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Hochwasserschutzdeich Neuwied

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Deichmauer Neuwied mit dem Pegelturm

Der Hochwasserschutzdeich Neuwied wurde in den Jahren 1928 bis 1931 in Neuwied am Rhein gebaut und schützt seitdem die im Neuwieder Becken niedrig liegende Stadt vor den regelmäßigen Hochwassern des Rheins. Der Initiator dieses Deichs war der damalige Bürgermeister Robert Krups, der auch 1935 die antreibende Kraft für die erste Rheinbrücke nach der linksrheinischen Stadt Weißenthurm war. Das Schutzsystem besteht aus einem ca. 7,5 km langem Deich, von dem ca. 500 Meter eine massive Deichmauer ist.

Ausgangslage

Hochwasser 1920 in der Innenstadt von Neuwied

Seit der Gründung der Stadt Neuwied im 17. Jahrhundert wurden die Bewohner regelmäßig nach der Schneeschmelze am Oberrhein von Hochwassern betroffen, die insbesondere den Kernbereich der Stadt überfluteten. Große Hochwasser in den Jahren 1683, 1741 oder 1784 richteten erheblichen Schaden an und behinderten die Entwicklung der Stadt. Insbesondere die so genannten „Eishochwasser“ im Winter hatten eine zerstörerische Kraft, die auch an den Gebäuden zu erheblichen Schäden führten. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es, so wie heute, auch Zeiten ohne große Hochwässer. Bereits zu dieser Zeit wurde ein Deich errichtet, um den Rheinarm Die Schleidt abzuriegeln. Durch ihn stömte das Wasser von der Landseite Neuwieds in die Stadt. Ein Auslöser für den Deichbau war das Hochwasser von 1926, als das Wasser 3 Meter hoch in der Stadt stand und der Schaden auf 3 bis 5 Millionen RM beziffert wurde. Wie einleitend bereits erwähnt, ergriff Bürgermeister Krups die Initiative zum Bau eines Damms und wurde durch Eduard Verhülsdonk, zu der Zeit Reichstagsabgeordneter, unterstützt.

Der Bau des Deichs

Der Bau des Deichs war damals eine große ingenieurtechnische Leistung, auch wurde hierfür eigens ein Deichbauamt eingeführt. Insgesamt wurde der Bau mit ca. 200.000 Personentagen geleistet. Die Baukosten beliefen sich auf 7,7 Millionen Reichsmark von denen die Stadt Neuwied 1,7 Millionen übernahm, die Provinz- und Reichsregierung zahlte einen Zuschuss von 6 Millionen.

Systembeschreibung

Hochwassermarken beim Deichmuseum

Die Deichhöhe liegt etwa 5 m über dem Rheinuferweg, für die Höhe der Deichkrone wurde ein Pegel von 11,20 m (1 Meter über dem höchsten bekannten Wasserstand von 1928) festgelegt. Der gemauerte Mittelteil des Damms hat drei Deichtore, die nach einem festgelegten Plan geschlossen werden. Weitere Durchlässe liegen an der Kappelstrasse, an der Bundesstrasse 42 und auf dem Gelände des Rasselsteins. Zwei Quertore sind am Sandkaulerweg, dies ist die grösste Öffnung, sowie im Bereich Dammstrasse Ecke Rheinstrasse. Kleinere Verschlüsse befinden sich an den Treppen, die von der Deichmauer zum Rheinufer führen und an der Schlossterrasse. Diese Durchlässe werden allerdings nicht mit Toren verschlossen, sondern früher durch doppelte Balkenlagen, die mit Lehm gefüllt wurden, heute werden dafür Stahlkonstruktionen verwendet. Drei Pumpwerke halten den Grundwasserspiegel auf einem bestimmten Niveau. In die Kellern der Häuser der Innenstadt dringt ab einem gewissen Rheinpegel Grundwasser ein. Die Standorte der Pumpwerke sind: unter dem Deichmuseum, in der Nähe der Rheinbrücke, (Kappelstrasse) und auf dem Gelände des Rasselsteins. Die Gesamtförderung aller Pumpen beträgt rund 13 Kubikmeter pro Sekunde. Bei Hochwasser werden verschiedene Dienststellen und Hilfsorganisationen aktiv, die Federführung hat die Feuerwehr.

Der Deich in Zahlen

Zum Bau des Rheindeiches wurden:

  • 66.000 m³ Mutterboden abgetragen
  • 14.300 m³ Ton und
  • 207.000 m³ Hochflutlehm als Kern eingebaut
  • Insgesamt wurden 430.000 Tonnen Boden bewegt.
  • 90.000 Tonnen Fels wurden an der Wied bei Irlich gesprengt.

Für den Bau der Deichmauer wurden.

  • 33.500 Tonnen einheimische Grauwacke, Bsalt- und Lavasteine verbaut sowie
  • 3.000 Tonnen Würzburger Sandstein für die Verkleidung
  • 25.000 m³ Beton
  • 7.250 Tonnen Zement und
  • 450 Tonnen Trassmörtel.

Damit der Untergrund das Gewicht der Mauer tragen konnte, wurden rund 2.000 Stahlbeton-Pfähle, mit einer Länge von 7,5 -8,5 m, in den Boden gerammt und 1.260 Tonnen Spundwand verbaut, die bis zu 11 Meter tief reicht. Am Bau waren 25 Baufirmen und 90 Lieferfirmen beteiligt. An dem Deichrestaurant arbeiteten weitere 60 Firmen mit. Während der Bauzeit wurden 2.450 Notstandsarbeiter beschäftigt, die rund 180.000 Tagewerke leisteten.

Bewährung

Der Deich hat seit der Fertigstellung im Jahr 1931 die Innenstadt von Neuwied vor Hochwassern bewahrt. Das seitdem höchste Hochwasser am Pegel Neuwied am 23. Dezember 1993 wurde mit 10,28 m gemessen und lag damit etwa  90 cm unterhalb der Deichkrone.

Deichinformationszentrum

Als technisches Museum und Dauerinformation eines bestehenden Deichschutzsystems am Rhein wurde die Ausstellung „Deichinformationszentrum Neuwied“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Deichinformationszentrum Neuwied