Zum Inhalt springen

Höhlenmalerei

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Mai 2007 um 13:52 Uhr durch 84.189.74.195 (Diskussion) ([[Russland]]). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Höhlenmalerei, Höhlenzeichnung oder Höhlenkunst werden bildliche oder grafische Darstellungen an den Wänden von Höhlen aus prähistorischer Zeit, meist der Altsteinzeit, bezeichnet. Diesen Kunstwerken konnten wertvolle Hinweise über Kultur und Glauben der Steinzeitmenschen entnommen werden. Es gibt die Hypothese, dass die Formen prähistorischen künstlerischen Ausdrucks (Malerei, Musik, Skulptur, Tanz) religiöser Natur sind.

Altersbestimmung

Relativ präzise bestimmt werden kann heute das Alter von Höhlenmalereien durch eine Variante der C-14-Methode, die Teilchenbeschleuniger-Massenspektrometrie oder die Elektronenrastermikroskopie. Diese neuen Methoden liefern exaktere Ergebnisse als die ethnologischen Ansätze von André Leroi-Gourhan (1911-1986), die auf dem Grad der Entwicklung von Werkzeugen und Jagdwaffen beruhen.

Leroi-Gourhan unterscheidet folgende Kulturstufen:

Diese Epochen werden heute mit Hilfe der C14-Methode anders datiert

Kenntnisse und Fähigkeiten

Die Kenntnisse und Fähigkeiten der Steinzeit-Menschen sind erstaunlich; die Menschen der ausgehenden Altsteinzeit konnten "schon perspektivisch zeichnen, kannten verschiedene Maltechniken und vermochten das Verhalten von Tieren naturgetreu wiederzugeben" (Clottes 203).

Farben und Bindemittel

Als Farben und Bindemittel wurden Ocker, Holzkohle, Mangan, diverse Gesteine und Erze und Feldspat sowie Wasser, Blut, Kalkstein, Pflanzenharz, Milch und Pflanzensäfte verwendet. Striche und Punkte wurden mit der gefärbten Fingerspitze oder mit Pinseln aus Tierhaar gezeichnet. Bei der Versprühtechnik zerrieb man das Pigment zu einem feinen Pulver, das mit dem Mund oder mit Hilfe eines Röhrchens auf die Wand gesprüht wurde. Hielt der Künstler eine Hand dazwischen, entstanden durch diese Schablone Handnegative. In der Grotte Chauvet wurde auch die Verwischtechnik angewandt. Flachreliefe entstanden durch das Abmeißeln der umliegenden Fläche. Die wahre Meisterschaft der Höhlenkünstler bestand darin, dass sie die dreidimensionale Wirkung von Rissen und Vorsprüngen des Felsuntergrunds in das Bild mit einbezogen.

Bekannte Fundorte

Afrika

Teil der Höhlenmalereien in Laas Geel
  • Grotta del Genovese auf Levanzo
  • Grotta d'Addaura im Monte Pellegrino bei Palermo

Portugal - Felsritzungen, keine Höhlenmalerei

  • Tal von Côa - mehrere tausend Zeichnungen an den Uferhängen des Flusses Côa von Auerochsen, Pferden und Steinböcken aus der Altsteinzeit auf einer Länge von über 17 Kilometern; seit 1998 als Weltkulturerbe durch die UNESCO anerkannt. (Felsritzungen)

Siehe auch

Museen

  • Thoth, Departement Dordogne, Frankreich
  • Ariège, Frankreich
  • Oviedo, Spanien
  • Deutsches Museum, München - Nachbildung der Höhle von Altamira

Literatur

  • Emmanuel Anati: Höhlenmalerei. Albatross-Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96060-6
  • Ditte Bandini-König: Die Felsbildstation Hodar (Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, hrsg. von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Band 3). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1999, mit Beiträgen von G. Fussman, H. Hauptmann, O. von Hinüber, Th. O. Höllmann, R. Schmelzer und H. Völk, XVI, 430 S. mit 2 farb. und 101 sw-Abb., 156 Taf., 4 Karten als Beilage, ISBN 3-8053-2560-6
  • Jean Clottes: Kunst im Morgenlicht der Menschheit. In: Reinhard Breuer u.a.: Moderne Archäologie (Spektrum der Wissenschaft Spezial; Jg. 12, H. 2). Spektrum der Wissenschaft VG, Heidelberg 2003, S. 6-9
  • Michel Lorblanchet, Gerhard Bosinski: Höhlenmalerei. Ein Handbuch. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-9025-0
  • Martin Meister: Höhlenkunst. In: Geo 22. Jg. (1997), Juni
  • Wolfgang Schürle und Nicholas J. Conard (Hrsgg.): Zwei Weltalter. Eiszeitkunst und die Bildwelt Willi Baumeisters. Ostfildern-Ruit 2005.