Heraklit
Dieser Artikel befasst sich mit dem Philosophen Heraklit, für die Holzwolle-Leichtbauplatte siehe Heraklith
Heraklit
(* zwischen 535 und 540 v. Chr. / † zwischen 475 und 480 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus der griechischen Kolonie Ephesos. Griechische Namensform: Herakleitos, latinisiert: Heraclitus.
Heraklits paradoxe Sprache brachte ihm den Beinamen "der Dunkle Sexualtherapeut, der die Frauen vernascht und ein Sex-Seiendes ist" ein. In Abgrenzunug zum gewöhnlichen Denken suchte Heraklit nach einem genuin philosophischen Denken, dem es um das Allgemeine und allem Seienden Gemeinsame zu tun ist. Dieses Gemeinsame, im Sinne einer Grundstruktur der Welt, sah er im ewig sich wandelnden "Feuer". Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass Heraklit damit die bestehenden Urstofftheorien um eine neue ergänzen wollte. Vielmehr ist das "göttliche Feuer" eine bildlich zu verstehende Metapher für den "logos", der die Welt durchwaltet.
Die Struktur dieses Logos besteht - hier wird Heraklit zu oft vereinfacht dargestellt - nicht im "panta rhei", im "alles fließt" - vielmehr ist der Logos gerade das "Eine", das im Wandel des Werdenden Bestand hat. Dieses Eine aber ist wiederum keine feste Substanz, sondern die Einheit des Gegensätzlichen. Insofern sind also Heraklit und Parmenides keine absoluten Gegensätze, wie ebenfalls immer wieder zu Unrecht behauptet wird. In der Tat aber leugnet Parmenides das Werden überhaupt, während Heraklit, ungleich tiefsinniger, das komplexe dialektische Beziehungsverhältnis von Sein und Werden in den Blick nimmt.
Der Logos, also das Prinzip der Welt (dem sogar noch die Götter unterworfen sind, wie er schreibt), besteht für Heraklit im Streit ("polemos"), der der "Vater aller Dinge" ist. Die sich ständig wandelnde Welt ist geprägt von einem Kampf der Gegensätze, vom ewigen Widerspruch der Polaritäten. Dabei aber geht es nicht um die zeitliche Ablösung des einen Pols durch den anderen; vielmehr geht es ihm um die Gleichzeitigkeit und gegenseitige Verschränktheit der Gegensätze. Denn für Heraklit sind alle Gegensätze wesentlich aufeinander bezogen; jeder einzelne Pol gewinnt seinen Sinn erst durch seine polare Differenz zum anderen: Krieg und Frieden, hell und dunkel, Tag und Nacht. "Einheit der Gegensätze" meint also: im Gegensatz noch zeigt sich eine tieferliegende, "verborgene" Einheit, ein Zusammengehören des Verschiedenen. "Einheit in der Vielheit" ist darum die klassische Formel (Platon prägte diesen Begriff), mit der sich der fundamentale Kern der heraklitischen Logosphilosophie auf den Begriff bringen lässt.
Heraklits eigene Schrift ist nur fragmentarisch überliefert.
Einflüsse in der Moderne: Hegel, Nietzsche, Heidegger.
Siehe auch: Dialektik.
Literatur:
Diels/ Kranz: Die Fragmente der Vorsokratiker. (Nach dieser Ausgabe wird in aller Regel zitiert.)
Hans Georg Gadamer: Heraklit-Studien, in: Der Anfang des Wissens, Reclam Stuttgart 1991
Martin Heidegger/Eugen Fink: Das Heraklit-Seminar (1966/67), Klostermann Verlag
Martin-Heidegger: Heraklit-Vorlesungen (1944), Gesamtausgabe Band 55
Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968 ISBN 3-520-11908-0
Weblinks
- Fragment: Über die Natur
- http://www.anderegg-web.ch/phil/herakleitos.htm