Rotterdam
Vorlage:Gemeinde in den Niederlanden-K Rotterdam ist nach Amsterdam die zweitgrößte Stadt in den Niederlanden und besitzt verkehrstechnisch große Bedeutung durch den größten Seehafen Europas (drittgrößte der Welt). Rotterdam hat 585.457 Einwohner (Stand 1. Juni 2006), als Agglomeration Stadsregio Rotterdam ca. 1,2 Mio. (2006). Sie liegt im Mittel zwei Meter unter Normalnull.
Neben Amsterdam und Den Haag ist Rotterdam eines der kulturellen Zentren der Niederlande. Rotterdam verfügt über eine Universität, mehrere Fachhochschulen, eine Musikhochschule und eine Kunstakademie. Als Industrie- und Handelsstadt ist sie die führende Stadt in den Niederlanden. Besonders beeindruckend ist die Rotterdamer Wolkenkratzer-Silhouette, die sich in den letzten 20 Jahren entwickelt und Rotterdam zu einem niederländischen „Frankfurt am Main“ gemacht hat.
Geographie


Rotterdam liegt im Westen der Niederlande in der Provinz Südholland an der Mündung von Maas und Rhein in die Nordsee und gehört zum Ballungsraum Randstad. Zur engeren Stadtregion Rotterdams zählen große Nachbarstädte wie Schiedam, Vlaardingen und Dordrecht.
Rotterdam liegt größtenteils unter dem Meeresspiegel und ist durch Deiche geschützt. Der Prins Alexander Polder liegt so bei 6 Meter unter dem Amsterdamer Pegel, der tiefste Punkt der Niederlande mit -6,76m liegt knapp östlich der Stadtgrenzen in der Gemeinde Nieuwerkerk aan den IJssel.
Der Fluss Nieuwe Maas, ein Hauptarm des Rheindeltas, teilt die Stadt in einen nördlichen und südlichen Teil. Das eigentliche Stadtzentrum liegt dabei am nördlichen Ufer des Flusses. Nur in den letzten Jahrzehnten beginnt das Zentrum sich auch auf das südliche Ufer auszudehnen, besonders auf den Teil De Kop van Zuid ("Kopf des Südens" - also der nördlichste Teil des Südufers). Über die Nieuwe Maas führen mehrere Brücken und Tunnel. Von West nach Ost: der Beneluxtunnel, der Maastunnel, die Erasmusbrug, der U-Bahn-Tunnel, der Willemsspoorttnnel, die Willemsbrug, die Koninginnebrug und die Vam Bienenoordbrug. Die ehemalige Eisenbahn-Hebebrücke "De Hef" ist im geöffneten Zustand als Denkmal erhalten.
Zwischen dem eigentlichen Stadtgebiet und der Nordsee liegt entlang der Nieuwe Maas und des Nieuwe Waterwegs das extensive Hafengebiet der Stadt, das bis Hoek van Holland reicht. Der Namensgebende Fluss Rotte fließte allerdings nicht mehr in die Nieuwe Maas. Seit dem Bau der zweiten U-Bahn-Linie in den 1980ern, wird er durch eine Rohrleitung in den Fluss gepumpt, da es sonst Probleme mit der Streckengestaltung gegeben hätte.
Geschichte

Rotterdam wurde 1230 gegründet, als ein Damm an dem Fluss Rotte gebaut wurde. Nach dem Erhalt der Stadtrechte 1340 entwickelte sich die Stadt wegen ihrer günstigen geografischen Lage schnell zu einer reichen Handelsstadt. Während des Krieges mit Spanien in den 1570er Jahren war Rotterdam eine der wenigen Hafenstädte mit freiem Zugang zum Meer. 1866 wurde der Vorhafen Hoek van Holland angelegt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Rotterdam am 14. Mai 1940 bei einem deutschen Luftangriff und den darauf folgenden Bränden schwer zerstört. Etwa 800 Menschen starben, 80.000 Rotterdammer wurden obdachlos. Im Stadtbereich wurden 260 Hektar dichter Bebauung zerstört, darauf befanden sich 25.000 Wohnungen. 70 Schulen, 2.400 Geschäfte und 2.000 Büros. Einzig die massiv gebauteren Gebäude von Rathaus, Post, Börse und St. Laurentiuskirche bleiben wenn auch schwer beschädigt erhalten. Die Grundmauern werden nach der deutschen Eroberung der Stadt dann „Auf Befehl des Führers unter Kunstschutz gestellt“. Weitere kleinere Luftangriffe, diesmal der Alliierten folgen im Oktober 1942 und am 31. März 1943 bevor wiederum die Deutschen 1944 große Teile der Hafenanlagen zerstören[1].
Der Angriff der deutschen Luftwaffe ist auch heute noch im Gedächtnis der Einwohner von Rotterdam tief verankert. Das alte Rotterdam verschwand weitestgehend und wurde modern wiederaufgebaut.
1972 wurde die Universität gegründet, nachdem Rotterdam eine der größten westlichen Städte ohne Universität gewesen war. 1985 ist der Hafenbetrieb weitgehend auf Gebiete am Nieuwe Waterweg und an der Maasvlakte vor Rotterdam ausgelagert. Für die zentrumsnahen Hafengebiete werden neue Konzepte zur Integration ins Stadtbild gesucht (vgl. Sehenswürdigkeiten: Kop van Zuid).
Bevölkerung
Die Bevölkerung Rotterdams, welche sich über 11 Stadtteile verteilt, ist sehr gemischt. Offiziell ist nur etwas mehr als die Hälfte der Bewohner autochthon. Die größten allochthonen Bevölkerungsgruppen sind Einwanderer aus den ehemaligen niederländischen Kolonien (vor allem aus Suriname und den Niederländischen Antillen) sowie Gastarbeiter aus der Türkei, Marokko und Kap Verde (Zahlen vom 1-12-2005: Gesamtbevölkerung: 589.156, Autochthone 318.672, Surinamesen 52.377, Türken 40.820, Marokkaner 34.281, Antillianer/Arubaner 20.390, europäische Mittelmeer-Anrainerstaaten 18.127, Kapverdier 14.919, übrige Allochthone 97.543). Etwa 6000 Rotterdamer sind Deutsche oder deutscher Abstammung. Viele von ihnen kamen entweder als Gastarbeiter (nach dem 2. Weltkrieg und in den 90er Jahren, als in den Niederlanden viele Arbeitskräfte gesucht wurden) oder als Studenten, um an einer der Rotterdamer Hochschulen zu studieren.
Bevölkerungsentwicklung
Rotterdam expandierte maßgeblich in der Zeit des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts als die Stadt zum wichtigsten Industriehafen Europas aufstieg. Allein zwischen 1900 und 1930 stieg die Einwohnerzahl von 318.000 auf 580.000 mit dementsprechenden Problemen für die Stadtplanung.[2]
Die Prognosen der Stadt Rotterdam gehen von einer Zunahme der allochthonen Bevölkerung auf 57,2% im Jahre 2017 aus ([1]). Nicht eingerechnet in diese Zahl ist die 3. Generation, die 2017 etwa 3,3% ausmachen wird.
Wirtschaft und Verkehr

Rotterdam hat einen der größten Seehäfen der Welt und den mit Abstand größten Europas, der im Jahr 2004 einen Güterumschlag von 354 Mio. Tonnen hatte und zu dem u.a. auch Europoort gehört. Im Jahr 2000 bewältigte der Hafen damit 36 % des Güterverkehrs in Tonnen auf dem Abschnitt zwischen Le Havre und Hamburg gefolgt vom Antwerpener Hafen mit 14%. Die transportierten Güter beliefen sich 2000 zur Hälfte auf feuchtes Massengut (vor allem Öl), zu 30% auf trockenes Massengut und zu 20% auf Container.[3]
Durch den Hafen wurde Rotterdam auch wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, wozu auch der außerhalb der Stadtgrenze an der Eisenbahnstrecke nach Dordrecht gelegene Rangierbahnhof Kijfhoek zwischen den Nachbarorten Barendrecht und Zwijndrecht gehört.
Seit 1968 besitzt Rotterdam eine U-Bahn, die Metro, auf deren Haltestellen weit sichtbar ein rotes M hinweist. Der sonstige ÖPNV wird unter anderem von der Rotterdamsche Electrische Tramway, der Straßenbahn von Rotterdam durchgeführt.
Rotterdam verfügt auch über einen Flughafen, der Verbindungen in viele Staedte Europas bietet.
Neben dem dominierenden Hafen, haben sich auch zahlreiche Dienstleistungs- und Industrieunternehmen angesiedelt, die aber oft in direkter Verbindung zur Hafenwirtschaft stehen. Wichtigste Industriebranchen sind die ölverarbeitende und chemische Industrie.
Stadtbild


Rotterdam wuchs zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark und setzte zu dieser Zeit auch auf neue architektonische Formen. Das sogenannte Weiße Haus von 1898 war bei seiner Fertigstellung das höchste Bürogebäude Europas. Andere moderne Bauten in dieser Zeit waren die Van Nelle fabriek von 1929 sowie das Feijenoord Stadion von 1936, beide entworfen von Brinkman en Van der Vlugt. Nachdem 1940 das gesamte Stadtzentrum zerstört worden war, beschloss die Stadt einen kompletten Neubeginn. Die Grundstücksbesitzer in der Stadtmitte wurden ebenso gegen Entschädigung enteignet, wie der Boden aufgegraben und sämtliche Leitungen, Abwasserkanäle etc. entfernt, um wirklich einen kompletten Neubeginn in der Stadt zu ermöglichen.
Das Stadtbild in der Innenstadt hat so fast gar keine Reminiszenzen mehr an eine alte europäische Stadt, sondern ist gewollt modern und ambitioniert. Das führt dazu, dass sich noch heute viele bekannte Architekturbüros wie Rem Koolhaas, MVRDV und Neutelings & Riedijk in der Stadt angesiedelt haben, aber auch dazu, dass sich kaum ein klassisches europäisches Stadtbild vorfinden lässt. Darüber hinaus sind in der Stadt öffentliche Institutionen, die sich mit Architektur beschäftigen wie das Berlage Institut oder das NAi (Niederländisches Architektur-Institut).
Altes Rotterdam
Fast die gesamte Altstadt Rotterdams wurde ein Opfer der Bombardierung durch die Wehrmacht. Im Stadtzentrum selbst steht an Gebäuden, die vor dem 20. Jahrhundert errichtet wurden, nur noch die Laurenskerk (Lorenzkirche). Andere alte Gebäude sind:
- Provenierswijk - letzter Rest des Rotterdam der Vorkriegszeit, zentral gelegen hinter dem Hauptbahnhof
- Rathaus - errichtet zwischen 1914 und 1920.
- Historisch Delfshaven - alter Stadtteil mit Hafen, als Vorhafen der Stadt Delft gegründet und mit dieser durch den Delftse Schie Kanal verbunden.
- Café New York - im Gebäude der ehemaligen Holland-Amerikalijn. Hier starteten viele Amerika-Auswanderer.
Nach 1945


Ein bestimmendes Feature des Stadtbilds ist die hohe Anzahl an hohen Gebäuden, wie sie in Europa sonst nur noch in Frankfurt, Warschau und Paris vorkommen. Mit dem Montevideo Tower steht in Rotterdam ebenso das höchste Wohngebäude der Niederlande wie mit dem Delftse Poort, dem Verwaltungsgebäude der Nationale-Nederlanden-Versicherungsgesellschaft, das höchste Bürogebäude des Landes. Der 186 Meter hohe Euromast wurde 1960 mit einer Höhe von 101 Metern errichtet und 1970 aufgestockt und gehört ebenso zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Andere bekannte Gebäude sind:
- Kop van Zuid - Städtisches Entwicklungsgebiet auf bisherigem Hafengelände auf dem der Innenstadt gegenüberliegenden Flussufer.
- Kubushäuser - originelle Siedlung im Stadtteil Blaak von auf jeweils einer Spitze stehenden würfelförmigen Einzelhäusern. Die 1984 von Architekt: Piet Blom errichteten Häuser werden von den Rotterdammern als Sechskanthäuser bezeichnet. Unmittelbar daneben befindet sich der architektonoisch ungewöhnliche Bahnhof Blaak.
- Erasmusbrug - Brücke über die Nieuwe Maas und Symbol für das moderne Rotterdam. Am Nordende dieser Brücke starten die Schiffe für die Hafenrundfahrt. Die Standard-Fahrt dauert eine gute Stunde und führt direkt durch die großen Container-Terminals.
- Willemsbrug - Die Golden Gate Bridge von Rotterdam gilt als das alte Gegenstück zur Erasmusbrug
- Alexandrium - Wohn- und Geschäftsviertel im Osten Rotterdams, das in den 1980er Jahren entstand.
Kunst
- Museum Boijmans van Beuningen - Bedeutende Kunstsammlung aller Epochen
- Kunsthalle - wechselnde Ausstellungen
- Witte de With - Zeitgenössische Kunst
- Tent - Zeitgenössische Kunst
Verschiedenes
- Diergaarde Blijdorp - großer zoologischer Garten mit eindrucksvollem Aquarium
- Wereldmuseum - Völkerkundemuseum
- Natuurhistorisch Museum Rotterdam - Sammlung von rund 250.000 naturhistorischen Objekten
- Holland Casino
- Maeslantkering - der Maeslant-Sturmflutwehr der zu den Deltawerken gehört.
Kultur und Bildung
Ein internationaler Begriff im europäischen Chorleben ist der Rotterdams Jongenskoor.
Festivals und Events
- Dunya-Festival - größtes Weltmusikfestival, jährlich, meistens ein Wochenende Ende Mai, weit über 100.000 Besucher
- Internationales Filmfestival Rotterdam, jährlich Ende Januar, Anfang Februar
- Karibischer Sommerkarneval
- North Sea Jazz - großes Jazzfestival
- FFWD Heineken Dance Parade - große Technoparade durch Rotterdam, jährlich im August
Hochschulen
An der Universität Rotterdam studierten 2005 20545 Studenten an 9 verschiedenen Fakultäten [2]; an der Hochschule Rotterdam (Hogeschool Rotterdam) 23953 Studenten. Weitere Hochschulen sind u.a.: Pabo Thomas More, Rotterdams Conservatorium, Willem de Kooning Academie (Kunstakademie), Academie van Bouwkunst, Hogeschool INHOLLAND.
Sport
Fußball ist die bedeutendste Sportart in der Stadt. Sie stellt mit Feyenoord, Sparta und Excelsior drei Vereine in der Eredivisie, der höchsten niederländischen Fußballliga.
Feyenoord gehört zusammen mit Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven zu den großen drei des niederländischen Fußballs. Der Verein gewann 1970 den Europacup der Landesmeister sowie 1974 und 2002 den Uefa-Cup. Der Verein war neunmal niederländischer Landesmeister. Der aus dem Stadtteil Feijenoord stammende Club spielt im Feijenoord Stadion, bekannter als "De Kuip", dem größten Stadion des Landes und Austragungsort des EM-Finales 2000. Sparte war 1959 niederländischer Meister.
Ebenso findet sich der größte Feldhockey-Verein der Niederlande in der Stadt. Der HC Rotterdam hat knapp 2400 Mitglieder. Sowohl die erste Herren- als auch Damenmannschaft spielen in der höchsten Spielklasse.
Die Strecke des Rotterdam Marathon zählt zu den schnellsten der Welt. Die Marathon-Weltbestzeit von 1985 bis 1998 war in Rotterdam gelaufen worden: Carlos Lopes hielt sie von 1985 bis 1988, bevor ihn Belayneh Dinsamo mit seiner 1988er Zeit ablöste, die bis 1998 gültig war.
Partnerstädte
- Danzig, Polen
- Dresden, Deutschland
- Köln, Deutschland
- Lüttich, Belgien
- Shanghai, Volksrepublik China
- Lille, Frankreich
Persönlichkeiten
Prominente Bewohner und Söhne und Töchter der Stadt sind in der Liste der Persönlichkeiten Rotterdams aufgeführt
Anmerkungen
- ↑ Ostermann S. 10ff.
- ↑ Ostermann S. 8
- ↑ Ans Kolk und Mark van der Veen: "Dilemmas of Balaning Organizational and Public Interests: How Environment Affects Strategy in Dutch Main Ports" in: European Managemet Journal Vol. 20, No. 1 pp.45-54 2002
Literatur
- Ingrid Ostermann: Wiederaufbau Rotterdam - Metamorphosen einer Stadt. TU Darmstadt FB Architektur, 2004
Weblinks
- Stadt Rotterdam (nl, en)
- Tourismusverband Rotterdam (nl, en)