Zum Inhalt springen

Althochdeutsche Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2007 um 13:45 Uhr durch 85.158.24.136 (Diskussion) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Althochdeutsch (Ahd.) bezeichnet man die älteste schriftlich bezeugte Form der deutschen Sprache in der Zeit etwa von 750 bis 1050.

Datei:Hildebrandslied (Teil 1 von 2).jpg
Teil des Hildebrandsliedes, verfasst in althochdeutscher Sprache

Das Wort „deutsch“ taucht zuerst auf einem Beleg aus dem Jahre 786 in der mittellateinischen Form theodiscus auf. In einer Kirchenversammlung seien die Beschlüsse „tam latine quam theodisce“ verlesen worden, also „sowohl lateinisch wie auch in der Volkssprache“. Die althochdeutsche Form des Worts ist erst deutlich später belegt. In der Abschrift eines antiken Sprachlehrbuches in lateinischer Sprache, vermutlich im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts angefertigt, fand sich der Eintrag eines Mönches, der offenbar das lateinische Wort „galeola“ (Geschirr in Helmform) nicht verstanden hatte. Er muss sich bei einem Mitbruder nach der Bedeutung dieses Wortes erkundigt und die deutsche Bedeutung hinzugefügt haben. Er benutzte für seine Notiz die althochdeutsche Frühform „diutisce gellit“, das heißt zu deutsch: „Schale“.

Das Althochdeutsche ist keine einheitliche Sprache, wie der Begriff suggeriert, sondern die Bezeichnung für eine Gruppe westgermanischer Dialekte, die südlich der sogenannten „Benrather Linie“ (die von Düsseldorf-Benrath ungefähr in west-östlicher Richtung verläuft) gesprochen wurden. Diese Dialekte unterscheiden sich von den anderen westgermanischen Sprachen oder Dialekten durch die Durchführung der Zweiten (oder Hochdeutschen) Lautverschiebung. Die Dialekte nördlich der „Benrather Linie“, das heißt im Bereich der norddeutschen Tiefebene und im Gebiet der heutigen Niederlande, haben die Zweite Lautverschiebung nicht durchgeführt. Diese Dialekte werden zur Unterscheidung vom Althochdeutschen unter der Bezeichnung Altsächsisch (seltener: Altniederdeutsch) zusammengefasst. Aus dem Altsächsischen hat sich das Mittel- und Neuniederdeutsche entwickelt.

Da das Althochdeutsche eine Gruppe naheverwandter Dialekte war und es im frühen Mittelalter keine einheitliche Schriftsprache gab, lassen sich die überlieferten Textzeugnisse den einzelnen Dialekten zuweisen, so dass man oft treffender von (Alt-)Westfränkisch, (Alt-)Südrheinfränkisch, Altbairisch, Altalemannisch etc. spricht.

Die althochdeutsche Überlieferung besteht zu einem großen Teil aus geistlichen Texten (Gebeten, Taufgelöbnissen, Bibelübersetzung); nur vereinzelt finden sich weltliche Dichtungen (Hildebrandslied) oder sonstige Sprachzeugnisse (Inschriften, Zaubersprüche).

Charakteristisch für die althochdeutsche Sprache sind die noch vokalisch volltönenden Endungen (siehe Latein), zum Beispiel:

ahd.: neuhochdeutsch:
machôn machen
tagâ Tage
demo dem
pergâ Berge

Im Zusammenhang mit der politischen Situation ging im 10. Jahrhundert die Schriftlichkeit im allgemeinen und die Produktion deutschsprachiger Texte im besonderen zurück; eine Neueinsetzung einer deutschsprachigen Schriftlichkeit und Literatur ist ab etwa 1050 zu beobachten. Da sich die schriftliche Überlieferung des 11. Jahrhunderts in lautlicher Hinsicht deutlich von der älteren Überlieferung unterscheidet, bezeichnet man die Sprache ab etwa 1050 als Mittelhochdeutsch.

Literatur

  • Rolf Bergmann u. a. (Hrsg.): Althochdeutsch.
  1. Grammatik. Glossen. Texte. Winter, Heidelberg 1987, ISBN 3-533-03877-7
  2. Wörter und Namen. Forschungsgeschichte. Winter, Heidelberg 1987, ISBN 3-533-03940-4
  • Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-10861-4
  • Eckhard Meineke, J: Einführung in das Althochdeutsche. (=UTB 2167). Schöningh, Paderborn u. a. 2001, ISBN 3-8252-2167-9
  • Rudolf Schützeichel: Althochdeutsches Wörterbuch. Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10636-0
  • Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur: eine Einführung in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. de Gruyter, Berlin (u. a.) 1987, ISBN 3-11-004559-1
  • Bergmann, Pauly, Moulin: Alt- und Mittelhochdeutsch. Arbeitsbuch zur Grammatik der älteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte. 6. Aufl, Göttingen 2004

Siehe auch

Wiktionary: althochdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen