Vogelbeere
Vogelbeere oder Eberesche | ||||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Sorbus aucuparia | ||||||||||||||
L. 1753 |
Die Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia) ist ein Laubbaum in der Gattung Mehlbeeren (Sorbus). Andere Bezeichnungen sind Drosselbeere, Quitsche, oder Krametsbeerbaum. Die Bezeichnung Speierling ist falsch, da so eine andere Sorbus-Art benannt ist. Die Zugehörigkeit zur Unterfamilie der Kernobstgewächse (Maloideae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus.
Der Name Eberesche leitet sich vom altdeutschen „Aber“ (wie in „Aberglaube“) und von „Esche“ ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der Eschen ähneln, aber dennoch keine nähere Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten besteht.
Vorkommen
Die Vogelbeere ist in Europa (mit Ausnahme des Mittelmeerraumes) sowie in den gemäßigten Bereichen Asiens heimisch. Die anspruchslose Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von Brachflächen und kommt auf Lichtungen, in Hecken oder an Waldrändern, in Norddeutschland vorwiegend in Knicks als Überhälter vor. Sie gedeiht sowohl in Laub-, als auch in Nadelwäldern. Im Gebirge findet man den Baum bis an die Baumgrenze. Er löst in den Gebirgsvorwäldern häufig die Birke als vorherrschenden Baum ab. Die Eberesche wird außerdem oft im Garten- und Landschaftsbau angepflanzt. Deshalb ist sie in Städten häufig an Straßen als Allee- oder Einzelbaum und in Gärten sowie Parks als Zier- und Vogelschutzgehölz zu finden. Due Eberesche gilt als Licht- bis Halbschattenbaumart.
Beschreibung

Die Vogelbeere ist mit einer durchschnittlichen Höhe von bis zu 15 m ein eher kleinwüchsiger Baum. In seltenen Fällen erreicht ein Vogelbeerbaum 25 m. Kennzeichnend ist die unregelmäßige, jedoch relativ breit gewachsene Krone. Die glatte, glänzende Rinde ist grau gefärbt und zeigt längliche, quergestellte Lentizellen. Die schwarze Borke schuppt sich in kleinen Blättchen ab. Bei wenigen Exemplaren entwickelt sich eine längsrissige Borke. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche Behaarung aus.
Die Winterknospen der Eberesche sind meist dunkelviolett gefärbt und weisssfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln.
Der deutsche Name stammt von den rot-orangefarbigen Beeren, die der Baum im Frühherbst entwickelt und die gerne von Vögeln gefressen werden. Mit dem Kot der Vögel werden die Samen weit verbreitet. Die leuchtend roten und kugeligen Beeren sind im botanischen Sinne Apfelfrüchte. Sie enthalten gewöhnlich drei Samen und bilden einen Durchmesser von etwa 1 cm aus. Häufig hängen die Früchte bis in den Winter hinein in dichten Büscheln am Baum. Sie enthalten viel Vitamin C, wirken aber aufgrund des Gehaltes an Parasorbinsäure abführend. Der Geschmack wird durch Äpfelsäure und Gerbstoffe bestimmt, die dem Menschen den Verzehr der rohen Beeren trotz ihres Zuckergehaltes von über 10% verleiden. Vor allem aus einigen Zuchtsorten lassen sich köstliche Marmeladen bereiten.
Die wechselständigen Blätter sind unpaarig gefiedert und dabei etwa 15 cm lang; ein Blatt setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 länglich-elliptischen Blattfiedern zusammen. Die zwei-sechs cm langen Blättchen bilden am Blattrand bis zum Grund eine scharfe ungleiche Zähnung aus. Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Blattunterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann. Die Blätter der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen. Im Herbst kann man die intensive rot-gelbe Blattfärbung bewundern.
Die Eberesche blüht auf der Nordhalbkugel von Mai bis Juli. Die zehn mm breiten, weißen Blüten stehen zahlreich in filzig-behaarten schirmförmigen Rispen. Eine Blüte besitzt zwei bis vier Griffel. Die Früchte reifen im August und September.
Die Eberesche oder Vogelbeere ist eine Aber-Esche, eine falsche Esche. Nur auf den ersten Blick erscheint sie mit ihrem gefiederten, am Blattrand jedoch scharf gesägten Laub eschenverwandt. Ihr zweiter Name Vogelbeerbaum spricht die Vorliebe der Vögel für die orange- bis scharlachroten Beeren an; für den Menschen sind sie zwar ungiftig, aber roh ungenießbar. Fruchtrote Ebereschenzweige lockten vor allem die Krammetsvögel, die Wacholderdrosseln ins Netz oder auf die Leimrute. Darauf spielt auch der botanische Name, der vogelfängerische Sorbus, an. Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Von den Früchten leben 63 Vogel- und 20 Säugetierarten.
Insbesondere für die Raupen des seltenen Ebereschen-Blattspanners und des vom Aussterben bedrohten gelben Hermelins stellt die Eberesche eine wichtige Futterpflanze dar.
Krankheiten
Seit 1960 wurden bei Ebereschen im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter chlorotische Ringe und Scheckungen. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen (Lit.: Benthack 2005) deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um ein Virus handelt, welches mit der Familie der Bunyaviridae verwandt ist.
landschaftsabhängige Bezeichnungen
Die Eberesche -als verbreiteter Baum- hat in allen Zeiten dem Menschen ein beliebtes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und Heilmittel geboten. Aus diesem Grund sind viele regional sehr unterschiedliche Wortschöpfungen für diese Baumart entstanden. Das wären: Vogelbär, Blumenesche, Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Quetsche(n), Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Drosselbeere, Vogelbeere, Quitschbeere, Queckenboom.
Verwendung

Auch wenn sich im Volksglaube hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Allerdings enthalten die Beeren Parasorbinsäure, die zu Magenproblemen führen kann. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist. Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden. Tatsächlich sind Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 Gramm Beeren) sehr gesund und waren früher ein wichtiges Mittel gegen Skorbut. Sie enthalten außerdem Provitamin A und Sorbit, einen Zuckeraustauschstoff. Täglich ein paar rohe Früchte gekaut, sind dem Stuhlgang förderlich; getrocknet dagegen gelten die Beeren als Hausmittel gegen Durchfall.
Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren bitteren Geschmack, und werden leicht süßlich. Regional, zum Beispiel im Bayerischen Wald und in Böhmen, wird aus den Beeren Marmelade gekocht, die, wie Preiselbeeren, als leicht säuerliche Marmelade zu Wildgerichten gereicht wird.

Der magenfreundliche Sechsämtertropfen, der seit mehr als hundert Jahren im Fichtelgebirge gebrannt wird, weist als Grundstoff Vogelbeeren auf. Auch der tschechische Ebereschenlikör, der Jarcebinka, ist eine Spezialität aus diesen Früchten. Nicht zu vergessen ist der Vogelbeerschnaps, der vor allem in Tirol und der Steiermark eine lange Tradition hat. Auf Grund der arbeitsaufwändigen Gewinnung und Verarbeitung der Beeren, und der geringen Ausbeute beim Brennen der Maische (ca. 1,5 Liter Edelbrand pro 100 Liter Maische) ist der fertige Edelbrand sehr selten und teuer (ca. ab 30 € pro Liter). In Hessen wird die Vogelbeere (Eberesche) von einigen wenigen kleinen Kelterern bei der Apfelweinherstellung verwendet, ähnlich wie der Speierling. In der Obstweinherstellung wird die Vogelbeere wenig verwendet, obwohl sie einen schmackhaften Wein ergibt.
Die Borke kann zum Braun-und Rotfärben von Wolle verwendet werden.
Kulturelles und Aberglaube
Der Vogelbeerbaum war den Germanen als Thor geweihter Baum heilig.
Das Holz der Vogelbeere ist elastisch feinfasrig und schön gemasert. Es eignet sich daher sehr gut zu Drechsel- und Schnitzarbeiten. In den ärmlichen Waldgegenden war daher das Holz so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den armen Drehern von Spielwaren, die ihr Holz nicht gern teuer kauften, zu schützen.
Im Erzgebirge hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von Max Schreyer gedichteten Volkslied vom „Vugelbeerbaam“ von den Geschwistern Caldarelli besungen. Es gibt auch ein Lied namens „Vogelbeerbaum“, das in Studentenverbindungen gesungen wird.
Nach dem keltischen Baumkreis zählt die Eberesche- neben Apfelbaum, Walnuss oder Tanne- zu den Lebensbäumen. Menschen, die in ihrem Zeichen geboren sind, wird vor allem Lebensfreude, aber auch Anpassungsfähigkeit an schwierige Lebensumstände nachgesagt. Die Kelten bepflanzten ihre heiligen Stätten oftmals mit der Pflanze. Einem irischen Sprichwort zufolge gilt die Vogelbeere als Schutzbaum gegen Blitzschlag und Hexenzauber. Äüßerlich angewandt sollen die Beeren Wunden heilen, verzehrt man sie, so verlängert sich das Leben um ein weiteres Jahr.
Die Vogelbeere wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 1997 erklärt.
Literatur

- Ruprecht Düll: Unsere Ebereschen und ihre Bastarde. Die neue Brehm-Bücherei, Heft 226. 2., unveränderte Auflage (Nachdruck der 1. Auflage, Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt 1959). Westarp-Wissenschaftliche-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2006, 122 S., ISBN 3-89432-667-0
- Klaus Hillebrand: Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) im westfälischen Bergland. Wachstum, Ökologie, Waldbau. (Dissertation.) Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen, Band 15. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, 184 S., ISBN 3-89174-028-X
- W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach: Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (Sorbus aucuparia L.). In: Arch. Virol. 150/2005, S. 37-52
Weblinks
- Vogelbeerbaum im Natur-Lexikon
- Umfangreiche Informationen zur Eberesche
- Einige Fachbeiträge zur ökologischen Bedeutung der Vogelbeere
- Nicole Mielke: Molekulare Charakterisierung eines mit der Ringfleckigkeit der Eberesche (Sorbus aucuparia L.) assoziierten neuen Pflanzenvirus. Dissertation an der Universität Hamburg 2004 (bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg als pdf abrufbar)
- Sorbus aucuparia - Enzyklopädie * Garten.cz