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Hunger

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Hungriges Kamel

Hunger ist eine unangenehme körperliche Empfindung, die Menschen und Tiere dazu veranlasst, Nahrung aufzunehmen. Die biologische Funktion dieses Reizes besteht darin, die ausreichende Versorgung des Organismus mit Nährstoffen und Energie sicherzustellen. Ausgelöst wird das Hungergefühl durch Neurotransmitter im Hypothalamus.

IHR SCHEISS HURENWICHSER

Heißhunger

Der so genannte Heißhunger unterscheidet sich von normalen Hungergefühlen durch einen plötzlich einsetzenden extremen Drang nach sofortiger Nahrungsaufnahme, wobei mitunter körperliche Symptome wie Zittern und Schweißausbrüche hinzukommen. Häufig besteht ein starkes Verlangen nach Süßem oder nach bestimmten Nahrungsmitteln, das eher mit Appetit gleichzusetzen ist als mit Hunger. Mediziner unterscheiden drei Formen von Heißhunger: den körperlich bedingten, den psychischen bedingten und eine Mischform.

Der körperlich bedingte Heißhunger signalisiert in den meisten Fällen eine akute Unterzuckerung des Körpers, also einen zu niedrigen Insulinspiegel des Blutes, der nicht nur bei Diabetes auftreten kann. Am schnellsten steigt der Insulinwert durch stark zuckerhaltige Nahrung an. Nach Diäten kann es zu Heißhungeranfällen kommen, da der Körper so den Kalorienverlust wieder ausgleichen will. Es gibt auch hormonell bedingte Heißhungeranfälle in der Schwangerschaft und bei einigen Frauen in einer bestimmten Phase des monatlichen Menstruationszyklus.

Der psychisch bedingte Heißhunger wird nicht durch einen körperlichen Bedarf, sondern häufig durch Stress und negative Emotionen ausgelöst, wobei die Essgelüste zu einer Gewohnheit werden. Sättigungsgefühle werden von einer verstärkten Serotoninausschüttung durch den Hypothalamus begleitet, und Serotonin gilt als stimmungsaufhellend. Viele Heißhungeranfälle stellen eine Mischform dar. Regelmäßige Essanfälle gelten als Essstörung und kommen sowohl bei Adipositas-Patienten als auch bei Bulimie und Binge Eating vor. In diesen Fällen geht die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme während eines Anfalls völlig verloren.[1] [2]

Hungern und fasten

Bis in die Neuzeit hinein müssen Menschen weltweit damit rechnen, Opfer einer Hungersnot zu werden und aus Nahrungsmangel zu verhungern. Es gibt daher die wissenschaftliche Theorie, dass das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution genetisch so programmiert wurde, dass das Essverhalten dem Anlegen von Energiereserven für Notzeiten entspricht. Somit wäre die Bevorzugung kalorienreicher Nahrungsmittel und übermäßiges Essen bei reichhaltigem Nahrungsangebot angeboren. Eine physiologisch gesteuerte Begrenzung des Körpergewichts war über Millionen von Jahren hinweg nie notwendig. Das könnte erklären, wieso der Körper Überernährung auch langfristig toleriert, auf Unterernährung und Mangelernährung dagegen mit Hunger reagiert. Eine Diät ist physiologisch gesehen eine Hungerperiode.[3]

Bei stark reduzierter Nahrungszufuhr oder völligem Nahrungsentzug schaltet der Körper schon nach einem Tag auf den so genannten Hungerstoffwechsel um. Das bedeutet, dass der Körper den Energieverbrauch stark senkt, was unter anderem dazu führt, dass der Blutkreislauf langsamer arbeitet und die Körpertemperatur etwas absinkt. Er gewinnt die nötige Energie zunächst aus der vorhandenen Glucosereserve und danach aus dem Fett der Fettzellen, nach einigen Tagen auch zunehmend aus dem körpereigenen Eiweiß, wobei es hierfür keine Depots gibt. Das bedeutet, dass die Muskelmasse abnimmt; bei längerfristigem Nahrungsentzug, auch beim Fasten, kann daher der Herzmuskel geschädigt werden. Außerdem wird nach dem Fettgewebe auch anderes Körpergewebe allmählich abgebaut. Beim Hungerstoffwechsel kommt es zur Ketose. Der länger anhaltende Verzicht auf Nahrung oder länger anhaltende Hungerzustände führen letztendlich zum Hungertod.

Die bekannteste wissenschaftliche Untersuchung über die körperlichen und psychischen Auswirkungen unfreiwilligen Nahrungsentzugs ist die so genannte Minnesota-Studie aus dem Jahr 1944. Teilnehmer waren 36 gesunde Soldaten, die in einem Camp ein halbes Jahr lang mit der Hälfte der üblichen Kalorienzufuhr auskommen mussten. Danach wurden sie drei Monate lang weiterhin beobachtet. Die Männer verloren im Schnitt 25 Prozent ihres Körpergewichts, der Grundumsatz verringerte sich um 40 Prozent. In der Hungerphase wurde Essen zum zentralen Thema der Probanden, mit dem sie sich auch außerhalb der Mahlzeiten ständig beschäftigten. Auf psychischer Ebene kam es zu starken Stimmungsschwankungen, Aggressionen, Depressionen, dem Rückgang des Sexualtriebes und zu Schlafstörungen. Nach dem Ende der Hungerphase traten bei vielen Teilnehmern Heißhungeranfälle auf, die Sättigungsregulation war gestört, so dass teilweise gar keine Sättigung mehr wahrgenommen wurde, und die Fixierung auf Essen blieb längere Zeit erhalten.[4] [5]

Bei anhaltendem Hunger werden vom Gehirn eine Reihe von Stresshormonen ausgeschüttet, was zu psychischem Stress und innerer Unruhe führt. Gleichzeitig werden jedoch auch stimmungsaufhellende Hormone gebildet, vor allem Serotonin. Obwohl Fasten für den Körper physiologisch dieselben Auswirkungen hat wie Hungern entfällt in diesem Fall der psychische Stress, da der Nahrungsverzicht freiwillig und geplant erfolgt. Das führt dazu, dass wesentlich mehr Endorphine als Stresshormone gebildet werden, die auf Grund des verlangsamten Stoffwechsels lange im Blut bleiben. Diese wirken als körpereigene Opioide und können einen leichten Rauschzustand erzeugen, der bis zu euphorischen Zuständen reichen kann. Längerem Fasten wird von Medizinern daher auch ein Suchtpotenzial zugesprochen.[6] Dieser Rauschzustand spielt auch bei Magersucht eine Rolle. Ein Hungerstreik ist als freiwilliger Nahrungsverzicht psychisch mit dem Fasten vergleichbar.

Quellen

  1. Infos zu Ursachen von Heißhunger
  2. Vox-Beitrag: Heißhunger
  3. Focus: Das Programm der Evolution
  4. Ergebnisse der Minnesota-Studie
  5. Barbara Methfessel: Anpassung an Hunger und Überfluss
  6. Heike Schmoll: Fasten statt hungern, in: Tabula 01/1999 (pdf)

Siehe auch

Wikiquote: Hunger – Zitate
Wiktionary: Hunger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen