Dienstbote
Ein Dienstbote ist eine ständig im Haushalt wohnende angestellte Hilfskraft für Arbeiten in der Haus- und Landwirtschaft. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es viele Dienstboten innerhalb der deutschen Arbeiterklasse.


Nach einer Umfrage in Berlin waren 1882 96,8% der Dienstboten weiblichen Geschlechts. In der Folgezeit stieg der Anteil der so genannten Dienstmädchen oder Folgmädchen noch. Die Dienstmädchen waren hauptsächlich in gut situierten bürgerlichen, aber auch kleinbürgerlichen Haushalten angestellt. Dort waren sie für jegliche Hausarbeit zuständig: Sie putzten, kochten, wuschen, gingen Einkaufen, empfingen den Besuch, betreuten die Kinder etc. Der Arbeitstag war oft sehr lang, über 16 Stunden waren keine Seltenheit, die Kost und Logis dagegen oft sehr karg. Nur sehr selten verfügten Dienstmädchen über ein eigenes Zimmer, zumeist teilten sie sich eine kleine Kammer mit mehreren Dienstboten oder sie schliefen gar in der Küche oder direkt vorm Schlafzimmer der Herrschaften. Die Entlohnung war für die Zeit mittelmäßig und betrug im Schnitt zwischen 150 und 250 Mark jährlich. Fabrikarbeiterinnen verdienten mehr, aber diese mussten auch Essen und Miete von dem Geld bezahlen.
Der Beruf der Dienstmädchen war anstrengend und sie waren auf das Wohlwollen der Herrschaften angewiesen. Rechtlich war ihre Lage kaum gesichert; es gab zwar eine Gesindeordnung, aber diese beschrieb eher die Rechte der Herrschaften und Pflichten der Dienstboten als umgekehrt.
Uniform
Viele Dienstboten mussten Uniform tragen.
Hausmädchen-Schule
Gegen Ende des 19. Jhdts wurde mehrfach der Gedanke erörtert, eine Lehrzeit im Haushalt einzuführen, um so Ausbildungsprobleme zu beheben. Von Hausfrauen, Frauenvereinen und auch von kirchlicher Seite wurde eine praktische Lehrzeit befürwortet, während sie die Fortbildungsschulen nur als Ergänzung dazu ansahen. In München vermittelte die Kommission für 14-15-jährige Mädchen eine zweijährige Lehrzeit im Haushalt, die wegen des zeitlich geregelten Vertragsabschlusses den Hausfrauen entgegenkam und sie vor raschen Stellenwechsel ihrer Dienstboten bewahrte. Diese Einrichtungen fanden bei den Mädchen wenig Widerhall. Die Schule des Fröbel-Oberlin-Vereins bildete Kinderfräulein, Jungfern und Hausmädchen aus. Die Kurse für Kinderfräulein und Jungfern dauerten 3 und für Hausmädchen zweieinhalb Monate und kosteten 1898 zwischen 25 und 30 Mark. Der Lehrplan sah für die Ausbildung von Hausmädchen Anstands- und Höflichkeitslehre, Aneignung guter Manieren, Servieren und Tischdecken, Frisieren, Glanzplätten, Schneidern, Wäschepflege sowie Lampenputzen vor. Frauen- und Dienstbotenvereine boten gleichfalls entsprechende Kurse an, die unentgeltlich waren.
Verwandte Themen
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Literatur
- Heidi Müller, Dienstbare Geister, ISBN 3-8886090108