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Hepburn-System

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Das Hepburn-System (Japanisch: ヘボン式 Hebon-shikiHebon ist eine alte Abbildung des Namens Hepburn auf das japanische Lautsystem) ist eines der zwei wichtigsten Transkriptionssysteme für die japanische Sprache. Es ist fast ausnahmslos in wissenschaftlichen Arbeiten westlicher Autoren anzutreffen. Auch beispielsweise auf japanischen Bahnhofsschildern wird das Hepburn-System verwandt.

Das Hepburn-System ist benannt nach Dr. James Curtis Hepburn, einem US-amerikanischen Arzt und Missionar, der 1867 das erste Japanisch-Englische Wörterbuch, das 和英語林集成 (Waei gorin shūsei) zusammenstellte.

Das einheimische japanische Transkriptionssystem, das Nippon-System, leicht modifiziert auch als Kunrei-System bekannt, lehnt sich eng an die Systematik der japanischen Silbenschrift an. Es wird daher in Japan besonders von offiziellen Stellen bevorzugt, findet aber vereinzelt auch in westlichen Lehrbüchern Verwendung. In der Praxis ist das Hepburn-System jedoch wesentlich bedeutsamer.

Kana-Tabelle

Hiragana, Katakana, Hepburn
Ks. a i u e o ya yu yo
a i u e o
k ka ki ku ke ko きゃ キャ kya きゅ キュ kyu きょ キョ kyo
s sa shi su se so しゃ シャ sha しゅ シュ shu しょ ショ sho
t ta chi tsu te to ちゃ チャ cha ちゅ チュ chu ちょ チョ cho
n na ni nu ne no にゃ ニャ nya にゅ ニュ nyu にょ ニョ nyo
h ha hi fu he ho ひゃ ヒャ hya ひゅ ヒュ hyu ひょ ヒョ hyo
m ma mi mu me mo みゃ ミャ mya みゅ ミュ myu みょ ミョ myo
y ya yu yo
r ra ri ru re ro りゃ リャ rya りゅ リュ ryu りょ リョ ryo
(w) wa (ゐ) (ヰ) (ゑ) (ヱ) o
(n) n
g ga gi gu ge go ぎゃ ギャ gya ぎゅ ギュ gyu ぎょ ギョ gyo
z za ji zu ze zo じゃ ジャ ja じゅ ジュ ju じょ ジョ jo
d da ji zu de do
b ba bi bu be bo びゃ ビャ bya びゅ ビュ byu びょ ビョ byo
p pa pi pu pe po ぴゃ ピャ pya ぴゅ ピュ pyu ぴょ ピョ pyo
y イェ ye
w ウィ wi ウェ we ウォ wo
v ヴァ va ヴィ vi vu ヴェ ve ヴォ vo
s スィ si
z ズィ zi
sh シェ she
j ジェ je
ch チェ che
t ティ ti トゥ tu
d ディ di ドゥ du
ts ツァ tsa ツィ tsi ツェ tse ツォ tso
f ファ fa フィ fi フェ fe フォ fo フュ fyu

Lange Vokale

Vokale sind normalerweise kurz. Lange Vokale werden (korrekterweise) mit einem Makron (¯) gekennzeichnet. Da dieses diakritische Zeichen auf Schreibmaschine und im Computer meist fehlt, wird häufig auch der Zirkumflex (^) verwendet. Mit folgenden Vokalkombinationen werden innerhalb eines Wortes lange Vokale dargestellt:

A + A

  • お婆さん(おばあさん): o + ba + a + sa + n = obāsan - Oma

I + I

  • 新潟(にいがた): ni + i + ga + ta = Nīgata - Niigata
  • 美味しい(おいしい): o + i + shi + i = oishī - wohlschmeckend
  • お爺さん(おじいさん): o + ji + i + sa + n = ojīsan - Opa

Allerdings wird ein langes ī oft als ii geschrieben (z. B. Niigata).

U + U

  • 数学(すうがく): su + u + ga + ku = sūgaku - Mathematik
  • 注意(ちゅうい): chu + u + i = chūi - Vorsicht

E + I

Bei sinojapanischen Wörtern (onyomi) wird e + i aussprachemäßig zu einem langen ē zusammengezogen, in der Lateinschrift jedoch trotzdem als ei wiedergegeben (siehe auch Meiji, Heisei, Kunrei, Shiseidō, usw.):

  • 学生(がくせい): ga + ku + se + i = gakusei - Schüler
  • 経験(けいけん): ke + i + ke + n = keiken - Erfahrung
  • 制服(せいふく): se + i + fu + ku = seifuku - Uniform

Bei Wörtern japanischen Ursprungs erfolgt weder aussprachemäßig noch schriftlich eine Zusammenziehung:

  • 姪(めい): me + i = mei - Nichte
  • 招いて(まねいて): ma + ne + i + te = maneite - rufen/einladen und dann

E + E

  • お姉さん(おねえさん): o + ne + e + sa + n = onēsan - (ältere) Schwester

O + U

Bei sinojapanischen Wörtern (onyomi) wird o + u aussprachemäßig zu einem langen ō zusammengezogen, und auch als ō geschrieben:

  • 学校(がっこう): ga + (t) + ko + u = gakkō - Schule
  • 東京(とうきょう): to + u + kyo + u = Tōkyō - Tokio
  • 勉強(べんきょう): be + n + kyo + u = benkyō - lernen
  • 電報(でんぽう): de + n + po + u = dempō - Telegramm
  • 金曜日(きんようび): ki + n + yo + u + bi = kin'yōbi - (Wochentag der Venus) Freitag

Bei Wörtern japanischen Ursprungs findet weder ausspracheseitig noch schriftlich eine Zusammenziehung statt:

  • 追う(おう): o + u = ou - verfolgen
  • 迷う(まよう): ma + yo + u = mayou - sich nicht entscheiden können

O + O

  • 大船(おおふな): o + o + fu + na = Ōfuna - Ōfuna
  • 遠回り(とおまわり): to + o + ma + wa + ri = tōmawari - Umweg
  • 大阪(おおさか): o + o + sa + ka = Ōsaka - Osaka

Dehnungszeichen

Ein bei fremdsprachigen Ausdrücken durch einen Dehnungsstrich (ー) angezeigter langer Vokal wird in der Lateinschrift durch einen langen Vokal (ā, ī, ū, ē, ō) wiedergegeben:

  • セーラー: se + (Dehnungsstrich) + ra + (Dehnungsstrich) = sērā - Matrose (sailor)
  • パーティー: pa + (Dehnungsstrich) + ti + (Dehnungsstrich) = pātī - Party
  • レーナ(伶奈): re + (Dehnungsstrich) + na = Rēna - Lena

Weitere Schreibregeln

Partikel は und へ

Die Partikel は und へ werden im Japanischen wie わ und え ausgesprochen und entsprechend wa bzw. e geschrieben.

  • 私は学校に行きます(わたしはがっこうにいきます)。: Watashi wa gakkō ni ikimasu. - Ich gehe jetzt zur Schule.
  • ここは横浜です(ここはよこはまです)。: Koko wa Yokohama desu. - Hier ist Yokohama.
  • 此処へ来ては行けません(ここへきてはいけません)。: Koko e kite wa ikemasen. - Hier darf man nicht herkommen.

End-n (ん)

Das End-n ん (Katakana: ン) wird vor m, b, p als m, ansonsten immer als n geschrieben (z.B. in 乾杯 Kampai - Prost).

  • 音楽(おんがく): ongaku - Musik
  • 勉強(べんきょう): benkyō - lernen
  • 新聞(しんぶん): shimbun - Zeitung
  • 電報(でんぽう): dempō - Telegramm

In Japan fällt auf, dass sowohl das jap. Außenministerium beim Umschreiben japanischer Familiennamen in Reisepässen, als auch z.B. die Japanische Eisenbahn in den Stationsbeschriftungen immer der korrekten Regel mit dem "m" folgen, während das jap. Verkehrsministerium Straßen-Wegweiser mit zusätzlicher Lateinschrift aufstellen lässt, in denen einerseits fälschlicherweise immer n verwendet wird, und andererseits auch die langen Vokale grundsätzlich nicht angezeigt werden, warum auch immer.

Kommt ein Vokal oder y-Laut nach einem n, wird im Allgemeinen ein Apostroph gesetzt, um Doppeldeutigkeiten zu vermeiden.

  • 金曜日(きんようび): kin’yōbi - Freitag
  • 慎一(しんいち): Shin’ichi - Shin’ichi (Name)

kleines tsu (っ)

Hauptartikel: Sokuon

Der Stopflaut, der durch das kleine tsu っ (Katakana: ッ) angezeigt wird, führt zu einer Verdoppelung des folgenden Konsontanten und wird auch als solche geschrieben. Einfache Konsonanten werden dabei einfach verdoppelt (z.B: kkk), ein verdoppeltes ch wird in Lateinschrift aber als tch, ein verdoppeltes sh als ssh, und ein verdoppeltes ts als tts geschrieben (nicht chch, shsh oder tsts):

  • 学校(がっこう): gakkō - Schule
  • 日本(にっぽん): Nippon - Japan (altertümliche Lesung; 日本 wird in der Regel にほん (Nihon) gelesen)
  • 仰る(おっしゃる): ossharu - sagen (höflich)
  • 一致(いっち): itchi - übereinstimmen

Befindet sich das kleine tsu jedoch am Ende des Wortes, drückt es das abrupte Ende des Wortes aus und wird in Lateinschrift dann als Apostroph wiedergegeben:

  • アアアッ: aaa' - abrupt abbrechendes "aaah"
  • ひぇーっ: hyē' - Überraschungslaut

Großschreibung

Am Satzanfang und bei Eigennamen wird groß geschrieben; gewöhnlich entsprechend den Gepflogenheiten im Englischen, was die genaue Definition von Eigenname entspricht.

  • 私は学校に行きます(わたしはがっこうにいきます)。: Watashi wa gakkō ni ikimasu. - Ich gehe jetzt zur Schule.
  • ここは横浜です(ここはよこはまです)。: Koko wa Yokohama desu. - Hier ist Yokohama.

Aussprache

Die Vokale und Konsonanten werden im Hepburn-System folgendermaßen ausgesprochen:

  • a, n, h, m, g, d, b: wie im Deutschen
  • e, o: kurze Vokale wie im Deutschen; auch langes ē und ō sind offen (ē wie ä in Käse, ō ähnlich wie in Boot)
  • i: ähnlich wie im Deutschen aber nicht mit gespannten Lippen, zwischen stimmlosen Konsonanten und bei tiefem Tonakzent am Wortende meist verschluckt
  • u: u mit nicht gerundeten Lippen; zwischen stimmlosen Konsonanten und bei tiefem Tonakzent am Wortende meist verschluckt
  • k, t, p: ähnlich wie im Deutschen, aber nicht behaucht, d. h. man hört kein ganz kurzes "h" danach
  • s: wie stimmloses s oder deutsches ß (Masse und Maße, aber nicht Sonne, [s])
  • sh: wie deutsches sch (Schiff, [ʃ])
  • ch: wie deutsches tsch (Tscheche, [ʧ])
  • ts: wie deutsches z (Zaun, [ʦ])
  • f: Laut zwischen h und f; zwischen den nahezu geschlossenen Lippen durchpusten
  • y: wie deutsches j (Jacke, jemand, [j])
  • r: wie mit der Zungesspitze gerolltes r mit nur einem Schlag; klingt häufig nach einem l
  • w: wie w im Englischen (water, [w])
  • z: wie stimmhaftes s (sagen, Sonne, [z])
  • j: am Wortanfang wie dsch (Dschungel, Junkie, [ʤ]), im Wortinneren eher wie das zweite g in Garage ([ʒ]).

Der Verschlusslaut, der durch einen doppelten Konsonanten (außer nn und mm) oder tch dargestellt wird, wird wie im Italienischen ausgesprochen. Das heißt, dass der folgende Konsonant vorbereitet wird und der Luftstrom gestoppt wird. Der Doppeltkonsonant bedeutet nicht wie im Deutschen, dass ein davorstehender Vokal kurz ist, sondern der Konsonant selbst ist lang.

  • 学校(がっこう): gakkō sprich: «ga» (kurze Pause) «kō»

Betonung

Der Tonhöhenakzent der japanischen Sprache wird weder in der japanischen Schrift noch im Hepburn-System wiedergegeben.

Vor- und Nachteile des Hepburn-Systems

Vorteile

Das Hepburn-System ist in der englischsprachigen Literatur seit dem 1867 erschienenen japanisch-englischen Wörterbuch 和英語林集成 Waei-Gorinshūsei des amerikanischen Missionsarztes James Curtis Hepburn, und in der deutschsprachigen Japanologie seit Robert Schinzinger Standard. Es ermöglicht dem mit der englischen Laut-Buchstaben-Zuordnung der Konsonanten und der normalen "italienischen" Aussprache der Vokale vertrauten Leser eine für Japaner akzeptable Aussprache japanischer Wörter.

Nachteile

Außerhalb der Japanologie konnte sich das Hepburn-System in der deutschsprachigen Literatur erst in den 1990er Jahren durchsetzen. Das Hepburn-System wird oft als Transliterationssystem missverstanden, ist aber ein Transkriptionssystem, weil bei einigen Silben (ji, zu) die Umsetzung in die japanischen Silbenschriften Hiragana (じ/ぢ,ず/づ) und Katakana (ジ/ヂ,ズ/ヅ) nicht eindeutig ist. Die weite Verbreitung des Hepburn-Systems trägt auch dazu bei, dass eine phonetisch exaktere Umschrift des Japanischen in IPA-Lautschrift weitgehend unüblich ist.

Siehe auch

Vorlage:Link FA