Gallischer Krieg
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Als Gallischer Krieg werden in der althistorischen Forschung die Eroberung des „freien Galliens“ durch den römischen Feldherrn (und späteren Alleinherrschers) Gaius Iulius Caesar in den Jahren 58 bis 51/50 v. Chr.
Die wichtigste Quelle stellen die von Caesar verfassten Commentarii de bello Gallico dar (außer Buch 8, welches von Aulus Hirtius, einem Offizier Caesars verfasst wurde). Das Werk, das auch literarisch sehr gelungen ist, erlaubt es, die Feldzüge recht genau zu verfolgen. Dennoch ist es nicht unproblematisch, da Caesar das Werk freilich dazu nutzte, das Geschehen von seinem Blickwinkel aus zu schildern.[1] Nur teilweise bieten andere Quellen ein Korrektiv.
Ausbruch des Krieges
Das „freie Gallien“ war politisch keineswegs geeint, sondern vielmehr zersplittert. Es existierten eine Vielzahl von Stämmen, deren Namen uns vor allem durch Caesar bekannt sind (wovon manche, wie die Häduer, mit Rom verbündet waren), die entweder mehrheitlich aus Kelten bestanden oder in denen eine keltische Oberschicht über die ursprünglich einheimische Bevölkerung herrschte. Das Königtum war zu Caesar Zeiten faktisch verschwunden und fast überall einer aristokratischen Herrschaftsform gewichen.[2] Teils geriet Gallien auch unter Druck durch sich verschiebende Völkerwanderungsbewegungen; eine davon bot Caesar den Anlass für eine erste militärische Intervention.
Die Helvetier, im Gebiet der heutigen Schweiz siedelnd, gerieten durch den Suebenfürsten Ariovist unter Druck und beabsichtigten, nach Gallien auszuwandern. Sie wandten sich im Frühjahr 58 v. Chr. an Caesar, da sie zu diesem Zweck die römische Provinz Narbonensis durchqueren wollten, was Caesar aber abwies; er ließ nun einen Wall zwischen Jura und Genfer See anlegen, um ihnen einen Durchmarsch unmöglich machte. Die Helvetier umgingen daraufhin die römische Provinz. Dennoch zog Caesar Truppen zusammen, darunter zwei in Oberitalien neu ausgehobene Legionen, verließ die Grenzen der römischen Provinz Narbonensis und verfolgte die Helvetier, schlug sie bei Bibracte und zwang sie zur Umkehr.
Mit diesem Vorgehen hatte Caesar allerdings bereits seine Befugnisse überschritten, da es römischen Statthalter untersagt war, ohne staatliche Legitimation außerhalb der Provinzgrenzen militärische Aktionen durchzuführen. Offenbar hatte der Erfolg Caesars Ehrgeiz geweckt, der schließlich auch bestrebt sein musste (ganz im Rahmen des römischen politischen Systems), in den Jahren seiner Statthalterschaft möglichst starke Machtstellung zu erlangen, um so in Rom an Einfluss zu gewinnen. Da die Römer nach ihrer eigenen Vorstellung aber nur gerechtfertigte Kriege führten, konnte Caesar nicht ohne Grund im freien Gallien intervenieren – und fand eine Begründung im Vorgehen des bereits oben genannten Ariovist. Dieser hatte für die Sequanern Krieg geführt und war mit Landschenkungen im heutigen Elsass belohnt worden. Die Ansiedlung dieser Germanen nahm Caesar als Vorwand, um im Sommer 58 v. Chr. gegen diese loszuschlagen: Nach Caesar plante Ariovist, der in düsteren Farben beschrieben wird, die Unterwerfung ganz Galliens, doch ist der Wahrheitsgehalt dieser Aussage (wie manch anderer in Caesars Werks) mehr als zweifelhaft.[3] Der Feldzug Caesars, der sich in diesem Zusammenhang zum Schutzherrn „aller Gallier“ aufspielte, war ein voller Erfolg: Ariovists Heer wurde geschlagen, der Suebenfürst selbst entkam nur mit knapper Not.
Bereits Zeitgenossen sahen in Caesar Vorgehen nichts anderes als maßlosen Ehrgeiz. Der im 3. Jahrhundert n. Chr. lebende Historiker Cassius Dio weiß sogar davon zu berichten, dass Caesars eigene Offiziere sich teils geweigert haben sollen, nur aufgrund der Ambitionen ihres Feldherrn einen Krieg vom Zaun zu brechen.[4] Er durch eine Rede habe er sie dann zum Kampf bewegen können. Auch Caesars geschickte Argumentation in seinen Commentarii kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass der Krieg auch von ihm gewollt war. Wahrscheinlich hatte er dabei auch das Vorbild seines zeitweiligen Verbündeten Pompeius vor Augen, der Jahre zuvor im Osten sagenhafte Erfolge gefeiert hatte und damit zum ersten Feldherrn der Republik geworden war. In Gallien bot sich nun die Gelegenheit, Pompeius sogar noch zu überflügeln.[5]
Die Eroberung Galliens (57–53 v. Chr.)
Im Frühjahr 57 v. Chr. begann Caesar den Feldzug, dessen Ziel es war, das gesamte jenseitige (freie) Gallien bis zum Rhein zu unterwerfen. Eine angebliche Verschwörung der Belger und anderer Gallier diente diesmal als Vorwand.[6] Caesar zu diesem Zweck seine Truppen verstärkt, er verfügte insgesamt acht Legionen (im Sommer 53 v. Chr. stieg diese Zahl auch zehn), wobei freilich nicht alle Truppen im Feld standen und oft auch nicht die volle Sollstärke erreichten. Eine derartige militärische Machtkonzentration in der Hand eines Statthalters musste schon von sich aus den Senat beunruhigen, aber Caesar sollte die Soldaten in den folgenden Jahren zu einer schlagkräftigen und auf seine Person eingeschworenen Truppe formen: Dies war nicht nur dem Charisma Caesars zu verdanken, er verstand es auch, den Truppen immer wieder materiellen Anreiz zu geben. So verdoppelte er ihre Soldzahlungen und betrieb in Gallien regelrechte Raubzüge, die auch seine Kassen füllten.[7]
Caesar konnte sich bei seinem Vorgehen (wenigstens vorerst) auf gallische Bündnispartner wie die Häduer stützen, die von der römischen Intervention im Jahr zuvor stark profitiert hatten. Die römischen Truppen drangen rasch nach Norden vor, die Belger wurden in erbitterten Kämpfen unterworfen (wobei etwa der Stamm der Nervier fast vollständig ausgelöscht wurde). Es folgte ein römischer Vorstoß bis zur Atlantikküste. Nach Caesars war nun „ganz Gallien befriedet“ – was freilich nicht der Realität entsprach.[8] Denn bereits 56 v. Chr. mussten die Römer mehrere Aufstandsbewegungen der Gallier niederwerfen. In den folgenden Jahren betrieb Caesar in den Sommermonaten mehrere Unterwerfungsfeldzüge gegen die Gallier, die von einem Rheinübergang im Spätsommer 55 v. Chr. und zwei Flottenexpeditionen nach Britannien im (im Sommer 55 und im Frühjahr 54 v. Chr.) unterbrochen wurden. Diese dienten wohl vor allem der Demonstration römischer Macht.
Bei seiner Rückkehr aus Britannien im Herbst 54 v. Chr. musste Caesar wieder mehrere Aufstände niederschlagen, etwa den der Karnuten. Caesar ging in diesem Zusammenhang gnadenlos gegen die Zivilbevölkerung vor. Das Ergebnis war, dass sich im Jahr 53 v. Chr. die versammelte gallische Nobilität Caesar nachgab und der Hinrichtung der Anführer zustimmte. In dieser scheinbaren Ruhe brach dann, gerade als sich Caesar wieder einmal in Oberitalien befand, da in Rom innenpolitische Probleme seine Aufmerksamkeit erforderten, Anfang 52 v. Chr. der große gallische Aufstand aus.[9]
Der gallische Aufstand unter Vercingetorix (52 v. Chr.)
Der große Aufstand der Gallier nahm in Cenabum (Orléans) ihren Anfang: Die Stadt wurde von den Karnuten erobert, die auch mehrere römische Bürger umbrachten. Zum Anführer des Aufstandes wählten die Gallier einen jungen Arvernerfürsten namens Vercingetorix.[10]
Vercingetorix Versuche, die römischen Garnisonen, die in ihren gallischen Winterquartieren lagen, von Caesar zu isolieren, schlugen fehl. Cenabum wurde von Caesar zurückerobert, und auch wenn die Gallier die römischen Nachschublinien unter Druck setzten, gelang es ihnen nicht, die Römer auszuhungern, die nun ihrerseits in die Offensive gingen. Caesars bester General, Titus Labienus, sollte die gallischen Truppen binden, während Caesar selbst gegen die Arverner losschlagen wollte. Bei Gergovia erlitten die Römer dann jedoch eine Niederlage, die sie zum Rückzug zwang. Eine Folge davon war, dass sich mehrere gallische Stämme, die sich bisher abwartend verhalten hatten, dem Aufstand anschlossen, so etwa die Häduer.
Dennoch waren die Römer keineswegs besiegt. Caesar gelang es vielmehr, die Gallier unter Vercingetorix noch einmal zurückzuschlagen (in der Nähe von Dijon). Nun folgte der etwas rätselhafte Rückzug des Vercingetorix nach Alesia. Der Ort war zwar gut befestigt, aber damit beraubte sich der Arverner auch seiner Mobilität. Caesar handelte rasch: Er legte einen gewaltigen doppelten Belagerungsring um die Stadt, der einerseits die Gallier drinnen, wie auch das anrückende gallische Entsatzheer draußen hielt. Bei den folgenden Angriffen erlitten die Gallier hohe Verluste, wobei weder dem Entsatzheer noch den ausgehungerten Galliern in Alesia der Durchbruch gelang. Das gallische Heer zog schließlich ab, die eingeschlossenen Gallier ergaben sich Ende September 52 v. Chr. Vercingetorix selbst wurde als Gefangener nach Rom geführt, wo er später starb.
Das Ende des Krieges
Caesar ließ seine Truppen nach der Eroberung Alesias Winterquartiere beziehen. Das folgende Jahr war zwar von weiteren Feldzügen, etwa gegen die Karnuten und Treverer, gekennzeichnet; die Gallier hofften wohl, dass, da Caesars Statthalterschaft bald auslief, sie nur noch durchhalten müssten. Doch ging Caesar auch aus diesem Grund nun noch einmal teilweise mit größter Härte vor. In anderen Fällen jedoch schonte er bewusst den Gegner – hier blickt wohl bereits Caesars später sprichwörtliche Milde (clementia) durch, die ihm im folgenden römischen Bürgerkrieg durchaus von Nutzen sein sollte. Nach und nach unterwarfen sich schließlich die noch im Aufstand befindlichen Gallier, denen nun auch eine zentrale Führungsgestalt fehlte.
Da die Gallier vom langen und verlustreichen Kampf ohnehin ermüdet waren, nahmen sie nun doch noch die römische Herrschaft an, zumal Caesar geschickt führende Adlige für seine Sache gewann. Dennoch ist die Bilanz des gallischen Krieges furchtbar gewesen. Auch wenn alle Quellenangaben letztendlich spekulativ sind, so muss der Verlust an Menschenleben immens gewesen sein, zumal auch die Infrastruktur durch Plünderungen teils gründlich zerstört wurde. Das Land war militärisch gesichert, es blieb sogar im folgenden Bürgerkrieg, in dem Caesar die im gallischen Krieg erprobten Truppen nun gegen Pompeius und die ihn unterstützenden Senatoren einsetzte, ruhig.[11]
Gallien wurde in der Folgezeit auch rasch romanisiert und zu einem Kernland des Imperiums, in dem sich die entwickelte gallo-römische Kultur in der Spätantike sogar noch Jahre nach dem Fall des weströmischen Reiches halten sollte.
Literatur
Allgemein sei auf die einschlägigen Caesar-Biografien und Gesamtdarstellungen zur römischen Republik verwiesen.
- Klaus Bringmann: Geschichte der Römischen Republik. München 2002.
- Ulrich Maier: Caesars Feldzüge in Gallien (58–51 v.Chr.) in ihrem Zusammenhang mit der stadtrömischen Politik. Bonn 1978.
- Christian Meier: Caesar. 5. Aufl. München 2002.
- Georg Veith: Geschichte der Feldzüge C. Julius Caesars. Wien 1906.
Anmerkungen
- ↑ Vgl. F. E. Adcock, Caesar als Schriftsteller, Göttingen 1959 (engl. 1956); zusammenfassend Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur, 3. Taschenbuchaufl., München 2003, Bd. 1, S. 326–347, sowie Meier, Caesar, S. 309ff.
- ↑ Einen älteren, aber knappen und informativen Überblick bietet unter anderem Pierre Grimal, Die Eroberung Galliens, in: Ders. (Hrsg.), Der Aufbau des Römischen Reiches, Fischer Weltgeschichte Bd. 7, Frankfurt a.M. 1966, S. 166ff.
- ↑ Caesar de bello Gallico, 1, 30–32. Vgl. dagegen etwa die knappe Zusammenfassung von Bringmann, Geschichte, S. 324f.
- ↑ Dio 38,35,2.
- ↑ Vgl. zum Folgenden etwa Meier, Caesar, S. 288ff.
- ↑ Caesar de bello Gallico 2,1.
- ↑ Vgl. zusammenfassend Bringmann, Geschichte, S. 329–331.
- ↑ Caesar de bello Gallico, 2,35.
- ↑ Zur damaligen innenpolitischen Situation in Rom siehe Bringmann, Geschichte, S. 331ff.
- ↑ Siehe dazu das 7. Buch von Caesars de bello Gallico; ein knapper Überblick ist auch bei Gottwein.de zu finden.
- ↑ Vgl. Meier, Caesar, S. 401ff.