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Lokalradio

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Ein Lokalradio ist ein Hörfunksender, der eine Sendelizenz für einen Ort regional begrenzt erhalten hat. Die Sendeleistung ist dementsprechend relativ niedrig.

In Deutschland werden die Lizenzen von den jeweiligen Landesmedienanstalten der Bundesländer erteilt. Die Regelungen zur Lizenzerteilung sind dabei von Bundesland zu Bundesland verschieden. So sehen die Landesmediengesetze in Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen einen kommerziellen Betrieb nur für landesweit ausgestrahlte Wellen vor.

Im Unterschied zu den Offenen Kanälen sind die Lokalradios meist kommerziell und professionell produzierte Radiostationen. In seltenen Fällen werden Lokalradios auch als nichtkommerzieller Lokalfunk betrieben (z.B. Radio Z, Freies Sender Kombinat).

Lokalradios in Deutschland

Ende der 1980er Jahre gab es in Baden-Württemberg 37 kleine Lokalradios, deren Verbreitungsgebiete jedoch zu klein waren, um wirtschaftlich überleben zu können. Deshalb wurde 1992 die Lokalradiostruktur grundlegend reformiert. Nach der Formel 15 plus 3 bleiben 15 Lokalsender und drei sogenannte Bereichssender (Radio Regenbogen, Hit-Radio Antenne 1 und Radio 7). Im Zuge der Neulizenzierung 2003 wurden daraus 13 Lokalsender, durch Fusionen existieren mittlerweile faktisch nur noch 10 eigenständige Lokalprogramme.

Die ersten privaten Lokalradios gingen am 29. Mai 1985 in München auf Sendung (z.B. Radio Gong 96,3. Das Ziel der bayerischen Regierung war eine möglichst flächendeckende Versorgung des Landes mit Lokalstationen, die selbständig und ohne zentrale Führung arbeiten. 1998 konnten drei Viertel der damals 56 Stationen mit eigener Frequenz schwarze Zahlen schreiben.

Die Bayerische Landesmedienzentrale legt fest, wie viel Sendezeit einzelne Lokalsender für regionale Themen reservieren müssen. Diese schwankt zwischen zwei und vierzehn Stunden. Um die Kosten für den Betrieb von Lokalradios zu reduzieren, liefert die Dienstleistungsgesellschaft für Bayerische Lokal-Radioprogramme seit 1992 ein Mantelprogramm bestehend aus Nachrichten, überregionaler Werbung und Musik, das die Lokalradios insbesondere nachts übernehmen.

Am 1. April 1990 ging mit Radio Duisburg in Nordrhein-Westfalen (NRW) das erste Lokalradio auf Sendung.

Die Landesregierung von NRW wählte einen Ansatz, der sich vom bayerischen grundlegend unterscheidet. Das Zwei-Säulen-Modell sieht eine Veranstaltergemeinschaft und eine Betriebsgesellschaft vor. Die inhaltlich verantwortliche Veranstaltergemeinschaft ist als Verein organisiert, in dem die örtlichen gesellschaftlichen Gruppen zusammenkommen. Diese steht in einer engen vertraglichen Bindung mit der Betriebsgesellschaft, die zu 75% von den lokalen Zeitungsverlegern und zu 25% von den Kommunen getragen wird. Diese Gesellschaft akquiriert Werbung und finanziert den Sender. Damit sichert die Betriebsgesellschaft den wirtschaftlichen Betrieb eines Senders ab, auf dessen Inhalt sie keinen Einfluss hat. Mit diesem Modell sollten lokale Zeitungsverlage ihre Verluste aus dem Anzeigengeschäft, die durch Lokalradios zu befürchten waren, ausgleichen.

Das Zwei-Säulen-Modell führte jedoch nicht zum Erfolg und 1998 erwirtschafteten etliche Stationen Verluste. Schon bei Einführung des lokalen Rundfunks 1990 ging mit dem Start des Lokalradios auch Radio NRW aus Oberhausen auf Sendung, um eine wirtschaftliche Grundlage durch Werbung und damit Einnahmen für alle Lokalsender zu ermöglichen. Radio NRW produziert das Rahmenprogramm für die Lokalstationen und versorgt diese mit Weltnachrichten zur vollen Stunde und Beiträgen von Korrespondenten aus aller Welt. Radio NRW liefert den Sendern außerdem Programm außerhalb der lokalen Sendezeiten, die im etwa im Mittel sechs bis acht Stunden betragen. Der öffentlich-rechtliche WDR ist zudem mit 24,9 Prozent an Radio NRW beteiligt.

Beim Start der Lokalradios in NRW gab es zunächst mehrere Anbieter für das Rahmenprogramm. Allerdings entschieden sich nahezu alle für Radio NRW, sodass keine echte Konkurrenz aufkam. Antenne AC, der Sender für den Kreis Aachen, arbeitet als einziger Sender nicht (mehr) mit Radio NRW zusammen und gestaltet alleine ein 24-Stunden Vollprogramm.

Lokalradios in Italien

In Italien werden Frequenzen für private Sender vom Postministerium vergeben. Diese Frequenzen gelten nur für den Sendebereich einer Antenne. Daher gibt es in Italien eine Vielzahl von Lokalradios, die sich den Markt teilen und manchmal auch zusammen arbeiten. So gibt es in Südtirol neun Lokalradios, die sich der Nachrichtenstation RMI angeschlossen haben.

Literatur