Geisa
Wappen | Karte | |
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Datei:Geisa Wappen.gif | [[Bild:Geisa lagekarte.png | Geisa: geografische Lage]] |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Wartburgkreis | |
Fläche: | 41,36 km² | |
Einwohner: | 3.523, davon 49,1% weiblich (Stand: 31. Dezember 2002) | |
Bevölkerungsdichte: | 85 Einwohner je km² | |
Höhe: | 318 m ü. NN | |
Postleitzahl: | 36419 | |
Vorwahl: | 036967 | |
Geografische Lage: | 50° 43' n. Br. 09° 58' ö. L. | |
Kfz-Kennzeichen: | WAK | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 63 032 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 27 36419 Geisa Telefon 036967 / 69-0 | |
Offizielle Website: | www.stadt-geisa.de | |
E-Mail-Adresse: | info@stadt-geisa.de |
Geisa ist eine Stadt in der thüringischen Rhön im Ulstertal.
Die nahe Grenze zu Hessen war im Kalten Krieg die Grenze zwischend der BRD und der DDR. Somit lag die Stadt im Sperrgebiet der Grenze.
Die Stadt Geisa ist nur über Straßen zu erreichen. Die Eisenbahntrasse wurde bereits im Rahmen der Isolierung an der ehemaligen Zonengrenze bereits in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts stillgelegt und abgebaut. Die Trasse wird jetzt teilweise als Ulsterradweg genutzt.
Berühmtester Sohn der Stadt war der barocke Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602-1680).
Verwaltung

Die Stadtverwaltung Geisa ist auch erfüllende Gemeinde für die Einheitsgemeinden Buttlar, Schleid und Rockenstuhl sowie für die Gemeinde Gerstengrund.
Stadtteile und Einwohnerzahlen
- Stadt insgesamt: 3650
- Kernstadt Geisa (ca. 2260)
- Stadtteil Borsch (ca. 690)
- Stadtteil Bremen (ca. 320)
- Stadtteil Geblar (ca. 60)
- Stadtteil Otzbach (ca. 140)
- Stadtteil Wiesenfeld (ca. 180)
Geografie
Entfernungen
- nach Bad Salzungen 32 km
- nach Eisenach 50 km
- nach Erfurt 112 km
- nach Fulda 35 km
Stadtwappen
Das Stadtwappen von Geisa zeigt den Heiligen Simplizius in goldener Rüstung mit 2 Schilden. Das Linke zeigt drei Lilien, Symbol des Heiligen Bonifatius und seiner Begleiter. Auf dem rechten Schild ist das fuldische Kreuz zu sehen, das Zeichen des Fürstabts, zu dessen Besitztümern Geisa jahrhundertelang zählte.
Der Entwurf der offiziellen Version des Wappens stammt von Prof. Otto Hupp aus Schleiheim bei München. Dieser entwarf es nach heraldischen Richtlinien bezüglich Form- und Farbgebung. Als Grundlage diente ihm ein Stadtsiegel aus dem Jahre 1391. Im Gegensatz zu anderen Versionen des Wappens verzichtet Hupp auf die Angabe der Jahreszahl der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt zu Füßen des Heiligen.
Hupp entwarf das Wappen in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ohne die Stadt darüber in Kenntnis zu setzen. Bekannt wurde es in Geisa erst nach der Wiedervereinigung durch ehemalige Einwohner der Stadt. Seitdem ist es das offizielle Wappen.
Geschichte

817: Erste urkundliche Erwähnung
Fürstabt Ratgar von Fulda schloss in diesem Jahr mit dem damaligem Deutschen Kaiser Ludwig dem Frommen einen Tauschvertrag. Er erwarb damit die Dörfer Geisa, Vacha und Spahl im Tausch gegen die Stadt Ibstadt am Rhein. Dieser Vertrag findet sich im so genannten Codex Eberhardi des Klosters Fulda.
um 1265: Befestigung
Um das Fuldaer Land gegen seine Nachbarn abzusichern, wurde Geisa wegen seiner günstigen Lage unter Fürstabt Bertho II. von Leibolz mit Mauern und Türmen befestigt. Die Stadtmauer ist bis auf wenige Ausnahmen wie die beiden Stadttore bis heute vollständig erhalten.
um 1300: Geisa wird Stadt
Eine Urkunde über die Verleihung der Stadtrechte gibt es nicht mehr. Zum ersten Mal als Stadt bezeichnet wird Geisa in einer Urkunde aus dem Jahre 1302. Das für eine Stadt typische "Schank- und Braurecht" wurde ihr 1340 von Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg verliehen. Durch die günstige Lage an der wichtigen Frankfurt-Leipziger Handelsstraße und den Fleiß der Bewohner wurde Geisa bald zu einer blühenden Stadt.
um 1525: Reformation und Bauernkrieg
Die Unzufriedenheit der unterdrückten Bauern entlud sich 1524/1525 im Großen deutschen Bauernkrieg. In der Region waren es vor allem Bauern aus Tann, die Unzufriedenheit zeigten. Sie zogen nach Geisa um es zu erobern. Diesen Plan gaben sie allerdings bald auf und zogen weiter nach Fulda, wo sie von Landgraf Phillip von Hessen vernichtend geschlagen wurden. Danach wechselte Geisa mehrfach den Herren und damit die Religion. Schließlich blieb es dann aber bis heute beim alten Glauben.
17. und 18. Jh.: Krieg und Not
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) wurde die Region von arger Not heimgesucht. Verschiedenste Truppen geplünderten und verwüsteten mehrfach die Stadt. Die Pest forderte zahlreiche Opfer. Auch in der Folgezeit hatten die Bewohner Geisas kaum Grund zur Freude. Ständige Kriege brachten Zwangseinquartierungen, Plünderungen und eine erdrückende Abgabenlast mit sich. Unter diesen Umständen wanderte ein Teil der Bevölkerung nach Ungarn aus. Noch heute gibt es in Ungarn eine mit Rhöner Dialekt sprechende Minderheit in der deutschen Minderheit.
Beginn 19. Jh.: Wechselnde Verwaltung und Angliederung an Thüringen
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Hochstift Fulda aufgelöst. Es wechselte nun mehrfach den Landesherren. Der Wiener Kongress 1815 zerschlug letztendlich die Region. Der nördliche und zentrale Teil ging an Kurhessen, der südliche an Bayern und das Geisaer Amt wurde dem thüringischen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach angegliedert. Die politische Trennung der jahrhundertealten Verbindung nach Fulda führte zu einigen Reibereien mit der neuen Regierung, musste aber letzlich doch akzeptiert werden.
1848 bis 1918: Zwischen Revolution und Weltkrieg
Geisa entwickelte sich nach der Auflösung der alten Zunftschranken im Jahre 1858 zu einer blühenden Handwerkerstadt. Viele Familien, darunter viele Juden, lebten vom Handel. Auch das Vereinswesen entwickelte sich in Geisa. 1858 und 1883 erlebte die Entwicklung Geisas herbe Rückschläge: Durch die Beiden Großbrände (1858, 1883) wurde die Innenstadt zweimal fast vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Nur die Kirche überlebte beide Brände fast unbeschadet. Die nach der Reichsgründung 1871 einsetzende Industrialisierung war verbunden mit der Verarmung der Handwerker. Viele Menschen wanderten in der Folge ins Rheinland ab oder nach Amerika aus. Es gab aber auch Fortschritte: 1883 eröffnete die Städtische Sparkasse Geisa, 1896 wurde ein Raiffeisenverein gegründet. 1897 wurde das Wasserleitungssystem in Betrieb genommen und 1906 eröffnete die Ulstertalbahn Vacha-Geisa-Tann. Der Beginn des ersten Weltkrieges beendete diese Epoche der Entwicklung in Geisa. Insgesamt 73 junge Männer aus dem Geiser Amt kehrten nicht mehr in die Heimat zurück.
ab 1918: Weimarer Republik, Gründung Thüringens und Weltwirtschaftskrise
1920 schlossen sich die sieben thüringischen Kleinstaaten zum Land Thüringen zusammen. Das Coburger Land nutzte die Gunst der Stunde um sich Bayern anzuschließen. Geisa wollte jetzt seinen Anschluss an Hessen. Doch die neue Landesregierung gestattete diesen Schritt nicht, um weitere Absplitterungen zu verhindern. Durch die Inflation ab 1923 wurden Waren immer teurer und für normale Bürger nicht mehr zu bezahlen. Um den Markt trotzdem aufrechtzuerhalten, gab die Stadt eigenes Notgeld heraus.
1933 bis 1945: Das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg
Geisa war immer eine Hochburg der christlichen Zentrumspartei gewesen. Trotzdem gab es bei den Reichstagswahlen am 12. November 1933 nur sehr geringen Widerspruch gegen die Nationalsozialisten. In der Reichsprogromnacht wurden Wohnhäuser und Geschäfte der jüdischen Einwohner geplündert und die Synagoge angezündet. Zwei Bomben fielen in der Nähe von Geisa, sie richteten allerdings keinen Schaden an. Als die Amerikaner Deutschland von Westen her überrannten, sollte der Geisaer Volkssturm bis zum letzten Mann Widerstand leisten. Die Bürger waren jedoch so besonnen, dies nicht zu tun. So viel Geisa ohne einen Schuss und ohne Blutvergießen in die Hände der Befreier.
1945 bis 1989: Die Zeit des real existierenden Sozialismus
Thüringen - und damit auch Geisa - wurde nach dem Krieg Teil der Sowjetischen Besatzungszone. Geisa lag damit unmittelbar an der innerdeutschen Grenze. Schon 1952 wurde hier mit einer ersten Grenzbefestigung begonnen, die gegen Ende der sechziger Jahre ausgebaut wurde. In der Folge wurden in der Umgebung Dörfer und Aussiederhöfe dem Erdboden gleich gemacht. Alle Gebiete in einem geringerem Abstand von fünf Kilometern zur Grenze wurden zum Sperrgebiet erklärt, welches von Nichtansässigen nicht besucht werden durfte. Selbst nächste Verwandte von außerhalb durften die Einwohner nur mit einem Passierschein besuchen, der nur für den Einzelfall befristet erteilt wurde. Familien, die systemkritische Aussagen machten, oder denen Fluchtabsichten nachgesagt wurden, wurden aus ihrer Heimat zwangsausgesiedelt. 1960 begann die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Privater Handel und Gewerbe wurden fast vollständig unterbunden. In der Folge schloss ein Geschäft und ein Handwerksbetrieb nach dem anderen. Nichtsdestotrotz wurden auch in dieser Zeit Einrichtungen von erheblichem kulturellem und sozialem Wert geschaffen, die diesen auch bis heute erhalten haben. Beispiele sind das Ärztehaus, das neue Schulgebäude oder das Kulturhaus.
1989: Die politische Wende in der DDR
Am 23. Oktober 1989 schloss sich die katholische Gemeinde Geisas den Leipziger Friedensgebeten an. Ab 30. Oktober fanden im Anschluss an die Friedensgebete Protestmärsche mit brennenden Kerzen statt. Am 9. November öffnete die Regierung schließlich den eisernen Vorhang. Durch die direkte Lage an der Grenze waren die Einwohner Geisas unmittelbar am Geschehen beteiligt. In der Folgezeit öffnete ein Grenzübergang nach dem anderen. Die Freude und die Emotionen zu dieser Zeit waren unglaublich. Am 10. März 1990 wurde die Städtepartnerschaft mit Hünfeld geschlossen. Die ersten freien Volkskammerwahlen waren in Geisa ein voller Erfolg für die CDU, die fast 70 Prozent der Stimmen erhielt. Am Tag der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1990, pflanzten die Pfarrer und Bürgermeister der Nachbargemeinden Rasdorf und Geisa eine Linde an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
1990 bis heute: Geisa entwickelt sich
Heute ist Geisa Teil des aus der Gebietsreform hervorgegangenen Wartburgkreises im Freistaat Thüringen. Zur Stadt gehören nun auch die Orte Borsch, Wiesenfeld, Bremen, Otzbach und Geblar. Für die anderen Orte des Geisaer Amtes ist die Stadt erfüllende Gemeinde. Seit der Wende 1989 hat sich einiges getan und zum Besseren gewendet. Geisa hat nun das nachzuholen, was durch vierzig Jahre Sozialismus und die Randlage im Sperrgebiet unmöglich war.
Kultur
Heimatmuseum Geisa mit Abteilung Grenzmuseum, Am Schlossplatz 5 [1]