Innenarchitektur
Unter Innenarchitektur versteht man die Symbiose von Planen und Gestaltung von Innenräumen durch einen Innenarchitekten. Das Innere der Architektur ist stets nahe mit dem Menschen zu entwickeln und verfügt über zahlreiche Querverbindungen zum Design. Innenarchitektur gleicht häufig der "dritten" Haut der Menschen, atmend und interagierend. Auch das Bild vom "Raum als Bühne", in dem oder auf der die Menschen ihr "Stück" spielen können, verweist auf die sehr starken Raum-Mensch-Beziehungen, die weit über die sonst übliche visuelle und intellektuelle Ästhetik und über die reine Funktion hinaus gehen. Innenarchitektur ist nicht mehr nur gebauter Raum, sondern "Lebensraum" für Menschen, dessen Planung Ingenieurwissen, Gestaltungskompetenz und Humanwissen voraussetzt. In Zeiten, in denen immer weniger neu, statt dessen immer mehr umgebaut, saniert und modernisiert wird, geht es zunehmend um neue Inhalte in alten Gemäuern. Diese neuen Inhalte, diese neuen Wertigkeiten sind Grundlagen einer modernen Innenarchitektur.
Die Gestaltung und die Planung kann durch unterschiedliche Mittel umgesetzt werden:
- durch architektonische Mittel
- (z. B. Grundriss, Raumhöhe, Anlage der Fenster und Türen)
- durch Raumausbau
- (z. B. Deckengestaltung oder Fußbodenbeläge)
- durch Raumausstattung
- durch Inszenierung mit Licht- und Soundgestaltung
- durch Präsentation einer Botschaft im Raum
Bei der Umsetzung der Gestaltung sind verschiedene Berufsgruppen beteiligt.
- Der Tischler baut und montiert Einbaumöbel.
- Der Raumausstatter verarbeitet Textilien wie Fensterdekorationen, Teppichboden, Polstermöbel und Wandbespannung.
- Der Maler tapeziert und streicht Wände und Decke etc.
- Der Stuckateur erstellt Ständerwände und abgehängte Decken im Trockenbau.
Dazu gesellen sich noch je nach Bauumfang Trockenbauer, Bodenleger, Elektriker, Sanitärfachmann usw.
Der Innenarchitekt koordiniert sämtliche Gewerke, überwacht die Ausführung und übt Kostenkontrolle. Er ist der Treuhänder des Bauherren.
Wirkung der Innenarchitektur auf den Menschen

Innenarchitektur soll das physische, psychische und soziale Wohlbefinden der Menschen im Raum gewährleisten. Innenarchitektur wirkt ähnlich einer Gestaltungstherapie und übt Einfluss auf Körper, Geist und Verhalten von Menschen. Neben dem mathematischen und berechenbaren Innenraum gibt es den Empfindungsraum, der so gestaltet werden sollte, dass Menschen durch räumliche Wahrnehmungen Beziehungen und Bedeutungen zum Innenraum entwickeln können. Der atmende Raum sollte sich mit den Menschen verändern können, um lebendig zu bleiben. Innenarchitekten gestalten diese Mensch-Raum-Beziehungen und werden ihrem Ruf als Synästhesisten gerecht, indem sie als Techniker, als Künstler und als Therapeut tätig sind.
Innenarchitektur umschreibt das Konzipieren, das Entwerfen, das Planen und das Realisieren von Innenräumen, die unterschiedliche Bedeutungen für Menschen erlangen und die ähnlich der "dritten" Haut mit den Menschen interagieren und damit "atmend", also flexibel und veränderbar bleiben.
Innenarchitektur versteht den Raum immer mehr als "Bühne", auf der oder in dem die Menschen als Protagonisten ihren Auftritt haben, ihr "Stück" spielen und zum individuellen Ausdruck kommen können. Dieser Raum als Bühne ist sehr flexibel, variabel und veränderbar, damit der individuelle Mensch selbst kreativ und verändernd wirken kann.
Ausbildung zum Innenarchitekten
Deutschland
Innenarchitektur ist ein Studiengang, der in Deutschland nur an wenigen Universitäten wie z.B. der renommierten Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle und vielen Fachhochschulen studiert werden kann. In den vergangenen Jahren wurde das Studium mit dem Titel "Diplomingenieur" abgeschlossen. Mittlerweile stellen nahezu alle Studiengänge auf "Bachelor" und "Master" um. Nähere Informationen gibt es beim Bund Deutscher Innenarchitekten in Bonn.
In Deutschland wird die Ausbildung zum Bachelor of Arts (B.A.) unter anderem an der Hochschule Darmstadt, Hochschule für Technik Stuttgart, an der Hochschule Coburg, der Hochschule Trier und an der Fachhochschule Lippe und Höxter in Detmold angeboten
Der International Master of Interior-Architectural Design (IMIAD) ist einer der ersten international ausgerichteten Master-Studiengänge der Innenarchitektur in Deutschland und wird an der Hochschule für Technik Stuttgart. Teile des Studiums finden an einer europäischen Partnerhochschule statt. Jede Hochschule bringt ihre eigenen Schwerpunkte und Kompetenzen in die Ausbildung ein. Aufbauend auf einem Bachelor (B.A.) oder Hochschuldiplom erhält man nach erfolgreichen vier Semestern Studium den Abschluss International Master of Arts (M.A.) in Interior-Architectural Design. Der Abschluss des IMIAD wird von allen Partnerhochschulen anerkannt.
Österreich
In Österreich gibt es nicht viele Schulen, in denen Innenarchitektur gelehrt wird. Eine ist in Hallstatt / Oberösterreich. Die Höhere Technische Bundeslehranstalt hat einen Zweig für Innenarchitektur und Möbelbau.
Auch bei der Höheren Technischen Lehranstalten in Hallein (bei Salzburg), Mödling (bei Wien), Villach (Kärnten) und Imst ( Tirol) ist es möglich den Zweig Innenraumgestaltung und Möbelbau zu wählen.
Weiters besteht die Möglichkeit eine HTL für Kunstgewerbe, Fachrichtung Innenarchitektur und Möbeldesign (HTL Ortwein) in Graz zu besuchen.
Im Hochschulbereich bietet die FH Joanneum (Graz) einen Studiengang Architektur und Projektmanagement mit der Vertiefung Innenarchitektur (Magisterstudium) an.
Schweiz
In der Schweiz existieren zwei Möglichkeiten zur Aus- resp. Weiterbildung zur Innenarchitektur.
- 1) Fachhochschule
Zulassung mit gymnasialer Maturität oder Berufsmaturität. 6 Semester Vollzeitausbildung. Bei Nichtfachlicher Vorbildung zusätzlich 2 Semester einschlägiges Praktikum. Abschluss als "Bacholor of arts".
In der Deutschschweiz wird die Ausbildung am Institut Innenarchitektur und Szenografie, Hochschule für Gestaltung und Kunst, Fachhochschule Nordwestschweiz, angeboten:
- 2) Höhere Fachschule (früher Technikerschule)
Zulassung mit Fähigkeitszeugnis einer Berufslehre in einschlägigen Fachbereichen. 7.5 Semester berufsbegleitende Ausbildung. Eidg. Abschluss als Dipl.Tech.Innenarch. FH. Die Ausbildung wird zur Zeit in Zürich (BBZ) und Chur (IBW) angeboten.
Literatur
- Prof.Rudolf Schricker (Herausgeber): "Innenarchitektur in Deutschland" Koch (Alexander) Verlag, Erscheinungsdatum: 2002, ISBN 3874226468
- Prof.Rudolf Schricker: "Kreative Raum-Akustik für Architekten und Designer" Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Erscheinungsdatum: August 2001, ISBN 3421032777
- Prof.Rudolf Schricker: "Raumzauber" Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Erscheinungsdatum: 1999, ISBN 3421031681
- Prof.Rudolf Schricker: "Licht - Raum, Raum - Licht" Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Erscheinung: Dezember 1997, ISBN 3421030588
Weblinks
- BDIA - Bund deutscher Innenarchitekten
- Vereinigung Schweizer Innenarchitekten/architektinnen - Association Suisse des Architectes d`intérieur, Associazione Svizzera degli Architetti d`interni]
- European Council of Interior Architects