Daguerreotypie

Als Daguerreotypie wird ein fotografisches Verfahren des 19. Jahrhunderts bezeichnet, das nach dem französischen Maler Louis Daguerre benannt wurde. Das Verfahren wurde von Daguerre zwischen 1835 und 1839 aus Niepces Heliographie entwickelt. Daguerreotypie ist, wenn das Bild bei der Aufnahme nicht mit einem Spiegel umgelenkt wird, die Abbildung seitenverkehrt dargestellt und eigentlich ein Negativ ist. Je nach Betrachtungswinkel sieht man sie negativ oder positiv, weshalb sie auch als Schein-Positiv bezeichnet wird.
Verfahren


Für die Herstellung einer Daguerreotypie verwendete man versilberte, polierte Kupferplatten, mit Iod- oder Bromdämpfen sensibilisiert und dadurch lichtempfindlich gemacht werden (es bildet sich an der Oberfläche Silberiodid bzw -bromid). Die dünne, mit Silberhalogeniden beschichtete, lichtempfindliche Schicht auf der Plattenoberfläche muss vor der Herstellung des Fotos im Dunkeln aufbewahrt werden. Die so vorbereiteten Platten werden in einer Kamera eine längere Zeit belichtet. Zur Belichtung setzt man diese Schicht an der Rückseite eines Fotoapparates dem durch das Objektiv der Kamera einfallenden Licht aus. Dabei wird das Silberhalogenid zu metallischem Silber reduziert. Anschließend wird mit Hilfe von Quecksilberdämpfen entwickelt. Nach der Entwicklung und Fixierung entsteht ein positives, jedoch seitenverkehrtes Bild aus schwärzlichem Silber, das nur dann als Foto optimal zu erkennen ist, wenn das Licht in einen ganz bestimmten Winkel auf die Platte einfällt. Bei einem anderen Einfallswinkel des Lichtes hat man eher den Eindruck eines Negativs. Die Daguerreotypie lieferte ein positives, fein nuanciertes Einzelstück, aber mit einem hoch reflektierten Spiegelglanz, welches jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Kamera-Aufnahme eine Kopie gestattete.
Die Daguerrotypie ist ein Unikat, bleibt mit dem metallischen Schichtträger, der Kupferplatte, verbunden und kann nicht wie beim erst später erfundenen Negativ-Positiv-Verfahren vervielfältigt werden. Zu beachten ist, dass die Oberfläche einer echten Daguerreotypie nicht wischfest ist, weshalb man es vermeiden sollte, sie mit den Fingern zu berühren. Daguerrotyp-Kameras für das Daguerreotypie-Verfahren wurden bereits 1839 von der Firma Susse Frères und später von Daguerres Schwager Giroux unter Daguerres Lizenz in Serie hergestellt.
Popularität
Die Daguerrotypie wurde ab 1839 immer beliebter, da es günstiger als Gemälde war. Anfangs erforderten Daguerrotypien Belichtungszeiten von mehreren Minuten, das jedoch durch Verbesserungen des Verfahrens, als Erleichterung der lange stillsitzenden Person, deutlich verkürzt werden. Man präsentierte diese üblicherweise hinter Glas in einem Schutzetui. Sie erfreuten sich vor allem in den 1840er und 1850er Jahren. Hauptsächlich wegen der Schärfe und der Detailgenauigkeit, überragte die Daguerrotypie das Negativ-Verfahren von William Henry Fox Talbot. Das Verfahren wurde bis etwa Anfang der 1860er Jahren angewandt und wurde dann in erster Linie durch preiswerteren und leichter zu betrachtenden Ambrotypien und Ferrotypien sowie durch verbesserte Kollodium-Verfahren für Negative und Albuminpapierabzüge verdrängt.
Literatur
- Fritz Kempe: Photographie zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie (Bilderhefte des Museums für Kunst und Gewerbe; Nr. 14), Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe 1977/87
- Jochen Voigt: Der gefrorene Augenblick. Daguerreotypie in Sachsen 1839-1860, Chemnitz 2004
Weblinks
- http://www.muenzberg.symmedia.net/dagotyp.htm Prof. Diether Münzberg: Anfertigung von Daguerreotypien oder die Fotografie auf Silberplatten, Studienarbeit, 1974
- http://www.daguerreotype-gallery.de Geschichte, Technik, Sammlungen, Restaurierung u.a., ständige Aktualisierung
- The Daguerreian Society Umfangreiche Galerie, Datenbank, Literatur im Faksimile (englisch)
- Datenbank für Photoliteratur Stichwort „Daguerreotypie“