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Prager Platz

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Der Prager Platz liegt im Berliner Stadtteil Wilmersdorf an der Grenze zum Bayerischen Viertel im Stadtteil Schöneberg. An ihm münden die Prager-, Trautenau-, Prinzregenten-, Aschaffenburger und die Motzstraße. Mit einer Grünanlage und einer Fontäne auf der Mittelinsel, einer kleinen Fußgängerzone und einer Einkaufspassage ist er ein Freizeitmagnet für die umliegenden Wohnviertel.

Prager Platz

Er wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn als südöstlicher Repräsentations- und Schmuckplatz der Carstenn-Figur, eines städtebaulichen Ensembles zwischen Nikolsburger-, Fasanen- und Nürnberger Platz, entworfen. Ab 1878 hieß er Halberstädter Platz, 1888 wurde er in Prager Platz umbenannt. Der Name erinnert an den Prager Frieden am 23. August 1866, der den Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich beendete. 1904 erhielt er eine Grünanlage nach Plänen von Richard Thieme und 1907 Wohngebäude im Stil der späten Gründerzeit.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Randbebauung durch Bombardements und Feuer nahezu völlig zerstört. Mehrere Jahrzehnte bildete er eine Straßenkreuzung, die von Stadtbrachen umgeben war. 1986 wurde der Platz in Anlehnung an die historische Struktur neu gestaltet. Die Mittelinsel wurde mit einer Rasenfläche, Randrabatten, hölzernen Sitzbänken und Hecken versehen, im Zentrum wurde ein Springbrunnen in einer flachen Granitschale errichtet. 1987 wurden im Rahmen der Internationalen Bauaustellung (IBA) Kopfbauten an den Straßeneinmündungen neu errichtet. 2002 wurde die letzte Baulücke durch eine Shopping Mall mit 17 Gewerbeeinheiten, einem Hotel und einem Fitnesscenter geschlossen.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war der Prager Platz ein kulturelles Zentrum des Berliner Westens. In den umliegenden Straßen lebten Künstler und Intellektuelle wie Albert Einstein, Egon Erwin Kisch und Erich Kästner. Letzterer erwähnte den Platz 1928 in seinem Kinderbuch Emil und die Detektive. Die Prager Diele an der Ecke Trautenaustraße war in den frühen 1920er Jahren ein Treffpunkt russischer Intellektueller, die als Emigranten oder Revolutionstouristen in Berlin wohnten. Zu ihnen zählten die Schriftsteller Vladimir Nabokov, Ilja Ehrenburg, Boris Pasternak und Maxim Gorki. Unmittelbar nach dem Krieg richtete der Architekt Paul Schwebes sein Büro am Prager Platz ein. In den 1990er Jahren wohnte Hildegard Knef nur wenige Schritte von dort.

Literatur

  • Josef Paul Kleihues: Die Neubaugebiete / Internationale Bauausstellung Berlin 1984/87. Bd. 6: Prager Platz. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1989, ISBN 3-7757-0255-5
  • Fred Oberhauser, Nicole Henneberg: Literarischer Führer Berlin: Mit zahlr. Abbildungen, Karten und Registern. Insel-Verlag, Frankfurt a.M, Leipzig 1998, ISBN 3-458-33877-2
  • Thomas Urban: Russische Schriftsteller im Berlin der zwanziger Jahre. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2003, ISBN 3894790970

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