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Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland

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Geschichte

Die deutsche Numismatische Kommission (NK) wurde nach dem Muster der "Kultusministerkonferenz der Länder in der Bundesrepublik Deutschland" im Jahre 1950 auf Anregung der Hamburger Kulturbehörde gegründet. Weiteres organisatorisches Vorbild waren die seit dem 19. Jahrhundert als Selbsthilfeorganisationen entstandenen Historischen Kommissionen, namentlich die Historische Kommission für Hessen und Waldeck. Es wurde ein länderübergreifendes Gremium geschaffen, das für den Neuaufbau der damals noch weitgehend unzugänglichen oder geschlossenen westdeutschen Münzsammlungen und Forschungseinrichtungen sorgen und koordinierend in Grundsatzfragen wie der Erfassung von Münzfunden und den damals allmählich wieder aufgenommenen Verbindungen mit dem Ausland wirken sollte. Die Anfangsjahre sind geprägt von den wissenschaftsorganisatorischen Vorstellungen des Hamburger Ordinarius und Museumsdirektors Walter Hävernick. Sein Schüler Gert Hatz hat die Kommission in Hävernicks Sinne weiter geführt bis zur Übergabe des Vorsitzes an Bernd Kluge in Berlin.

Konzeption

Die NK unterscheidet sich jedoch in einem ganz wesentlichen Punkt von anderen Kommissionen. Sie ist keine „freie“, durch Zuwahl ergänzte Gelehrtenvereinigung (wie die Historischen Kommissionen oder die Wissenschaftsakademien), sondern „Staatskommission“, neuerdings in der Form eines rechtsfähigen eingetragenen Vereins. Mitglieder und Beitragszahler sind die Länder, deren Stimme Fachvertreter führen. Die Wissenschaftsminister nominieren Fachleute ihres Vertrauens als ihre Interessenvertreter. Die Bestellung der Landesvertreter variiert nach den Möglichkeiten und Schwerpunkten der Länder (z.B. Direktoren von Münzkabinetten, Fachleute der Landesmuseen, Landesarchäologen). Neben vier großen, personell besser ausgestatteten Kabinetten (Berlin, Dresden, Frankfurt und München) stehen in den kleinen Ländern der Bundesrepublik viele Einrichtungen, in denen eine einzelne Person die gesamte Numismatik vertritt. Die traditionelle deutsche Regionalität des Geldes in Mittelalter und Neuzeit begünstigt dabei, wenigstens für die nachantiken Perioden, Akzentsetzungen in der Landesgeschichte. Die NK spiegelt somit den deutschen Kulturföderalismus wider. Übergreifende Themen und Aufgaben außerhalb der Ländervertretungen werden durch zugewählte Beisitzer ohne Stimmrecht vertreten. Bei den Schwerpunktsetzungen wird sehr sorgfältig der Rolle der Numismatik als Brückenfach Rechnung getragen.

Arbeitsschwerpunkte

Die NK arbeitet unter den skizzierten Voraussetzungen nicht mit eigenem hauptamtlichen Personal. In ihrem koordinierenden und beratenden Wirken wird sie durch das wissenschaftliche wie organisatorische Engagement ihrer Deputierten und Beisitzer getragen. Auch Forschungsvorhaben werden nur in genau definierten Fällen durch die Kommission vorgenommen, in der Regel in enger Kooperation mit geeigneten Einrichtungen der Länder, zum Teil auch solchen von Kommunen, in Universitäten und Akademien durchgeführt, die auch ihre Publikationen in eigener Regie vornehmen. Neben der koordinierenden Funktion, die der Kommission die Rolle einer Interessenvertretung der wissenschaftlichen Numismatik eingetragen hat, stehen auch die Nachwuchsförderung (z.B. Beihilfe zur Drucklegung von Dissertationen, Förderung von Reisen zur Materialerfassung und Reisestipendien zum Besuch internationaler Kongresse), die Druckförderungwisenschaftlicher Publikationen sowie die Beteiligung an Fachtagungen, zuletzt die Neukonzeption des Deutschen Numismatikertags. Sie unterstützt die nationale und internationale Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen, vor allem aus der Wissenschaft und die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die NK agiert dabei als runder Tisch, Diskussionsplattform und Kompetenznetzwerk. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind historsche Grundlagenforschung und innovative interdisziplinäre Themen. Die NK geht damit deutlich über das im 19. Jahrhundert entstandene Profil als angewandte Museumswissenschaft hinaus.

Langzeitprojekte

Der Zentralkatalog der deutschen Münzfunde des Mittelalters und der Neuzeit, anfangs aus Karteien und Akten formiert, wurde seit den fünfziger Jahren von Hamburg aus mit eingeworbenen Drittmitteln und mit Hilfe der Länder, denen die Erfassung ihrer Neufunde obliegt, erstellt. Seit dem Jahr 2000 erfuhr er eine konzeptionelle Modernisierung und ist als Gemeinsachaftsleistung der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsten, Sachsen-Anhalt und Thüringen in eine Datenbank umgewandelt worden. Er steht nunmehr mit Informationen für mehr als 20.000 Funde der Zeit von 750 bis zum 19. Jahrhundert am Sitz des Ersten Vorsitzenden zur Verfügung. Derzeit wird mit Projektmitteln des zuständigen Landes ein neues Fundinventar für den Raum Hannover erstellt. Zur Förderung des Fundkataloges wurde eine Kooperation mit der zu den Wissenschaftsakademien zählenden Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft eingegangen. Die Gemeinschaftsarbeit mit Schweden zur Bearbeitung deutscher Münzen in den Funden des 10./11. Jahrhunderts gehört zu den großen internationalen Projekten, die jahrzehntelang deutsche Numismatiker nach Schweden führte. Nach weitgehendem Abschluß dieses Unternehmens stehen entsprechende Vorhaben mit den östlichen Nachbarländern an, vor allem mit Polen. Schließlich ist die Kommission an der Arbeit der Gitta-Kastner-Forschungsstiftung beteiligt, die das neuere deutsche Medaillenschaffen seit der Reichsgründung von 1871) mit Einschluß der Künstlerbiographien als Arbeitsschwerpunkt hat. Die GKS hat durch das Wirken von Wolfgang Steguweit (Berlin) in den letzten Jahren großen Aufschwung genommen. Im Mittelpunkt einer Neukonzeption der GKS stehen befristete Forschungsstipendien für Nachwuchskräfte.


Adresse

Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

c/o Dr. Reiner Cunz Niedersächsisches Landesmuseum Hannover

Abt. Wissenschaft und Sammlungen

Büroanschrift:

Georgsplatz 20 30159 Hannover

Tel.: 0511-365-2577, -2578 Fax: 0511-365-2359 Email: Reiner.Cunz@t-online.de

Internet: http://www.urgeschichte.de/muenzen/

http://www.urgeschichte.de/muenzen/mitgl_nk.htm (Mitgliederverzeichnis der Numismatischen Kommission)

http://www.urgeschichte.de/muenzen/mitgl_gks.htm (Mitglieder des Kuratoriums der Gitta-Kastner-Stiftung in der Numismatischen Kommission)


Leitung

1. Vorsitzender: Dr. Reiner Cunz (Hannover)

2. Vorsitzender: Dr. Hermann Maué (Nürnberg)

Sekretär: Dr. Volker Hilberg (Schleswig)

Schatzmeister: Dieter Raab (Frankfurt am Main)



Weiterführende Literatur

Jahresberichte im Numismatischen Nachrichtenblatt.

Festschrift zum 50-jährigen Bestehen mit zahlreichen Fachbeiträgen: Cunz, R. (Hg.): CONCORDIA DITAT, Hamburg 2000.