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Vipassana

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Vipassana ist eine Meditationstechnik, die ihren Ursprung im alten Indien hat und in der Palisprache so viel wie "die Dinge so sehen, wie sie sind" (wörtlich: "Klar-Sehen") heißt.

Technik

Die Vipassana-Technik wurde in Indien um ca. 500 v.Chr. von Gautama, dem Buddha, "wiederentdeckt". Vipassana gehört zum zentralen Bestandteil buddhistischer Meditationspraxis. Neben der Geistesruhe-Meditation samatha, ist es vor allem die Erkenntnis-Meditation (vipassana), die zur Erreichung Nirvanas führt. Die Meditationstechnik ist unabhängig von Glauben und Weltanschauung und hat als Ziel, die Identifikation mit der Welt zu überwinden und eine tiefgreifende letztendliche "Befreiung" (Nibbana) herbeizuführen. Dabei geht es um die Auflösung von geistigen Konditionierungen und Illusionen. Die Meditation besteht im aufmerksamen Beobachten aller Daseinsphänomene. Dazu zählen sowohl physische Objekte (v.a. des eigenen Körpers), Gefühle und Wahrnehmungen (Im Buddhismus gilt die Erfahrung der Welt zusammenfassend als nama und rupa,d.h. als "Begriffe" und "Formen").

Tradition

Seit der Wiederentdeckung Buddhas wurde Vipassana durch eine ununterbrochene Kette von Lehrern weitervermittelt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gelangte die Vipassana-Meditation vor allem in Burma zu neuer Geltung und wurde von dort aus in den Ländern des Theravada-Buddhismus (Sri Lanka, Thailand, Laos, Kambodscha) wieder populär. Seit den 60er und 70er Jahren lehren auch einige anerkannte westliche Meditationslehrer diese Technik in Europa und Amerika. Dabei kann beobachtet werden, dass die Vipassana-Meditation im Westen immer häufiger abgelöst von ihrem buddhistischen Hintergrund gelehrt wird. Problematisch ist dies insofern, als dass diese Meditationstechnik eine intensive und umfassende mentale Schulung voraussetzt (Laut traditioneller Auffassung nie ohne sittliche und konzentrative Grundlagen praktiziert werden sollte).

Ein wichtiger Lehrer in Myanmar (von manchen als "der" Wiederentdecker in moderner Zeit verehrt) war der ehrwürdige Mahasi Sayadaw. Seine Methode der Vipassana Meditation wird in Burma unter anderem von seinen Schülern Sayadaw U Pandita und U Janaka ( Chanmyay Sayadaw) gelehrt. Beide stehen dort riesigen Meditationszentren vor, die auch von vielen Westlern besucht werden. Einige der wichtigsten westlichen Vipassana Lehrer sind von Mahasi Sayadaw oder seinen Schülern (Sayadaw U Pandita, Sayadaw U Janaka) unterwiesen worden.

Einer der gegenwärtigen Lehrer dieser Kette ist u.a. S.N. Goenka. Er ist indischer Herkunft und wurde in Burma (Myanmar) geboren und aufgezogen. Während seiner Zeit in Burma wurde er von seinem Lehrer Sayagyi U Ba Khin, der damals ein hoher Regierungsbeamter war, in Vipassana unterrichtet. Nach vierzehn Jahren der Praxis und Unterrichtung unter der Aufsicht seines Lehrer siedelte S.N.Goenka 1969 nach Indien über und begann dort, Kurse in Vipassana abzuhalten.

Kurse

Die Meditationstechnik wird in vielen buddh. Zentren weltweit gelehrt. Bei Vipassana-Meditation wird häufig darauf wert gelegt, dass der Übende längere Zeit (10-Tages Kurse bis zu mehreren Monaten) die neutrale Beobachtung aller im Geist aufsteigenden Objekte aufrecht erhält, um wesentliche Fortschritte zu erzielen.

Auf der ganzen Welt gibt es zahlreiche Meditationszentren, welche 10-Tage-Kurse in der Tradition von Sayagyi U Ba Khin und S.N. Goenka anbieten. Dieser Kurse stehen jedermann/jederfrau offen. Sie können sich hier über Kurse in Deutschland informieren: www.dvara.dhamma.org.

Für diese Kurse werden keinerlei Gebühren erhoben, auch nicht für Unterkunft und Verpflegung. Alle entstehenden Kosten werden durch Spenden von Teilnehmer/innen früherer Kurse beglichen.

Stufen

Als Ergebnis der kontinuierlichen neutralen Beobachtung aller geistigen und körperlichen "Erscheinungen" durchläuft der Meditierende je nach Ausdauer und Fortschritt verschiedene "Stadien" (Vipassanâ-ñâna). Anhand dieser sieben Erkenntnisstufen kann der geistige Fortschritt des Übenden von erfahrenen Lehrern festgemacht werden.

Ziel

Das Ziel der Vipassana-Meditation ist das Erleben Nirvanas, des "Verlöschens" (maggaphala). Durch die intensive Betrachtung aller geistigen und körperlichen Vorgänge erlebt der Meditierende eine allmähliche Loslösung ("De-Identifikation") mit allen zuvor als "Ich" und "Mein" betrachteten Vorgängen. Gipfelpunkt dieser Erfahrung ist das im Regelfall nur Momente dauernde "Wegspringen", "Verlöschen", das gemäß buddhistischer Lehre zu einer völligen Befreiung vom Kreislauf der Geburten führt und als "Nibbana" (Nirvana) bezeichnet wird.

Literatur

  • Hart, William: Die Kunst des Lebens - Vipassana-Meditation nach S.N. Goenka (ISBN 3-596-12991-5)
  • Allmen, Fred von: Die Ich-Freiheit entdecken (ISBN 3924195552)
  • Sayadaw U Pandita: Im Augenblick liegt alles Leben - Buddhas Weg der Befreiung (ISBN 350261024X)
  • Buddhadasa Bikkhu: Anapanasati - Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit (ISBN 3831132712)
  • Jack Kornfield: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens (ISBN 3453872819)