm haben. Bspw. sind standardisierte und veränderliche Serienproduktionen ob ihres geringen Koordinationsbedarfs besonders für die funktionale Organisation geeignet. Aufgrund der geringen Flexibilität dieser Organisationsform empfiehlt es sich ebenfalls auf Märkten zu operieren, die ein stabiles Umfeld mit wenig Unsicherheit bieten. Prinzipiell kann man hierzu sagen, dass mit zunehmender Produktheterogenität und Marktdynamik die Vorteile der funktionalen Organisationsstruktur sinken.
Quellen:
Georg Schreyögg: Organisation (1999)
Meffert & Kirchgeorg: Marktorientiertes Umweltmanagement (1998)
Grün, O.: Organisation (1990)
Krüger, W.: Organisation der Unternehmung (1994)
Grochla, E.: Grundlagen der organisatorischen Gestaltung (1982)