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Befreiungsausschuss Südtirol

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Der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) ist eine um 1957 von Sepp Kerschbaumer und 7 Mitstreitern gegründete Organisation, die durch Anschläge auf Strommasten und faschistische Denkmäler auf sich aufmerksam machte. Ihr oberstes Gebot bestand darin, dass niemals Menschen, sondern immer nur Objekte zu Schaden kommen sollten.

Ziel war die Rückkehr Südtirols an die beim Vaterland Österreich verbliebenen Teil von Tirol (siehe Geschichte Südtirols).

Vom italienischen Staat wurde der BAS als „terroristische und separatistische Bedrohung“ gesehen und bekämpft.

Mitglieder

Gründungsmitglieder

Weitere Mitglieder

  • Georg Klotz
  • Norbert Burger
  • Franz Höfler
  • Anton Gostner
  • Josef Fontana
  • Kurt Welser
  • Peter Kienesberger
  • Luis Amplatz
  • Siegfried Steger
  • Heinrich Klier
  • Wolfgang Pfaundler
  • Sepp Mitterhofer
  • Martin Koch
  • Jörg Pircher
  • Siegfried Carli

Geschehnisse

Nach einigen Flugblattaktionen (u. a. auf Schloss Sigmundskron), die von Sepp Kerschbaumer organisiert wurden, wurde ab 1958 Sprengstoff beschafft, teils aus Nordtirol, teils aus Italien. 1959/1960 kam es zu Streitigkeiten zwischen Nord- und Südtiroler Akteuren um die Vorherrschaft im BAS, wobei sich letzten Endes der Südtiroler Teil behaupten konnte.

Anschläge auf Objekte

Es kam zu ersten Sprengstoffanschlägen am 31. Januar 1961 in Waidbruck. Dabei wurde ein Reiterstandbild Mussolinis, der so genannte Aluminium-Duce, vermutlich vom österreichischen BAS-Mitglied Heinrich Klier gesprengt.

Danach erfolgte ein Bombenanschag auf das Haus vom sogenannten "Totengräber Südtirols" Ettore Tolomei in Montan, einer Symbolfigur der Italianisierung, ausgeführt von Josef Fontana.

Einen Höhepunkt bildete die Feuernacht auf den 12. Juni 1961. In Bozen wurden hierbei 42 Strommasten gesprengt. Ziel dabei war es, die mit zu einem großen Teil in Südtirol gewonnenen Strom gespeiste Mailänder und Bozner Industrie Lahmzulegen. Dazu sollte die Weltöffentlichkeit auf die Missstände und Menschenrechtsverletzuingen ins Südtirol aufmerksam gemacht werden.

In der so genannten kleinen Feuernacht in der Nacht auf den 13. Juli 1961 wurden acht weitere Strommasten gesprengt, um den Zugverkehr lahmzulegen.

Weitere Anschläge folgten.

Anschläge auf Personen

Am 16. August 1965 kamen zwei Carabinieri durch Maschinengewehrbeschuss im Gsieser Tal ums Leben.

Am 25. Juni 1967 die blutigste Tat: Ein Strommast bei Cima Vallona wird gesprengt, die Alpini und Carabinieri kommen zur Stelle; der Weg dorthin ist mit verstreuten Minen gesichert: 4 tote Militärs.

Weitere Tote gab es zu verzeichnen.

Auflösung

Durch die Struktur des BAS ( Mitglieder „rekrutieren“ weitere Mitglieder, so dass diese Neuen nur den Ansprechpartner kannten) und das Schweigen der Bevölkerung, hatte die Polizei Probleme bei der Fahndung nach den Attentätern.

Die Carabinieri griffen aber auf brutalste Art und Weise durch, durch grausame Folterungen und menschenrechtswiedrige Verhöre wurden die Freiheitskämpfer zum sprechen gebracht, bald waren die Beteiligten ausgeforscht. Aufgrund dieser Methoden verstarb Anton Gostner am 7 Jänner/Januar 1962 in Haft.

Von italienischer Seite wurden die Folterungen dementiert: Man behauptete, die Häftlinge haben sich die Verletzungen selbst zugefügt. 10 Carabinieri wurden unter Anklage gestellt: 8 wurden vom Oberlandesgericht Trient 1963 freigesprochen, 2 fielen unter Amnestie.

Im Juli 1964 wurden die Bombenleger zu Haftstrafen verurteilt, die Staatsanwaltschaft beantragte Verurteilung wegen Hochverrat, dem das Gericht jedoch nicht zustimmte.

Sepp Kerschbaumer als Führer des BAS wurde zu 15 Jahren und 11 Monaten Gefängnis verurteilt: Norbert Burger, der 1981 in Österreich als Präsidentschaftskandidat für die rechtsextreme NDP antrat, wurde in Abwesenheit zu lebenslang und noch einmal 28 Jahren verurteilt.

Bilanz

32 Jahre Freiheitskampf: vom 20 September 1956 bis zum 30 Oktober 1988: 361 Attentate mit Sprengstoff, Einsatz von Minen, Morde. 21 Tote, von denen 15 Ordnungshüter, 2 Zivilisten und 4 Aktivisten. 57 Verletzte: 24 unter den italienischen Ordnungshütern, 33 Zivilisten.

Die italienische Gerichtsbarkeit verurteilte 157 Personen: 103 Südtiroler, 40 Österreicher, 14 Westdeutsche.

Siehe auch

Literatur

Peterlini, H.K.: Südtiroler Bombenjahre. Von Blut und Tränen zum Happy End? Edition Raetia, Bozen 2005.

Mondseer Arbeitskreises, Schändung der Menschenwürde in Südtirol, Eine Dokumentation über die Folterung der Südtiroler politischen Gefangenen durch italienische Polizei.