Scribonia
Scribonia († wohl nach 16 n. Chr.) war die zweite Ehefrau Octavians, des späteren Augustus.
Sie war Tochter des Lucius Scribonius Libo (vielleicht Prätor 80 v. Chr.[1]) und einer Sentia[2]. Laut Sueton war sie vor ihrer Ehe mit Octavian mit zwei Männern verheiratet gewesen, die es bis zum Konsulat gebracht hatten.[3] Ihr erster Mann ist unbekannt. Nach dessen Tod war Scribonia mit einem Cornelius verheiratet, dessen Identität aber nicht ganz klar ist; vermutlich handelt es sich um Gnaeus Cornelius Lentulus Marcellinus (Konsul 56 v. Chr.); darauf deutet die Erwähnung von Freigelassenen und Sklaven Scribonias und eines Sohnes namens Cornelius Marcell(inus).[4] Aus dieser Ehe stammte noch Cornelia, die Paullus Aemilius Lepidus (Konsul 34 v. Chr.) heiratete. Properz erwähnt auch einen Bruder Cornelias, der das Konsulat bekleidet habe.[5]
Octavian heiratete Scribonia, nachdem er sich von seiner ersten Frau Claudia, einer Stieftochter des Marcus Antonius, getrennt hatte, wohl im Jahr 40 v. Chr. (zwischen dem Perusinischen Krieg und dem Vertrag von Brundisium) aus politischen Gründen, um seine Beziehungen zu Sextus Pompeius zu verbessern. Scribonias Bruder Lucius Scribonius Libo (der spätere Konsul des Jahres 34 v. Chr.) war Schwiegervater und enger Vertrauter des Pompeius.[6]
Scribonia wurde die Mutter von Iulia, die Augustus’ einziges Kind bleiben sollte. Nur ein Jahr später, kurz nach Iulias Geburt, verstieß Octavian seine Frau, um Livia Drusilla heiraten zu können. Er warf Scribonia einen verdorbenen Lebenswandel vor.[7]
Als Iulia 2 v. Chr. von ihrem Vater in die Verbannung geschickt wurde, begleitete Scribonia ihre Tochter.[8] Laut Seneca war sie bei der angeblichen Verschwörung ihres Neffen Drusus Libo gegen Tiberius 16 n. Chr. noch am Leben.[9]
Literatur
- Ernestine F. Leon: Scribonia and her daughters. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association. Bd. 82 (1951), S. 168–175 (nicht eingesehen).
- Jacques Scheid: Scribonia Caesaris et les Julio-Claudiens: Problèmes de vocabulaire de parenté. In: Mélanges de l’École Française de Rome, antiquité 87 (1975), S. 349 ff. (nicht eingesehen).
- Jacques Scheid: Scribonia Caesaris et les Cornelii Lentuli. In: Bulletin de Correspondence Hellénique 100 (1976), S. 185–201 (nicht eingesehen).
- Gerhard Winkler: Scribonius II. 7. In: Der Kleine Pauly Bd. 5 (1975), Sp. 55.
Anmerkungen
- ↑ Vgl. B. W. Frier, Urban Praetors and Rural Violence: The Legal Background of Cicero's Pro Caecina, in: Transactions and proceedings of the American Philological Association 113 (1983), S. 221–241, besonders S. 223 (nicht eingesehen).
- ↑ CIL 6, 31276: Sentia Lib[onis] mater Scr[iboniae] Caes[aris]. Die mitunter zu findende Behauptung, sie sei Tochter einer Cornelia gewesen, die als Enkelin Sullas und Pompeius’ bezeichnet wird (also eine Tochter Faustus Cornelius Sullas gewesen sein müsste), ist schon aus chronologischen Gründen unmöglich. Ihr Neffe Drusus Libo wird allerdings als Urenkel des Pompeius bezeichnet (Tacitus, Annales 2, 27).
- ↑ Sueton, Augustus 62, 2: mox Scriboniam in matrimonium accepit nuptam ante duobus consularibus, ex altero etiam matrem.
- ↑ CIL 6, 26033: Libertorum et familiae Scriboniae Caesar(is) et Corneli Marcell(i) f(ilii) eius.
- ↑ Properz 4, 11, 65–66.
- ↑ Cassius Dio 48, 16; Appian, Bürgerkriege 5, 53.
- ↑ Sueton, Augustus 63: „pertaesus,“ ut scribit [sc. Octavianus], „morum perversitatem eius“.
- ↑ Velleius Paterculus 2, 100, 5; Cassius Dio 55, 10, 14.
- ↑ Seneca, epistulae 70, 10. Die Verwandtschaft auch bei Tacitus, Annales 2, 27, wo aber nicht erwähnt wird, ob Scribonia noch gelebt hat.
Personendaten | |
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NAME | Scribonia |
KURZBESCHREIBUNG | zweite Ehefrau des Augustus |
STERBEDATUM | nach 2 v. Chr. |