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Das Tsai-Wu Kriterium gehört zu der Gruppe von Versagenskriterien für Faserverbundwerkstoffe. Kennzeichnend für diese Werkstoffe ist ihre ausgeprägte Materialanisotropie im Vergleich zu metallischen Werkstoffen die weitgehend isotropes Werkstoffverhalten aufweisen. Vollständig lässt sich daher ein Faserverbundwerkstoff nur beschreiben, wenn neben den Elastizitäten auch die Materialfestigkeiten, also das Werkstoffversagen richtungsabhängig beschreibbar sind.
Mathematische Herleitung
Das Tsai-Wu Kriterium beschreibt einen Bruchkörper im 6 dimensionalen Spannungsraum
(
,
,
,
,
,
). Versagen wird dann vorhergesagt, wenn der Spannungszustand außerhalb der Bruchfläche des Bruchkörpers liegt. Alle Spannungszustände innerhalb des Bruchkörpers sind versagensfrei. Mathematisch kann ein beliebiger Bruchkörper im Spannungsraum durch eine Funktion
beschrieben werden. Das mitunter bekannteste Kriterium im Faserverbundleichtbau dieser Art ist das
Tsai-Wu Kriterium, das auf eine Reihenentwicklung von allen Spannungskoeffizienten (
) und anisotropen Festigkeitskoeffizienten (
,
,
,
) zurückgeht. Beschränkt man sich bei der mathematischen Darstellung auf die Einsteinsche Summenkonvention, dann kann eine Reihenentwicklung in der Form
dargestellt werden. Das Tasi-Wu Kriterium ist nun letztlich ein Spezialfall bei dem nur die ersten zwei Glieder der Reihenentwicklung berücksichtigt werden. Wird weiterhin für die Exponenten
angenommen, ergibt sich das Tsai-Wu Kriterium in der Form
Bestimmung der Festigkeiten
Die Festigkeitstensoren
und
müssen den
anisotropen Festigkeitseigenschaften von Faserverbundwerkstoffen
angepasst werden. Werden lediglich die zweidimensionalen, ebenen
Werkstoffeigenschaften, also nur die Indizes
und
sowie für die Festigkeitskoeffizienten
und
eine transversal isotrope Materialsymmetrie berücksichtigt, vereinfacht sich die Gleichung zu
Die Festigkeitskoeffizienten sollen nun aus Standardversuchen (Zug, Druck, Schub) bestimmt werden, dazu werden die Festigkeiten aus uniaxiale Belastungen längs (
) und quer (
)
zur Faserrichtung bestimmt. Mit den Druck-
und Zugfestigkeiten
in Faserrichtung sowie den Druck-
und Zugfestigkeiten
quer zur Faserrichtung und den Schubfestigkeiten
berechnen sich die Koeffizienten der tensoriellen
Festigkeitskennwerte folgender maßen:
Der Koeffizient
von Tsai als Interaktionskoeffizient bezeichnet, kann aus einer
kombinierten biaxialen normal Belastung
mit
bestimmt werden. Eine Vielzahl unterschiedlicher Kriterien unterscheiden sich in eben nur diesem Koeffizienten. Tsai gibt für diesen Koeffizienten einen Gültigkeitsbereich von
vor.
Tsai-Wu Kriterium
Ausgeschrieben ergibt sich das Festigkeitskriterium nach Tsai-Wu zu:
mit
Fazit, Diskussion
Das Tsai-Wu Kriterium ist ein überschaubarer Ansatz, um richtungsabhängige Materialfestigkeiten zu berücksichtigen. Attraktivität gewinnt dieses Kriterium durch die einfache Umsetzbarkeit und Übersichtlichkeit. Im Gegensatz zu anderen Kriterien verfügt das Tsai-Wu Kriterium über keine Auskunft für verschiedene Bruchmoden. So wird Zwischenfaserbruch, Faserbruch sowie Versagen unter Druck- und Zugbeanspruchungen in einem Kriterium bestimmt. Zum Teil wird diese Eigenschaft als Nachteil angesehen, da der Konstrukteur keine Auskunft über das Bruchverhalten erhält. Das Versagensverhalten von Faserverbundwerkstoffen basierend auf linear elastischen Annahmen ist im Allgemeinen aber nur sehr unzureichend bestimmbar.
Siehe auch