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Linienwall

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Der Linienwall war eine leichte Befestigungsanlage zwischen den Vorstädten und Vororten Wiens.

Einer der letzten übriggebliebenen Reste des Linienwalls an der Wiener Schnellbahn beim Landstraßer Gürtel

Zum Schutz gegen die Angriffe der Türken und Kuruzzen wurde unter Leopold I. 1704 mit dem Bau des Linienwalls begonnen. Der Linienwall war Teil der sogenannten Kuruzzenschanze. Diese sollte die Grenze gegen Ungarn mit einer zusammenhängenden Defensionslinie entlang der Leitha, der March zur Donau und weiter bis zum Neusiedlersee schützen.

Beim Linienwall handelte sich dabei um einen mit Palisaden verstärkten Erdwall und einem vorgelagertem Graben, der aus strategischen Gründen im Zickzack zwischen dem Donauarm bei St. Marx und dem Lichtental verlief. Er trennte dabei die Vorstädte (heute 3. bis 9. Bezirk) von den Vororten (heute 10. bis 19. Bezirk). Für die Arbeiten wurden alle Bewohner Wiens und der Vorstädte zwischen 18 und 60 Jahren eingeteilt oder mussten einen Vertreter stellen. Der enorme Einsatz an Menschen machte die Fertigstellung des vier Meter hohen und vier Meter breiten Walls innerhalb von nur vier Monaten möglich. Davor wurde ein drei Meter tiefer Graben angelegt. Insgesamt hatte der Linienwall eine Länge von 13 Kilometern. An den wichtigsten Straßen wurden Tore mit Zugbrücken und Linienämter (Zollhaus) angelegt. 1738 wurde der Erdwall zusätzlich mit Ziegeln ausgemauert.

Zwischen 1740 und 1760 errichtete man zahlreiche Kapellen an den Toren, die alle dem heiligen Nepomuk geweiht waren. Dies führte auch dazu, dass es in Wien heute zahlreiche Statuen des Heiligen gibt. Der Volksmund nannte die Kapellen schlicht "Hansl am Weg". Zweck der Kapellen war, allen von und nach Wien Reisenden sowie den Mautbeamten an der Stadtgrenze die Gelegenheit zu bieten, ihre Andacht zu verrichten und die Messe zu hören. Als einzige Linienkapelle ist die Hundsturmer Kapelle (auch Schönbrunner Kapelle) in Margareten an ihrem ursprünglichen Standort (heute: Schönbrunner Straße 124) und im Originalzustand erhalten geblieben.

Eine Bewährungsprobe musste der Linienwall jedoch nie bestehen. Die am 13. März und 11. Juni 1704 vor St. Marx erschienen Kuruzzen zogen weiter als der Wall von der Wiener Bürgerwehr in kürzester Zeit besetzt war. Nur 1848 diente er den Wienern kurzfristig als Schutz vor den kaiserlichen Truppen. Vielmehr diente er in der Folge als Steuergrenze. An den Toren ("Linien") wurden Mautstellen eingerichtet, an denen für die Einfuhr von Lebensmitteln in Richtung Wien eine Verzehrungssteuer eingehoben wurde. Dies führte dazu, dass in den steuerlich begünstigten Vororten wie beispielsweise Neulerchenfeld das Gastronomiewesen aufblühte, da hier Speisen und Getränke viel billiger verkauft werden konnten.

1873 wurde entlang des Walls eine Straße angelegt, die Gürtel genannt wurde. Nach der Eingemeindung der Vororte Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Linienwall geschleift, die Straße ausgebaut und mit dem Bau der Stadtbahn begonnen.

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