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Mauricio Rosenmann Taub

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Mauricio Rosenmann Taub (* 1932 in Santiago) ist ein chilenischer Komponist und Dichter (Biografie: s. u. Weblink).
Er studierte Komposition, Klavier, Orgel, Musikwissenschaft und Sprachwissenschaft in Santiago, Stuttgart, Freiburg, Darmstadt und Paris. 1974 wurde er als Professor für das Hauptfach Musiktheorie an die Folkwang-Hochschule Essen berufen, wo er bis 1999 tätig war. Er ist Sohn jüdisch-polnischer Einwanderer (Manuel Rosenmann Levin und Dora Taub Bermann, s. u. Anm. 1) und Bruder des Dichters David Rosenmann Taub.
«Für Mauricio Rosenmanns Textherstellung ist das Junktim von Schrift/Sprache und ihrer graphischen Realisation zentral» (Stefan Fricke). Oft gehen in seinen Werken Gestisches, Lyrisches und Musikalisches eine Verbindung ein.

Werkbeispiel

Maquinación für Solo-Flipper und Kammerensemble, Rollen-Musik für 12 Spieler/Darsteller in 12 Rollen (1979-80).
Das Stück besteht aus neun szenischen Bildumwandlungen. Hörbare Sprache kommt ausschließlich im achten Bild zur Geltung, wo die Texte, die auf dem Gerät außen und innen sichtbar sind, abgelesen werden. Bis dahin vollzieht sich die sprachliche Entwicklung imaginär und pronominal: Von wir (Ball in Play), über sie, fem. Singular/mask. Plural (One to Four Can Play), es (Hole Scores Lit Value), ihr (Advance), noch einmal wir (Gate Open) bis zum Schluss: jederGame Over. Da das spanische Wort máquina in der alltäglichen Sprache auch eine Flippermaschine bezeichnet (z. B.: vamos a jugar a las máquinas), kann Maquinación Intrige, Machenschaften) auch im Sinne einer Verwandlung der Flippermaschine verstanden werden: Von Waffe, Instrument, Spiegel, Werkstatt, Sarg, Dirigent, Darsteller und Text — erstarrend oder aufblühend, wie man es nimmt — zur leuchtenden Maske: Persona.
Instrumente: ein Flipper mit präparierten Glocken und verschiedenen Einrichtungen; Querflöten, Blockflöten, Oboe, 3 Basskrummhörner, Trompete, Melodika, 2 Mundharmonikas, 2 Okarinas; eine kleine elektr. Orgel, Klavier, Celesta, Gitarre; Viola da gamba, Violoncello, Kontrabass; Schlagzeug; Synthesizer, Tonbandgeräte; Sprechstimme.
Es ist möglich, Maquinación als ein Stück Musik(hochschul)leben aufzufassen, den Interpreten gewidmet: Alfred Widmaier, Julia Zanke, Salome Kammer, Sylvia Reinke, Jürgen Stachelhaus, Dorothee Todtenhaupt, Ulrich Walter, Elisabeth Kellendonk, Michael Alexander Richter, Patrizia Voss, Bernd Haas und Juliane Veltrup. Das Werk wurde 1980 in der Folkwang Hochschule Essen uraufgeführt mit Alfred Widmaier und Salome Kammer in den Hauptrollen. Dabei wurde ein Flipper Modell "Honey" verwendet. Aufführungsdauer: ca. eine Stunde.

Technische Umsetzung
Ein mechanischer Flipper wird so präpariert, dass nach Abnahme der Abdeckscheibe die ansonsten durch die Kugeln ausgelösten Kontakte von Hand bedient werden können. Die Tonhöhen der erklingenden Glocken sind verändert. Im Flipper sind Kontaktmikrophone angebracht, die mit im Zuschauerraum aufgestellten Lautsprechern verbunden sind, wodurch sich der Saal akustisch in ein großes Flipperfeld verwandelt, in dem der Klang der Glocken und das Rollen der Kugeln (Rollenmusik) räumlich wahrgenommen werden können.

Werkauswahl

  • fasolauta für Flöte, Klavier, Synthesizer und Tonband (1973-76)
  • vis-à-vis für zwei Klaviere und einen Pianisten (1977), Pfau-Verlag
  • Maquinación für Solo-Flipper und Kammerensemble, Rollen-Musik (1979-80), ISBN M-50085-008-3
  • Frankenstein-OperAzione für Software-Solo, Darsteller, Sänger, Sprechchor, Instrumentalisten, Workstation und Tonband (1992)
  • Ground per pianoforte e basso profondo (Konzertflügel und Keyboard), 1996, ISBN M-50085-007-6
  • Scenata (szenische Sonaten) - Vier szenische Sonaten für Darsteller, eine Sängerin und Kammerensemble, (1994-97), ISBN M-50085-010-6
  • Solomisazione - Opera per una persona sola (1997-2002) ISBN M-50085-034-2
  • fa-Solstice für zwei Flöten, Klavier, eine Sängerin/Sprecherin und Tonband (2006)
  • MadaM Czerny für Klavier solo (2007)
  • Hija mia, Wig-lid von Dora Taub für Mezzosopran, Engl. Horn, Viola, Harfe und Klavier (Instrumentation: M. Rosenmann), befoco-verlag [1]

Literaturauswahl Lyrik

Musikwissenschaftliche und literaturwissenschaftliche Veröffentlichungen

  • Lieder ohne Ton - Anmerkungen zu Federico Mompou: «Canción», Ralf R. Ollertz: «Toy T», Carlos Saura: «Cría Cuervos», Frédéric Chopin: «Préludes», Saarbrücken 1995, ISBN 3-930735-35-0
  • Die Entstellung als Analyse- und Kompositionsverfahren, Sonderdruck aus der Zeitschrift «Musiktheorie», 14. Jahrg., Heft 4, 1999
  • Ton- und Fingersatz im Finale der h-Moll-Sonate op. 58 von Chopin und in Ondine von Ravel. «Musiktheorie», 19. Jahrg., Heft 2, 2004
  • Irrealer Klang – irrealer Satz. Einige Bemerkungen über den Anfang von Tristan und über zwei Préludes von Chopin. «Musiktheorie», 19. Jahrg., Heft 2, 2004

Über Mauricio Rosenmann Taub

  • Fricke, Stefan: Mauricio Rosenmann Taub, in: «Komponisten der Gegenwart». Hrsg. von Hanns-Werner Heister. - München : Edition Text u. Kritik, 1992 ff.
  • ders.: Zu den Sehtextbüchern von Mauricio Rosenmann, in: «Positionen 42», Beiträge zur Neuen Musik, Februar 2000
  • Felipe Cussen: Entrevista a Mauricio Rosenmann Taub: De todos los modos posibles: http://letras.s5.com/mr211106.htm
  • Paul Guillén: Entrevista a Mauricio Rosenmann Taub: http://sol-negro.blogspot.com

Einzelnachweis

  1. http://www.befoco.de/Komponisten/dora_taub.htm