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Friedrich Nicolai

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Christoph Friedrich Nicolai (* 18. März 1733 in Berlin, † 8. Januar 1811 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Verleger.

Christoph Friedrich wurde am 18. März 1733 als achtes Kind des Buchhändlers Christoph Gottlieb Nicolai in Berlin geboren. Er absolvierte das Joachimthalsche Gymnasium, ging dann auf die Lateinschule der Franckeschen Stiftungen in Halle und schließlich auf die Heckersche Realschule in Berlin. Danach absolvierte er eine Buchhandelsllehre in Frankfurt an der Oder. Nachdem der Vater dann 1752 verstorben war, folgte die Übernahme der väterlichen Buchhandlung. 1760 heiratete er Elisabeth Macaria Schaarschmidt († 1793), eine Tochter des königlichen Leibarztes Prof. Samuel Schaarschmidt, mit der er acht Kinder haben sollte. Der Vater überlebte jedoch alle seiner acht Kinder.

Mit der Zeit erwarb sich der für ein Studium vorgesehene Nicolai ein umfangreiche Kenntnisse vor allem der Literatur und Philosophie seiner Zeit, geriet so in regem Briefwechsel mit anderen Größen der Epoche, begann schließlich, selbst zu schreiben und wurde allmählich einer der wichtigen, wenn auch nicht unumstrittenen Vertreter der protestantischen Aufklärung.

1755 erschienenen Nicolais Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland, die ihn in weiten Kreisen bekannt machten. Im selben Jahr erschienen auch die dem befreundeten Gotthold Ephraim Lessing zusammen herausgebrachten Briefe, die neueste Literatur betreffend (in insges. 24 Teilen bis 1765). Die zum dritten von Nicolai herausgegebene Allgemeine Deutsche Bibliothek gewann bald den Status des wichtigsten Organs der Aufklärung in deutscher Sprache. Hierin wurden von zeitweilig mehr als 150 Mitarbeitern alle wichtigen Veröffentlichungen der Zeit rezensiert. Insgesamt wurden über 80.000 Neuerscheinungen besprochen. Mit dem ebenfalls befreundeten Moses Mendelssohn wurde sodann ab 1759 eine Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste in zwölf Bänden herausgebracht.

Die Publikationen Nicolais stehen allesamt im Zeichen der Aufklärung und widersetzen sich einem Christentum, wo dies die Aufklärung als irrational verstand: Sowohl in mysischer oder pietistischer als auch dogmatischer Variante wird dieses abgelehnt, wie auch gegen den Jesuiten-Orden und alle anderen tatsächlichen oder vermeindlichen Feinde der Aufklärung vorgegangen wurde. In der Philosophie wurde für den dem Denken Leibnizens und Wolffs nahestehenden Nicolai dann die Transzendentalphilosophie Kants zum Objekt der Kritik, wie der aufkommende Idealismus Fichtes. Literarisch schließlich gerät schon Herder in Nicolais Kritik, später dann die Literatur des Sturm und Drang, der Klassik und der aufkommenden Romantik. Nicolais Mittel der Kritik war hier in der Regel die Polemik, was oft zuerst heftige Reaktionen der Betroffenen auslöste und dann in literarische Dispute ausartete, die häufig von beiderseitiger Rechthaberei gekennzeichnet waren. Bekannt geblieben hiervon ist die Auseinandersetzung mit dem jungen Goethe, dessen Werther Nicolai unter dem Titel Die Freuden des jungen Werthers 1775 eine um Larmoyanz erleichterte Variante mit ›glücklichem Ausgang‹ gegenüberstellte.

Der gescholtene Weimarer Dichter wie auch der vorher angegangene Herder vermochten aber dennoch, Leben und Meinungen des Herrn Magisters Sebaldus Nothanker, eine der wenigen fiktionalen literarischen Werke Nicolais, als Zeitdokument zu würdigen – was unter den Zeitgenossen ansonsten eher Ausnahme blieb. Über die Zeit gerieten, manchmal von anfänglich inniger Freundschaft ausgehend, auf diese Weise unter anderem Johann Georg Hamann, Johann Caspar Lavater, Christoph Martin Wieland, Johann Heinrich Voß, Johann Heinrich Jung-Stilling und Ludwig Tieck zu Gegnern des streitbaren Nicolais. Johann Georg Jacobi warb 1779 sogar bei Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Wieland und Goethe erfolgreich für eine Widerstandsfront gegen Nicolai, Fichte ließ sich zu der Schrift Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen. Ein Beitrag zur Literargeschichte des vergangenen und zur Pädagogik des ausgehenden Jahrhunderts (1801) hinreißen. Auch Nicolais Reiseschilderungen Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781 und Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam kommen ohne die aufklärerische Polemik nicht aus, enthalten darüber hinaus aber zahlreiche geographische, wirtschaftliche, politische und kulturelle Beobachtungen.

Werke

  • Ehrengedächtniß Herrn Ewald Christian von Kleist; Berlion 1760
  • Ehrengedächtniß Herrn Thomas Abbt; Berlin u. Stettin 1767
  • Leben und Meinungen des Herrn Magisters Sebaldus Nothanker; Berlin 1773-1776
  • Freuden des jungen Werthers. Leiden und Freuden Werthers des Mannes; Berlin 1775
  • Eyn feyner kleyner Almanach Vol schönerr echterr liblicherr Volckslieder ...; Berlin Berlin u. Stettin 1777
  • Ein paar Worte betreffend Johann Bunkel und Christoph Martin Wieland; Berlin u. Stettin 1779
  • Noch ein paar Worte betreffend Johann Bunkel und Christoph Martin Wieland; Berlin u. Stettin 1779
  • Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781; 12 Bde., Berlin u. Stettin Stettin 1783-1796
  • Geschichte eines dicken Mannes worin drey Heurathen und drey Körbe nebst viel Liebe; Berlin u. Stettin 1794
  • Anhang zu Friedrich Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1797; Berlin u. Stettin 1797
  • Leben Justus Mösers; Berlin u. Stettin 1797
  • Leben und Meinungen Sempronius Gundibert's eines deutschen Philosophen; Berlin 1798
  • Vertraute Briefe von Adelheid B. an ihre Freundin Julie S.; Berlin 1799
  • Über den Gebrauch der falschen Haare und Perücken in alten und neuen Zeiten; Berlin u. Stettin 1801
  • Einige Bemerkungen über den Ursprung und die Geschichte der Rosenkreuzer und Freymaurer; Berlin u. Stettin 1806
  • Philosophische Abhandlungen; Berlin u. Stettin 1808


  • Herders Briefwechsel mit Nicolai; hg. v. Otto Hoffmann, Berlin 1887
  • Aus dem Josephinischen Wien. Geblers und Niclais Briefwechsel 1771-86; hg. v. Richard Maria Werner, Berlin 1888