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Stuhlgang

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Als Stuhlgang oder auch Defäkation bezeichnet man das Ausscheiden von Kot aus dem menschlichen Verdauungstrakt bzw. Darm. Die Bezeichnung Stuhlgang rührt vom Leibstuhl her, der im 18. Jahrhundert entwickelt wurde und aus einem Stuhl mit eingebautem Nachttopf bestand, um darin die Fäkalien aufzunehmen.

Umgangssprachlich wird Stuhlgang auch als kacken (vom lateinischen cacare - besudeln) oder scheissen (aus dem mittelhochdeutschen schizen) bezeichnet.

Der Kot wird dabei im Darm durch unwillkürliche Bewegungen (Perestaltik) transportiert und schließlich im Enddarm (Mastdarm) vorübergehend gesammelt. Dehnungsrezeptoren in der Darmwand stimulieren dann im Gehirn das Bedürfnis zur Ausscheidung. Diese kann von den meisten Menschen bewußt gesteuert werden, verantwortlich dafür ist der Schließmuskel des Anus.

Häufigkeit

Viele Menschen haben täglich Stuhlgang, aber dennoch kann die Häufigkeit beim gesunden Menschen von mehrmals täglich bis einige wenige Male wöchentlich variieren. Erst bei deutlichen Abweichungen von den individuellen Gewohnheiten spricht man von Durchfall oder Verstopfung.

Körperhaltung

Die Körperhaltung beim Stuhlgang unterscheidet sich nach Art und Einrichtung und nach Kulturkreis. In Mitteleuropa werden dafür meistens Sitztoiletten verwendet. In Südeuropa oder Asien finden sich aber auch häufig Steh- bzw. Hocktoiletten, welche von manchen Menschen als hygienischer erachtet werden. Dennoch breiten sich die Sitztoiletten rund um den Globus mehr und mehr aus.

Intimreinigung

Auch die Art der Reinigung nach dem Stuhlgang hängt stark vom Kulturkreis ab und wird meist mit Hilfe von eigens dafür gefertigtem Toilettenpapier oder mit Hand, Wasser und Seife durchgeführt. Dazu kann auch ein Bidet benutzt werden. Ärzte gehen davon aus, dass die Reinigung mit Wasser und Seife die hygienischere und gesündere Methode darstellt und somit zahlreichen Erkrankungen des Afters und der Geschlechtsorgane vorgebeugt werden kann.

Scham und Öffentlichkeit

In Deutschland gibt es heute bis auf wenige Ausnahmen (beispielsweise in Kindergärten) keine öffentlichen Toiletten mehr, in denen sich die Benutzer einen offenen Raum teilen und sich von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Überlieferungen aus dem Mittelalter zeigen, dass es damals beim Verrichten der Notdurft noch keine Geheimnisse und Schamgefühle gab. Diese enstanden erst später und entwickelten sich zeitlich zunächst in den größeren Städten, wahrscheinlich auch aufgrund der durch Kot übertragbaren Krankheiten. Auf dem Land hingegen war das Gemeinschaftsgefühl häufig noch stärker ausgeprägt. Innerhalb der Familie gab es noch bis ins 19. Jahrhundert Gemeinschaftssitze.

Literatur

Siehe auch: Verdauung