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Immerath (Erkelenz)

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Immerath ist eine ländliche Ortschaft und gehört seit 1972 zur Stadt Erkelenz im Kreis Heinsberg. Das Dorf liegt im geplanten Braunkohletagebau Garzweiler und wird deshalb ab 2006 bis 2015 umgesiedelt. 1995 hatte Immerath noch circa 1100 Einwohner, am 31. Dezember 2005 war diese Bevölkerungszahl auf 896 gesunken, eine Folge des kommenden Abbaues. Der Standort von Immerath (neu) liegt südwestlich von Kückhoven und hat eine Fläche von 34 Hektar. Eng mit Immerath verbunden sind die Ortschaften Lützerath und Pesch. Beide werden deshalb auch am neuen Ort angesiedelt.

Protestschild am Ortseingang Immerath

Geografie

Immerath liegt in der fruchtbaren Erkelenzer Börde auf der Hauptterrasse.

Im Süden steigt die Landschaft zur Jackerather Lössschwelle auf 115 m an, im Norden fällt sie zur Niersniederung hin auf 78 m ab.

Lage

Immerath und Lützerath, 1806

Immerath liegt im Südosten der Stadt Erkelenz. Im Westen des Dorfes befindet sich die Landstraße von Wanlo (Stadt Mönchengladbach) nach Jackerath (Gemeinde Titz). Im Süden verläuft die Straße von Erkelenz gleichfalls nach Jackerath. Im Osten verläuft die Autobahn A61.

Folgende Ortschaften liegen im Uhrzeigersinn um Immerath: der Weiler Lützerath und Borschemich im Norden, Otzenrath im Nordosten, Pesch jenseits der Autobahn im Osten, Jackerath im Südosten und Holzweiler im Westen.

Geologie

Im Untergrund liegen mehrere Braunkohleflöze aus dem Tertiär. Die Oberfläche wird von Löss bedeckt.

Der Ortsname

Erstmalig wurde die Ortschaft 1144 als Emundrode urkundlich erwähnt. 1530 wurde als Ortsname Emenrait und 1666 Emeradt niedergeschrieben. Ab Ende des 17. Jahrhunderts hieß es dann Immerath. Der Name setzt sich aus dem Personennamen Aiwismund ( aiwi - im mittelhochdeutschen ewe - bedeutet Gesetz, das althochdeutsche munt Vormund) und dem Grundwort reod zusammen. Bei dem Ort handelte sich also um eine Rodung des Aiwismund oder Edmund. Siedlungen der Rodungsperiode sind im Erkelenzer Land vor allem im 9. bis 11. Jahrhundert gegründet worden.

Immerather Windmühle

Geschichte

Verschiedene geistliche Institutionen besaßen Bauernhöfe in Immerath. 1144 wird die Propstei von Millen erwähnt. 1349 gelangt ein Hof als Schenkung an das Kloster der Benediktinerinnen in Nonnenwerth. Die Abtei der Zisterzienser in Altenberg erwarb vor 1426 einen Besitz.

Ein Rittergeschlecht nannte sich im Hohen Mittelalter nach dem Ort, deren Burg lag nördlich der Kirche. Ein Heinrich von Emenroide hatte in seinem Siegelschild drei Querbalken. Um 1400 starb diese Familie aus. Die Burganlage verfiel später.

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit lag Immerath im Dingstuhl (Gerichtsbezirk) Holzweiler, der im Amt Kaster im Herzogtum Jülich lag.

Von 1794 bis 1814 gehörte Immerath zu Frankreich und bildete eine Mairie (Bürgermeisterei). 1804 wurde die selbständige Mairie Holzweiler der Mairie Immerath zugeschlagen, diese bestand nun aus den Orten Holzweiler, Immerath, Lützerath, Pesch sowie Spenrath und aus den Höfen Eggerath, Roitz und Weyer. Die Gemeinde lag im Kanton Erkelenz.

1815 wurde Immerath preußisch und wurde 1816 Bürgermeisterei im Landkreis Erkelenz. Das Dorf Spenrath wurde aus der Bürgermeisterei ausgegliedert und kam zur Bürgermeisterei Neukirch, dem späteren Hochneukirch (Landkreis Grevenbroich).

Am 1. Oktober 1873 eröffnete die Bergisch-Märkische Eisenbahn die Strecke Mönchengladbach-Jülich (Talbahnlinie). Die Strecke wurde 1882 verstaatlicht. Immerath erhielt erst 1897 einen Bahnhof an der Mühle und Ortsgrenze zu Jackerath. Am 1. Juni 1980 wurde die Strecke stillgelegt und der Bahnhof verlor seine Funktion.

1935 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst, Immerath wurde Spezialgemeinde und mit dem Amt Holzweiler vereinigt.

1972 wurde das Amt aufgehoben, Immerath gelangte nun zur Stadt Erkelenz.

Kloster Haus Nazareth

Kloster und Krankenhaus Haus Nazareth 1903

Seit 1881 hatte die aus Lüttich stammende Kongregation der "Töchter vom Heiligen Kreuz" in Düsseldorf-Rath eine Erziehungsanstalt für Epileptikerinnen unterhalten, die aber bald überbelegt war, so dass sie im Jahre 1901 eine neue Niederlassung in Immerath gründete. In den Jahren 1902 und 1903 wurden Kloster, Kapelle und Krankentrakt gebaut und bereits 1904 beherbergte die Anstalt 95 Kranke, die von 16 Schwestern betreut wurden. 1921 wurde sie eine "Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige Fürsorgezöglinge" und erhielt 1926 den Namen "Haus Nazareth".

Auch die Patientinnen von Haus Nazareth waren der nationalsozialistischen Ideologie zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" ausgesetzt. In den Jahren 1941 bis 1944 fielen 125 von ihnen der geheimgehaltenen und später als "Aktion T4" bekanntgewordenen Mordwelle zum Opfer. Der Öffentlichkeit wurde vorgetäuscht, dass die Patienten "verlegt" würden, weil man kriegsbedingt Krankenhäuser benötigte, tatsächlich führte der Weg in die Tötungsanstalten der Nazis.[1]

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges diente Haus Nazareth als Lazarett und als nach dem Krieg das Krankenhaus in Erkelenz zerstört war, wurde es vorübergehend Kreiskrankenhaus. 1962 folgte der Neubau eines Krankenhauses, das 1976 zunächst eine Kooperation mit dem Erkelenzer Krankenhaus ein- und 1988 in dessen Trägerschaft überging. Das Kloster selbst diente danach noch als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation und wurde im Jahre 2001 schließlich aufgelöst. Das Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen zieht gegenwärtig in das erweiterte Erkelenzer Krankenhaus um.

Religion

kath.Pfarrkirche in Immerath

Die Bevölkerung ist mehrheitlich katholisch. Die Pfarre Immerath wurde erstmalig 1288 erwähnt, sie hatte als Patron den St. Lambertus.

Eine neue Kirche soll nach dem Willen des Bistums Aachen trotz des Wunsches der Bevölkerung am Umsiedlungsort nicht mehr entstehen. Am neuen Ort wird eine Kapelle gebaut, die beiden Kirchenglocken aus dem 15. und 17. Jahrhundert sollen mit umziehen. Januar 2009 wird die Pfarrgemeinde St. Lambertus mit der Pfarrgenmeinde St. Servatius in Kückhoven verschmolzen.

Der katholische Friedhof wird in Neu-Immerath neuerstehen, die Gräber werden umgebettet.

Die Orte Immerath, Pesch und Lützerath gehören zur evangelischen Pfarrgemeinde Jüchen (Gemeindebezirk Otzenrath).

In Immerath lebten seit 1774 auch Juden, wobei genauere Daten nur für das 19. Jahrhundert belegt sind. So wurden beispielsweise 1876 in Immerath 10 und in Pesch 5 jüdische Bewohner gezählt. [2]

Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahlen der Ortschaft Immerath stiegen am Ende des 19. Jahrhunderts deutlich an: [3]

Jahr 1767 1799 1818 1849 1871 1895 1925 1939 1961 1970
Ew 399 495 733 798 845 1049 1307 1309 1216 1192

Die Einwohnerzahlen Lützeraths stagnierten dagegen im 19. Jahrhundert bei etwa 80 bis 90 Einwohner und die Ortschaft in der Ortschaft Pesch stieg die Einwohnerzahl zwischen 1849 und 1905 unwesentlich von 240 auf 256.

Infrastruktur

  • Apotheke
  • Das Hermann-Josef-Krankenhaus II (Haus Nazareth) mit 110 Betten wird 2008 nach Erkelenz verlegt.
  • Freiwillige Feuerwehr Erkelenz - Löschgruppe Immerath
  • Kaisersaal
  • Kreissparkasse Erkelenz, Geschäftsstelle Immerath
  • Raifeisenbank Erkelenz, Geschäftsstelle Immerath
  • Städtischer Kindergarten

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Die Immerather Windmühle , diese Turmwindmühle wurde 1780 südlich der Ortschaft erbaut. 1954 kaufte die Gemeinde Immerath die Mühle. Sie wurde restauriert und trägt heute Haube und Flügelwerk. Derzeit wird diskutiert, ob die Windmühle mit an den neuen Umsiedlungsort "umzieht".
Typanon über dem Hauptportal der Kirche
  • Die Pfarrkirche St. Lambertus. Das Kirchengebäude wurde von 1888 bis 1891 neu erbaut. Es entstand eine neuromanische Basilika mit einem Doppelturm. Über dem Hauptportal befindet sich ein Tympanon mit Christus als thronenden Weltherrscher (Pantokrator).
  • Das Hagelkreuz von 1686
  • Die sieben Fußfälle von 1784

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Kirmes
  • Karnevalsveranstaltungen (Sessionseröffnung, Galasitzung, BSE-Ball/Prinzenbiwak, Kostümball, Rosenmontagszug und -Ball)

Vereine

  • Karnevalsgesellschaft Seckschürger von 2001 e.V.
  • St. Sebastianus Schützenbruderschaft Immerath von 1555
  • Sportverein Immerath von 1911 e.V.

Immerath (neu)

Planung Neu-Immerath

Westlich von Kückhoven wird auf einem 35 ha großen Gelände Immerath (neu) entstehen. Der erste Spatenstich erfolgte am 20. Januar 2006. Ab Juli 2006 sollen die ersten baureifen Grundstücke zur Verfügung stehen. Rund 700 Einwohner aus Immerath, Lützerath und Pesch (66% der Gesamtbevölkerung) wollen an der Umsiedlung teilnehmen. Das reine Baugebiet umfasst 18 ha und bietet 270 Grundstücke für 300 Haushalte. Die öffentlichen Grünflächen umfassen 5,7 ha und die Straßen und Versorgungsanlagen 7,7 ha. Der städtische Raumbedarf beträgt für Bürgerhaus, Kindergarten und Turnhalle 0,7 ha. Die Planung des neuen Wohngebiets lehnt sich an die alte Straßenführung an und beinhaltet die Wiedererrichtung der Mühle als Erkennungszeichen. Auf den ursprünglich geplanten Wiederaufbau des doppeltürmigen "Doms" wird aktuell auf Wunsch des Bistums Aachen verzichtet. Die Umsiedlung soll 2015 abgeschlossen sein.

Der Weiler Lützerath

Lützerath ist ein kleiner Weiler im Norden von Immerath. Die Ortschaft wird von einigen Bauernhöfen und Wohnhäusern gebildet. Östlich führt eine Landstraße an Lützerath vorbei. Am 31. Dezember 2005 wohnten in Lützerath 66 Personen.

Der Ortsname

Die Ortschaft wurde erstmalig 1168 in einer Urkunde als Lutzelenrode erwähnt. Aus dem Jahre 1651 ist der heutige Name überliefert. Im Ortsnamen ist der althochdeutsche Personenname Lutzelin, abgeleitet von Luzo (Ludwig), enthalten. Der Name bedeutet also Rodung des Luzelin und gehört wie Immerath zur Gruppe der Rodungsnamen.

Geschichte

Der Neuwerker oder Paulshof gehörte 1135 zur Abtei der Benediktinerinnen in Neuwerk.

Der Wachtmeisterhof war von 1265 bis 1802 im Besitz des Klosters der Zisterzienserinnen in Duissern bei Duisburg.

Der Junkershof gehörte zunächst den Edelherren von Wevelinghoven, diese starben aber Ende des 14. Jahrhunderts aus und deren Herrschaft gelangte an die Grafen von Bentheim-Tecklenburg. Bis 1797 war der Hof in gräflichem Besitz.

Lützerath gehörte jahrhundertelang zur Gemeinde und Pfarre Immerath.

Das Dorf Pesch

Pesch liegt an der Straße von Immerath nach Otzenrath. 1995 hatte der Ort noch circa 230 Einwohner, am 31. Dezember 2005 nur noch 64 Einwohner. Da in Zukunft die Ortschaft durch den Tagebau abgebaggert wird, müssen die Einwohner umsiedeln. Eine geschlossene Umsiedlung findet wegen der Zerstrittenheit der Einwohner nicht statt. Bedingt durch die Lärm- und Staubbelästigung durch den nahen Tagebau hat ein Teil der Ortsbewohner sich vor dem geplanten Umsiedlungsbeginn im Pescher Kamp in Kückhoven niedergelassen.

Siedlungsform

Pesch ist ein Straßendorf.

Rittersitz Pesch, 1723

Ortsname

Pesch trug bis zum 17. Jahrhundert einen anderen Ortsnamen. Es nannte sich Werretsrath. Erstmalig wurde dieser Name als werencenrode im Jahre 1265 erwähnt. Er setzt sich zusammen aus Werin von dem Personennamen Werinher, dem Diminutiv ikin oder chin und dem Grundwort reod. Der Name bedeutet Rodung des Werenken oder Werenchen. Das Dorf erhielt seinen Namen von dem gleichnamigen Rittergut, das am westlichen Ortsrand liegt.

Torhaus und Herrhaus Pesch

Geschichte

Das Stift St. Gereon von Köln besaß von 1300 bis 1802 einen Bauernhof in Pesch.

Im Mittelalter gehörte Pesch zum Dingstuhl Holzweiler im Amt Kaster des Herzogtums Jülich.

Ab 1798 lag das Dorf in der französischen Mairie Immerath und ab 1816 in der gleichnamigen preußischen Bürgermeisterei.

Sehenswürdigkeit

  • Haus Pesch, ein ehemaliger Rittersitz. Die Anlage bestand aus einer Vorburg und einem Haupthaus. Noch im 19. Jahrhundert umgaben Wassergräben beide Gebäudeteile. Heute existieren nur noch auf der Ost- und Nordseite der Gesamtanlage Gräben. Wie in den vergangenen Jahrhunderten wird Haus Pesch als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Ein Torhaus gewährt einen Blick in den Innenhof. Im Mittelalter bestand auf Haus Pesch eine Kapelle, die dem Heiligen Georg geweiht war. Zusätzlich gibt es einen Bild- oder Wegestock vor dem Haus 'In Pesch 42 '(ehemals L.+B. Zimmermann) der 1996 für den beim Bau eines Wohnhauses unglücklicherweise zerstörten Bildstock neu errichtet wurde. Die Mutter Gottes und das Jesuskind auf dem Arm sind original und stammen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Literatur

  • Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet, Schriftenreihe der Stadt Erkelenz Nr.6, Mönchengladbach 1985
  • Franz-Karl Bohnen, Abschied vom Immerather Kloster, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2002, Seiten 135 ff

Quellennachweise

  1. Harry Seipolt, "... stammt aus asozialer und erbkranker Sippe". Zwangssterilisation und NS-Euthanasie im Kreis Heinsberg 1933 - 1945, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Jg. 1992, S. 112 - 124. Die entsprechenden Dokumente befinden sich in den staatsanwaltlichen Ermittlungsakten 8 Kls 8/48 des Schwurgerichtes Düsseldorf vom 24. November 1948 (Euthanasie in der Rheinprovinz) nebst Revisionsurteil vom 23. Juli 1949.
  2. Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. Mönchengladbach 1985 S. 430
  3. Einwohnerzahlen nach Mackes a.a.O. S. 126


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