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Alcide De Gasperi

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Alcide De Gasperi oder eigentlich Degasperi (* 3. April 1881 in Pieve Tesino bei Trient, damals Österreich-Ungarn; † 19. August 1954 in Sella di Valsugana, Italien) war ein italienischer Staatsmann und Politiker. Er gilt als einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaften.

Alcide De Gasperi studierte in Wien Philosophie und Literatur, danach war er als Journalist tätig. 1911 wurde er Abgeordneter im österreichischen Reichsrat. Nach Ende des Ersten Weltkrieges fiel Südtirol infolge der Pariser Friedenskonferenz und des Vertrags von Saint-Germain an Italien. De Gasperi war in der Folge einer der Mitbegründer der Partito Popolare Italiano (Italienische Volkspartei; PPI), ab 1921 deren Abgeordneter, später Fraktionsführer und Generalsekretär.

In der faschistischen Diktatur unter Mussolini verbüßte De Gasperi als Antifaschist eine 16-monatige Haft. Nach der Entlassung 1931 arbeitete er in der Bibliothek des Vatikan, von wo aus er während des Zweiten Weltkrieges die Gründung der zunächst illegalen Democrazia Cristiana organisierte.

Ab 1944 war er Außenminister der postfaschistischen Allparteienregierungen unter Bonomi und Parri, bevor er 1945 selbst Ministerpräsident einer entsprechenden Regierung wurde. Am 2. Juni 1946 entschieden sich die Italiener in einer von De Gasperi angeregten Volksabstimmung für die Republik als Staatsform, woraufhin De Gasperi kurzzeitig provisorisches Staatsoberhaupt wurde. Er nahm an der Pariser Friedenskonferenz teil und unterzeichnete im September das für die Autonomie Südtirols wichtige Gruber-De-Gasperi-Abkommen. Nach dem Bruch mit PCI und PSI (1947) führte De Gasperi bis 1953 als Premierminister wechselnde Koalitionsregierungen der DC mit der PLI, PRI sowie der Vorläuferpartei der PSDI. Außenpolitisch setzte er sich für die Westintegration Italiens sowie für Zusammenarbeit und Verständigung ein. Alcide De Gasperi war gemeinsam mit Robert Schuman und Konrad Adenauer aktiv am Aufbau der Montanunion beteiligt.

De Gasperis Grab (San Lorenzo fuori le mura, Rom)

Am 24. September 1952 wurde ihm „in Anerkennung seiner steten Förderung der europäischen Einigung“ der internationale Karlspreis zu Aachen verliehen.
Am 11. Mai 1954 wurde er zum Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung der EGKS, dem Vorläufer des Europäischen Parlamentes, gewählt – drei Monate danach verstarb er.

Literatur

  • Adolf Kohler: Alcide de Gasperi, 1881-1954, Christ, Staatsmann, Europäer. Bonn, Europa-Union-Verlag, 1979. ISBN 3-7713-0116-5
  • Pietro Scoppola, La proposta politica di De Gasperi, Bologna, Il Mulino, 1977.
  • Giulio Andreotti, De Gasperi visto da vicino, Milano, Rizzoli, 1986.
  • Nico Perrone, De Gasperi e l'America, Palermo, Sellerio, 1995.
VorgängerAmtNachfolger
Ferruccio ParriMinisterpräsident von Italien
1945 - 1953
Giuseppe Pella