Brünn
Brno | |||
---|---|---|---|
| |||
Basisdaten | |||
Staat: | ![]() | ||
Region: | Jihomoravský kraj | ||
Bezirk: | Brno-město | ||
Fläche: | 23020 ha | ||
Geographische Lage: | |||
Höhe: | 479 m n.m. | ||
Einwohner: | 366.661 (2006) | ||
Postleitzahl: | 602 00 | ||
Struktur | |||
Status: | Statutarstadt | ||
Ortsteile: | 29 | ||
Verwaltung | |||
Oberbürgermeister: | Roman Onderka (Stand: 2006) | ||
Adresse: | Dominikánské nám. 1 601 67 Brno | ||
Website: | www.brno.cz |
Brünn (tschechisch Brno) ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens, Hauptstadt des Jihomoravský kraj, Bezirksstadt, seit dem 17. Jahrhundert historisches Zentrum Mährens, wichtiger Forschungsstandort und Universitätsstadt, Sitz eines Bistums und des tschechischen Verfassungsgerichtes. Neben dem befinden sich in Brünn das Oberste Verwaltungsgericht und das Höchste Gericht. Weiter ist die Stadt Sitz des Ombudsmanns, der Generalstaatsanwaltschaft und der tschechischen Wettbewerbsbehörde. Die Messestadt hat weithin eine bedeutende Stellung als starkes Industrie-, Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.
Geographie
Klima und Geographie
Brünn liegt am südöstlichen Rand der Böhmisch-Mährischen Höhe. Durch die Stadt fließen die Flüsschen Svratka und die von der Stadt Svitavy kommende Svitava, die an der südlichen Stadtgrenze in die Svratka mündet. An der nordwestlichen Stadtgrenze ist die Svratka zu einem etwa 9,5 km langen und an der breitesten Stelle etwa 600 m breiten Stausee "Brněnská přehrada" aufgestaut.
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,4 °C, der durchschnittliche Jahresniederschlag um 505 mm. Die durchschnittliche jährliche Sonnenscheindauer ist 1771 Stunden und es gibt jährlich 150 Tage mit Niederschlag.
Bevölkerung
Brünn ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Im Jahr 2006 hatte Brünn 366 661 Einwohner.
Jahr | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 |
---|---|---|---|---|---|---|
Einwohnerzahl[1] | 381 862 | 373 272 | 370 505 | 369 559 | 367 729 | 366 757 |
Geschichte



Zwischen 1021 und 1034 wurde die Burg Brünn erbaut und gab später der anliegenden Siedlung den Namen. 1091 findet zum ersten Mal die Siedlung Brünn Erwähnung. Die Stadt wurde 1243 von Wenzel I. gegründet. 1277 ist zum ersten mal die Festung Špilberk erwähnt. Ab 1349 siedelten in Brünn die Mährischen Markgrafen. Im Jahre 1641 löste Brünn Olmütz als die Hauptstadt von Mähren ab.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Brünn 1643 erfolglos von Schweden belagert. 1805 fand nahe der Stadt die Schlacht von Austerlitz statt. Im Jahre 1839 wurde die Eisenbahnverbindung nach Wien fertig gestellt.
Nach dem Ersten Weltkrieg lebten in Brünn knapp 55.000 deutschsprachige Bürger. In Brünn lebten zu dieser Zeit etwa 12000 jüdische Bürger, unter denen mehrere bekannte Persönlichkeiten, die sich wesentlich am Kulturleben der Stadt beteiligten. Mit der Errichtung des Protektorat Böhmen und Mähren begann auch in Brünn die systematische Verfolgung der Juden. Bis zum Kriegsende wurden aus Brünn 9064 jüdische Stadtbürger in verschiedene Konzentrationslager deportiert, es überlebten etwa 700.[2]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung gewaltsam aus der Stadt vertrieben. Im sogenannten Brünner Todesmarsch (Beginn am 31. Mai 1945) mussten etwa 27.000 vor allem alte und jugendliche Bürger einen Fußmarsch zur 60 km entfernten österreichischen Grenze antreten. Nach neuesten Forschungen kamen dabei ca. 5200 Personen ums Leben, amtlich belegt sind 2000 Todesfälle.[3]
Während des tschechoslowakischen Sozialismus entwickelte sich Brünn zu einer führenden Industriestadt des Landes. Am Rande der Stadt wurden Plattenbausiedlungen gebaut, um die stets anwachsende Bevölkerungszahl unterzubringen.
Im Jahre 1998 wurde in Brünn die erste Moschee in Tschechien gebaut.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Der Öffentliche Nahverkehr besteht aus 13 Straßenbahnlinien, 11 Oberleitungsbuslinien und 49 Buslinien (Stand 2005). Das Stadtumland ist in einem Verkehrsverbund (Integrovaný dopravní systém Jihomoravského kraje) zusammengeschlossen. Als sprachliche Besonderheit ist die stadtspezifische Bezeichnung "Šalina" (sprich Schallina) für Straßenbahn nennenswert.
Brünn ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. 1839 wurde die Stadt an die Österreichische Nordbahn angeschlossen. Heute liegt die Stadt an einer der wichtigsten Eisenbahnmagistralen Europas. Es verkehren hier direkte Eurocity-Züge Wien/Budapest – Prag – Berlin – Hamburg. Die Autobahn D1 verbindet die Stadt mit Prag. Der internationale Flughafen Brno-Tuřany (IATA-Code BRQ, ICAO-Code LKTB) befindet sich etwa 10 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum. Es werden von hier regelmäßig die Städte London, München und Prag angeflogen.
Wirtschaft
Brünn entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert zur starken Industriestadt. Am Anfang war besonders die Textilbranche von großer Bedeutung. Zu den Traditionsunternehmen gehören oder gehörten die Waffen- und Maschinenbaufabrik Česká zbrojovka, der Traktorenhersteller Zetor, oder das Maschinenbauunternehmen Královopolská (1889 gegründet als Lederer-Porgess Königsfelder Maschinenfabrik). Im Sommer 2006 hinzugekommen, durch Übernahme der Zetor Gießerei, ist die Slévárna Heunisch Brno (Heunisch-Guss).
Heute ist Brünn ein Handelszentrum und bedeutende Messestadt. Es werden etwa 50 Fachmessen jährlich veranstaltet. Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Hochschulen erheben die Stadt zu einem wichtigen Forschungszentrum. Die Arbeitslosigkeit betrug im Mai 2006 8,2 %.
Nahe der Stadt befindet sich der Masaryk-Ring – eine Auto- und Motorradrennstrecke.
Bildung


Brünn ist eine der wichtigsten tschechischen Universitätsstädte, es befinden sich hier sechs Universitätseinrichtungen. Die Größte ist die Masaryk-Universität (gegr. 1919) mit etwa 32 000 Studenten, es folgt die Technische Universität Brünn (gegr. 1899) mit über 18 000 Studenten, weiter die Mendel-Universität für Land- und Forstwirtschaft, die Veterinärmedizinische und Pharmazeutische Universität Brünn, die Kunsthochschule Janáček Akademie für Musik und Darstellende Kunst Brno und die militärische Universität für Verteidigung.
Politik
Brünn unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:[4]
Dallas (USA)
Charkiw (Ukraine)
Kaunas (Litauen)
Leeds (Vereinigtes Königreich)
Leipzig (Deutschland)
Posen (Polen)
Rennes (Frankreich)
Stuttgart (Deutschland)
St. Pölten (Österreich)
Utrecht (Niederlande)
Wien (Österreich)
Woronesch (Russland)
Sehenswürdigkeiten
- Villa Tugendhat, UNESCO-Welterbe
- Festung Špilberk
- Hügel Petrov mit St. Peter und Paul Kathedrale
- Altes Rathaus (Stará radnice)
- Nationaltheater in Brünn, Mahen-Theater
- Nationaltheater in Brünn, Janáček-Theater
- Stadtpark Lužánky
In der Umgebung:
- Burg Veveří etwa 12 km nordwestlich
- Mährischer Karst mit den Punkwahöhlen und der Doline Macocha, etwa 20 km nördlich
Wichtigste Persönlichkeiten
- Leoš Janáček (1854 - 1958), Komponist, Namensgeber der Janáček Akademie für Musik und Darstellende Kunst und des Theaters
- Tomáš Garrigue Masaryk (1850 - 1937), Erster Präsident der Tschechoslowakei, Namensgeber mehrerer Institutionen in der Stadt
- Ludwig Mies van der Rohe (1886 - 1969), Architekt, baute 1928 - 1930 die Villa Tugendhat
- Jobst von Mähren (1352 - 1411), Politiker, mährischer Markgraf
- Jiří Mahen (1882 - 1939), Dramatiker, Namensgeber des Theaters
- Gregor Mendel (1822 - 1884), Naturforscher und Augustinermönch, erarbeitete in Brünn die Grundlagen der modernen Genetik
- Karel Absolon (1877 - 1960), Prähistoriker und Speläologe, führte Untersuchungen im Mährischen Karst durch
- Arne Novák (1880 - 1939), bedeutender Literarhistoriker und Literaturkritiker, Rektor der Masaryk-Universität
- Jan Skácel (1922 - 1989), Dichter
- František Weyr (1879 - 1951), bedeutender tschechischer Rechtsphilosoph des Normativismus, Rektor der Masaryk-Universität
- Kurt Gödel (1906-1978), bedeutender Mathematiker und Logiker, siehe Gödelscher Unvollständigkeitssatz
- Fritz Stastny (1908-1985),Diplom-Chemiker,Dr.Ing.,Pionier für grundlegende Erneue-
rungen im Produktions-und Anwendungssektor der Gross-Chemie. Erfinder von Styropor.
Fußnoten
- ↑ Český statistický úřad [1]
- ↑ Webseite der Jüdischen Gemeinde Brünn. Geschichte [2]
- ↑ Bundesministerium für vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Hg.) Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei (Augsburg 1994) 2 Bände.
- ↑ Webseite der Statutarstadt Brünn: Partnerschaften