Jean Bosc (Karikaturist)
Jean-Maurice Bosc (* 30. Dezember 1924 in Nîmes; † 3. Mai 1973 in Antibes) war ein französischer Karikaturist und Cartoonist.
Leben
Bosc wuchs im südfranzösischen Aigues Vives auf. Nach einer Lehre als Schlosser studiertee er am Collège Technique von Nîmes und arbeitete später als Monteur und Weinbauer.
Von 1944 bis 1948 war Bosc als Soldat in Vietnam stationiert. Seine Teilnahme am Indochinakrieg brachte ihm zwar das "Croix de Guerre" ein, machte ihn aber zum Antimilitaristen und entkräftete ihn nachhaltig. Nach seiner Entlassung arbeitete er auf dem Weingut seiner Eltern, musste aber bald auf jede körperliche Arbeit verzichten. Die nie diagnostizierte, wahrscheinlich psychosomatisch bedingte chronische Erschöpfung sollte ihn sein Leben lang begleiten.
Bosc begann zu zeichnen. Er arbeitete in einem Zimmer im oberen Stock und bat der Reihe nach Familienangehörige hinein, seine Werke zu beurteilen. Von etwa 600 Zeichnungen, die in wenigen Wochen entstanden, blieben 39 übrig - den Rest verbrannte er. Mit den 39 Zeichnungen und 25.000 Franc in der Tasche begab er sich im November 1952 nach Paris. Seine ersten Zeichnungen wurden in Paris Match Nr. 193 veröffentlicht. Er sollte der Wochenzeitung 17 Jahre lang treu bleiben.
Der Erfolg kam über Nacht. Herausgeber Paul Chaland stellte ihn den Lesern als Anfänger vor und entschuldigte noch "die ungeschickte Frische". Aber schon bald wurde Bosc in einem Atemzug mit Sempé, Chaval und Mose genannt, die Einfachheit seiner Zeichnungen sorgte für Wiedererkennbarkeit. "Die Grundlage meines Stils ist, daß ich nicht zeichnen kann." Der Autodidakt Bosc hatte vorher tatsächlich nur während des Studiums ein paar wenige technische Zeichnungen angefertigt.
Die Liste der Zeitschriften, die seine Zeichnungen veröffentlichen, ist lang: France-Observateur, Marie-Claire (1956), Maison de Marie-Claire (1969, 74, 77), Elle (1969 - 1971), Sud-Ouest Dimanche (1970 - 1977), Nice matin (1970 - 1973), Télé Gadget (1970 - 1971), Le Nouvel-Observateur, L'Express, Constellation, Pilote, Charlie Mensuel, France-Dimanche, Le Rire, Lui, L'Enragé, Politique Hebdo (1970), Haute Société, Minute, Bizarre, Charlie-Hebdo, Radar; Notre Époque, Le Temps de Paris, Maillou helvien, Die Zeit, Frankfurter Zeitung, Stern, Sie und Er, Daily Telegraph, La Tribune de Genève, Paris-presse, Le Canard Enchaîné, Le Crapouillot, Il Messagero, Action, Combat, Charlie mensuel (1973), Rivarol, La Croix, Playboy, Punch, Esquire, Oui, Cavalier, Scottie Club Nachrichten, Everybody's Weekly, Palante, L'Illustré.
Schon 1953 erscheinen einige seiner Werke in den USA in "The Best Cartoons from France" bei Simon & Schuster. Das erste Buch mit ausschließlich seinen Zeichnungen erscheint 1955 auf deutsch im Buchheim Verlag: "Gloria Viktoria". Erst 1956 erscheint Bosc in Buchform auch in Frankreich, mit "Petits Riens" bei Hazan. 1960 erscheint "Staatsvisiten" im Diogenes Verlag als erstes von 11 Büchern dort. Bosc befindet sich dort in der Gesellschaft von u.a. Sempé, Paul Flora, und Tomi Ungerer.
1958 wird Bosc wegen einer angeblich die Armee verunglimpfenden Karikatur in "Le Nouvel Observateur" zu einer Bewährungsstrafe von 1 Monat und zu 300.000 Francs Buße verurteilt. Viele seiner Zeichnungen befassen sich mit Soldaten und ihrem absurden Verhalten, aber auch dem Geltungsdrang ihrer Vorgesetzten.
1959 entsteht der Kurzfilm "Le Voyage en Boscavie" ("Reise nach Boscavien", Regie Claude Choublier und Jean Herman), der als Vorfilm zu Jaques Tatis "Monsieur Hulot" geplant ist. Für diesen Film erhält er den Prix Emile Cohl.
1965 erhält Bosc den Grand prix de l'humour des Magazins "Lui": einen Matra-Bonnet-Djet (180 km/h). Trotz Mireille Darc auf dem Rücksitz wird er ihn verkaufen und weiterhin seinen weißen Florida fahren.
1969 hört Bosc zu zeichnen auf. Er hatte sich 1965 in das ruhige Antibes zurückgezogen. 1973 gibt er sein letztes Interview. Geschwächt durch seine lange Krankheit, nimmt er sich am 3. Mai 1973 mit 49 Jahren das Leben. Wenige Tage vorher sagte er: "Was einen so entmutigt, ist die Tatsache, daß alles, was wir in unseren Zeichnungen andeuten und propagieren wollen, im Gelächter der Verblödung und Gleichgültigkeit untergeht. Alles perlt glatt und spurlos ab wie ein Regentropfen von einem Ölmantel."
Bosc liegt auf dem Friedhof seines Geburtsortes Aigues Vives begraben. In einem Brief an seine Schwester Renée hatte er sich als Schmuck für seinen Grabstein die Zeichnung eines Leichenzuges gewünscht, der unter dem Plakat einer lachenden Kuh ("la vache qui rie", eine bekannte französische Käsemarke) entlanggeht. Sie entschied sich stattdessen für das Bild zweier Leichenzüge, die sich wie Militärkapellen reibungslos kreuzen.
Weblinks
Offizielle Website mit vielen Zeichnungen (franz.)
Personendaten | |
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NAME | Bosc, Jean-Maurice |
ALTERNATIVNAMEN | BOSC |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Zeichner und Karikaturist |
GEBURTSDATUM | 30. Dezember 1924 |
GEBURTSORT | Glurns, Vinschgau, Südtirol |
STERBEDATUM | 3. Mai 1973 |
STERBEORT | Antibes |